Dienstag, 25. Dezember 2012

Palim palim...

Es gab Weihnachtsgeschenke. Juchhu. Und ich habe so etwas unvorstellbar kitschiges bekommen, dass ich selber noch nicht weiß, ob ich es einfach nur furchtbar hässlich oder eigentlich ganz witzig finden soll. Wenigstens war niemand, der mich kennt, so dreist, mir so etwas unglaublich unpassendes zu schenken. Nein, das Geschenk kommt von der landwirtschaftlichen Genossenschaft, an die ich ein Stück Wiese verpachtet habe. Ja, ein Stück Wiese, denn ich habe selber kein Schafe, Kühe, Pferde, die ich drauf stellen könnte und irgendjemand muss da ja ab und zu Gras mähen. Das ganze bringt mir jedes Jahr ein paar Euro ein, nicht der Rede wert, aber was die Genossenschaftler, bzw. der Vorstand jedes Jahr noch an Naturalien drauf legt, dafür lohnt es sich schon fast wieder. Ich bekomme jedes Jahr eine Einladung zum Hoffest beim Milchviehbetrieb und dazu Verzehrgutscheine über 20 Euro. Ich glaube, nächstes Jahr gehe ich mal hin und trink ein paar Bier. Mag jemand mitkommen?
Und jedes Jahr zu Weihnachten schicken die mir eben auch ein Paket. Stolle, Baumkuchen, Lebkuchen. Das beste Jahr war das mit der Dresdner Weihnachtsstolle in der edlen Geschenkdose. Habe ich weiterverschenkt, bereue ich auch nicht, denn es ging an einen sehr lieben Menschen. Und nun das. Immerhin war es mit Nürnberger Lebkuchen-Spezialitäten gefüllt. Dennoch, ich fass es immer noch nicht. Seht selbst!


Montag, 24. Dezember 2012

24. Dezember, ca. 10.30 Uhr

Irgendwo in einem großen Supermarkt in einer sächsischen Kleinstadt bei den letzten Weihnachtseinkäufen

 
"Da wurde gerade ein Kennzeichen durchgesagt, was hast du für ein Kennzeichen? Irgendwas mit Y?" 
 
"Ja. AY, irgendwas." 
 
"Dann solltest du vielleicht mal zur Information, dein Auto brennt wahrscheinlich." 
 
[Lachen. Blick auf die langen Schlangen an allen zehn geöffneten Kassen, die um die letzte Regalreihe des Supermarkts herumreichen.]
 
"Ich komm da jetzt eh nicht durch, da muss es wohl ausbrennen."
 
"Sag einfach, du musst durch, du hast noch Wurst im Auto."

"Das wäre dann wohl jetzt Thrüringer Rostbratuwurst."
 
Ich weiß, ich weiß, nacherzählt nur halb so lustig. Aber mit ein bisschen Kopfkino geht es trotzdem...
 
 



Montag, 3. Dezember 2012

Blendende Aussichten

Im Moment schreibe ich meine Masterarbeit. Deswegen gibt es hier auch so wenig zu erzählen - zumindest keine großen Reisen. Meine Reiseroute, fast täglich: Über die Donau, den Berg hoch, Bibliothek, Mensa, Bibliothek, irgendwann zurück. Manchmal variiere ich ein wenig und bin noch ein-zwei Stündchen in der Südostbibliothek im Stadtzentrum, manchmal habe ich noch Bosnisch/Kroatisch/Serbisch-Sprachkurs. Der Kurs wird von einem Bosniaken unterrichtet, der ein kroatisches Lehrbuch verwendet und immer wieder Sachen einwirft wie: "Aber im Serbischen würde man "voz" statt "vlak" sagen."
Im Februar gebe ich meine Masterarbeit ab. Und im März, so ist der Plan, lerne ich dann intensiv Serbisch, drei Wochen in Belgrad. Es ist wunderbar, etwas für danach zu haben. Auch wenn es nur ein Sprachkurs ist. Und ich freu mich schon jetzt, genau drei Monate davor, wie wahnsinnig auf Belgrad.

Montag, 5. November 2012

Berlin - ein Wochenende mit Freunden




Vor wenigen Wochen hatte ich beschlossen, nach Berlin zu fahren, um mich dort mit Freunden zu treffen und ein Theaterstück des Zürcher Hora-Theaters anzuschauen, wo eine der Freunde mal gearbeitet hat. Ich fuhr Donnerstag los und Sonntag zurück und es war schon ein wenig anstrengend, 14 Stunden zu reisen für zwei Tage Aufenthalt in Berlin. Dennoch hat es sich voll gelohnt, ich habe das Fräulein, meine Rumänien- und Istanbul-Gefährtin wiedergetroffen und natürlich viel Zeit mit meinen Freunden verbracht.

Als ich am Donnerstag spät abends in der Jugendherberge ankam, war ich zunächst allein in dem spärlich eingerichteten Dreierzimmer, in der Nacht trödelten dann aber noch meine zwei Zimmergenossinnen ein und da wir uns eine Weile nicht gesehen hatten, quatschten wir erst einmal bis um zwei. Am nächsten Morgen gingen wir gemeinsam frühstücken und das Frühstück übertraf unsere Erwartungen, die in dieser Umgebung, die doch stark an ein Schullandheim erinnerte, nicht hoch waren. Wir zerstreuten uns und für mich ging es zu einem zweiten, türkischen Frühstück nach Neuköln, wo ich das Fräulein traf. Wir tauschten uns darüber aus, was in unseren Leben so passiert war, seit wir uns das letzte Mal, in Istanbul, gesehen hatten. Dazu passte natürlich Simit und Schwarztee ausgezeichnet. Das Fräulein zeigte mir noch das alte Tempelhofer Flughafengelände, das heute eine große gemeinschaftlich genutzte Erholungsfläche ist (auf dem Bild sieht man Gleitschirme, ein Gartenprojekt und natürlich den Fernsehturm), und ihre Wohnung. Nachmittags lief ich durch Neuköln zum Maybachufer. Auf dem Markt, der dort stattfindet tauchte ich in die Gerüche ein, die von den Ständen herüberwehten – reife Ananas, orientalische Gewürze, Räucherstäbchen... Am Ende des Marktes saßen ein paar junge Menschen und machten Musik. Der Markt war gedrängt voll mit einer Mischung aus Anwohnern und Touristen, der Stadtteil war so lebendig, wie ich es selbst von Regensburg kaum kenne. Die Menschen wirkten nicht so gehetzt, wie Großstädter eben oft scheinen, und die Atmosphäre war sehr angenehm.

Danach stoppte ich noch einmal kurz im Hostel, bevor ich meine Freunde traf, mit denen ich zum Theater gehen wollte. Hora ist die einzige professionelle Theatergruppe, die aus Behinderten besteht und das Stück, welches wir sahen, trug einfach den Titel „Disabled Theater“. Ich verstand es nicht sofort als Stück und ich fand es auch nicht besonders gut, aber bei unserer späteren Diskussion in einer Kneipe verstand ich es ein bisschen besser und mir erschlossen sich noch ein paar Sachen. Es beginnt damit, dass die Schauspieler einzeln auf die Bühne kommen und eine Minute im Rampenlicht stehen bleiben. Danach beantworten sie, wieder einer nach dem anderen, nacheinander die Fragen nach Name, Alter und Beruf sowie ihrer Behinderung. Schließlich folgen sieben von den Behinderten selbst erarbeitete Choreographien zu von ihnen selbst gewählten Liedern, eine Freedbackrunde zum Stück und die restlichen vier Choreographien von den Schauspielern, die in der ersten Runde nicht getanzt hatten. Meine größte Kritik an dem Stück ist eigentlich, dass ich finde, dass die Behinderung der Schauspieler zu sehr thematisiert wird und sie vorgeführt werden. Man ist als Zuschauer (und das wäre man sicher auch bei jedem anderen Stück mit Behinderten Schauspielern) in der Rolle des Voyeurs, der sich eben anschaut, was „diese Menschen“ auf der Bühne machen. Das Interesse liegt weniger im Stück, als darin, wie es umgesetzt wird. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass man sich durch den Aufbau des Stückes auch bewusst wird, dass man ein Voyeur ist und möglicherweise ist gerade das eines der Ziele, dass man sich eben nicht ganz wohl fühlt bei dieser (so einer der Behinderten) „Freak-Show“. 

Am Samstag verbrachte ich Stunden mit Kater im Deutschen Historischen Museum, nachdem wir es geschafft hatten, eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, welches Museum es werden sollte. Das Museum ist sehr zu empfehlen, es ist sehr gut aufbereitet und man kann locker einen Tag darin verbringen. Die Sonderausstellung zur DDR war aber leider sehr unkritisch, undifferenziert und wenig reflektiert. Einzig mit dem kostenlosen Audioguide erhielt man auch ein paar kritische O-Töne, die über die üblichen Poster zur Rechtfertigung der innerdeutschen Grenzsicherung hinausgingen. 


Später machte ich mich auf dem Weg zum Haus der Kulturen der Welt, wo das Festiwalla stattfand. Das Fräulein hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Leider war ich zu spät dran für die palästinensischen Kurzfilme, aber ich konnte mir zwei Theaterstücke anschauen. Bei „From Tahrir wirh Love“, in dem es laut Programmheft um die Rezeption des arabischen Frühlings unter Berliner Jugendlichen mit Migrationshintergrund ging, war mein großes Glück, dass das Fräulein und ihre Mitbewohnerin mir einen Platz reserviert hatten und wie die Löwinnen mit kämpften, dass ich da rein kam. Ich war sehr froh darüber, denn es lohnte sich sehr. Ich würde aber eher sagen, es ging um die Probleme von jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihren Willen zur Revolte. Das Stück, von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf die Bühne gebracht, war großartig. Es war jung, wild, kreativ, links, berlinerisch. War es migrantisch? Eigentlich nicht – natürlich zeigte es Probleme, die eben Jugendliche mit Migrationhintergrund haben, aber im Endeffekt ging es um Sachen, die die Gesellschaft als ganze betrafen.

Eigentlich war fest geplant, abends noch wegzugehen und das Nachtleben der Hauptstadt etwas unsicher zu machen, aber das schafften wir dann im Endeffekt nicht. Ich traf die anderen wieder in einem Restaurant, wo sie gerade ihr Nachtmahl nahmen und wir hingen alle ganz schön am Tisch, so dass wir beschlossen, dass der Spaziergang nach Hause das letzte sein würde, was wir an dem Tag tun würden. Am nächsten Morgen frühstückten wir noch einmal gemeinsam, ehe wir wieder in unsere jeweiligen Heimatrichtungen aufbrachen.

Alles in allem ein anstrengendes Wochenende mit wenig Schlaf, aber einer Menge schöner Momente mit lieben Menschen. Und Berlin, da kann man auch mal wieder hin...

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Zum ersten Mal in Sarajevo – beeindruckt und verwirrt

Das ist die Fortsetzung meines Berichts von der Exkursion nach Belgrad und Sarajevo. Der Anfang findet sich hier: http://lost-in-cluj.blogspot.com/2012/10/mal-wieder-nach-belgrad.html

Wir fuhren tatsächlich früh um sieben Richtung Sarajevo los, obwohl viele noch in der Nacht tanzen waren. Die Busfahrt dauerte ewig. Um zwei Stempel reicher und zwei Stunden später als gedacht kamen wir in den engen Straßen Sarajevos an. Wo sich das Navi nicht auskannte. Unsere tollkühnen griechischen Busfahrer manövrierten dennoch gekonnt durch die unbekannten Gassen und wir fuhren zum ersten Hostel. Da wir aber fast fünfzig Personen waren, teilten wir uns auf zwei Hostels auf – ich landete im zweiten, in bester Innenstadtlage, dazu sehr neu und sehr nett hergerichtet. Aber wie schon in Belgrad – zwei Bäder für 16 Leute, da besteht Verbesserungsbedarf. 


Wir hatten als erstes einen Termin beim Hohen Repräsentanten, also bei der Institution, die die „Weltgemeinschaft“ eingesetzt hat, damit sie überprüft, ob die Bosnier sich auch an die Verfassung halten, die eben diese Weltgemeinschaft für sie geschrieben hat. Je mehr zeitliche Distanz ich zu dem Besuch habe, um so skurriler wird das Bild. Vielleicht vergesse ich irgendwelche wichtigen Fakten, aber so wie es sich darstellt: In Sarajevos Innenstadt finden sich die gleichen westlichen Geschäfte wie auch in Rom, Frankfurt oder Bukarest. Die Währung, Mark, ist gebunden an den Euro. Die Politik wird bestimmt von einer Verfassung, die als Anhang des Dayton-Friedensvertrags für das Land ausgehandelt wurde, durch den Hohen Repräsentanten wird überwacht, dass auch tatsächlich eingehalten wird, was man sich für das Land ausgedacht hat. Sie sollen der EU beitreten, das wollen sie sogar selber, aber die Folge davon ist, dass die EU noch zusätzliche Vorschriften macht, wie die Gesetze und deren Ausführung im Land zu laufen haben. Das ganze kommt mir vor wie eine Kolonie, ich kann mir nicht helfen. Natürlich sehe ich es ein, dass es irgendwie unsinnig wäre, dem Konflikt zwischen bosnisch-kroatischer Föderation und Republika Srpska seinen Lauf gehen zu lassen und das Land nun 15 Jahre nach dem Krieg doch noch zu teilen, weil dann ja eben die Serben genau das erreicht hätten, was sie mit dem Krieg wollten. Aber was soll man den tun, wenn es als Land einfach nicht funktioniert, ohne dass ständig Aufpasser daneben stehen? Ich habe wie gesagt auch keine Lösung, aber das Bild, welches sich bietet, ist höchst ambivalent. Dann stehen dort moderne Bürogebäude undeine Designerbrücke und auf der anderen Seite sieht man vollkommenzerschossene Gebäude, die kaum noch von ein paar Mauernzusammengehalten werden.  

Das wirkt alles so irreal. Dieser lebendige Markt im Stadtzentrum, die vielen Touristen und Backpacker – von vielen glaubt man, dass sie dem letzten superheißen Geheimtipp des Lonely Planet gefolgt sind – das wirkt alles so absurd, wenn man die Hügel um die Stadt sieht und sich nur denkt: „Die haben da einfach die ganze Zeit geschossen. Von den Bergen dort. Warum liegt die verdammte Stadt im Talkessel? Das ist doch die perfekte Lage für eine Belagerung!“ Ich stand immer wieder da und habe meine Mitreisenden bestimmt damit genervt, dass ich eben genau darauf hingewiesen habe – wie wahnsinnig es doch sei, dass hier Krieg war und wenn man sich das vorstellt, wie da, wo die Häuser sich den Berg hoch ziehen... 


Wir blieben nur eine Nacht in Sarajevo und mussten wiederum früh raus, da wir aufgrund unserer längeren Busfahrt einen Termin auf den nächsten Morgen verlegt hatten. Der Tag war relativ voll, am Abend blieb dennoch etwas Zeit, sich die Stadt noch ein bisschen selbstständig anzuschauen. Ich stromerte ein bisschen allein umher, das Stadtzentrum ist allerdings so klein, dass ich sehr schnell wieder jemanden traf. Ich kaufte mir noch einen Kupferarmreif als Andenken und genügend Essen für die Busfahrt – unter anderem ein „Light“-Sandwich mit extra viel Mayonese – und dann ging es schon wieder zurück nach München. Wiederum über viele Grenzen, die noch vor zweiundzwanzig Jahren nicht existierten. 


Gerade weil wir so viele offizielle Termine hatten, war diese Reise äußerst lehrreich. Leider blieb wenig Zeit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, für die das Land ihre Heimat war. Aber einen ersten Eindruck von Bosnien und Herzegowina konnte ich dennoch bekommen. Und mein neuer Pass hat seine ersten vier Stempel bekommen und fühlt sich damit nicht mehr so nichtssagend an. Ich war müde, ich war verwirrt, war aber auch sehr glücklich über die Möglichkeit, ein weiteres Land des ehemaligen Jugoslawien entdeckt zu haben. Und ich fühlte mich in dem Entschluss bestärkt, den Sprachkurs in Bosnisch-Serbisch-Kroatisch zu belegen. Dafür bin ich nun hochmotiviert und schmiede bereits Pläne, wie ich meine Sprachkenntnisse noch einmal irgendwo in Bosnoserbokroatien verfeinern könnte. Die erste Wahl dafür ist aber Belgrad. Fünf Jahre nachdem ich das erste Mal in Rumänien war, habe ich mal wieder mein Herz ein wenig an einen Ort verloren. Oder besser gesagt, der Ort hat sich in mein Herz und meinen Geist eingenistet und ist von dort nicht so schnell zu vertreiben. 

Freitag, 12. Oktober 2012

Mal wieder nach Belgrad...

Ich hatte einen Platz bei einer Exkursion meines Stipendienrprogramms bekommen. Für eine geringe Eigenbeteiligung konnte ich für vier Tage mit nach Serbien sowie Bosnien und Herzegowina fahren. Und fahren ist wörtlich zu nehmen – wir fuhren mit dem Reisebus. Ich fand die Vorstellung ganz schrecklich, aber schließlich war es gar nicht so schlimm, wie gedacht. Gemeinsam mit drei anderen Regensburgern machte ich mich auf den Weg nach München, wo der Bus am Hauptbahnhof abfahren würde. Er war fast voll und nur ein paar Leute hatten zwei Plätze für sich allein. Ich gehörte nicht dazu. Ich freute mich also nicht gerade auf die Fahrt, doch obwohl ich wenig schlief und wir keine funktionierende Toilette im Bus hatten, war es doch ok. 


Ich wachte etwa dreißig Kilometer vor Belgrad auf und genoss es wahnsinnig, die Stadt wiederzuerkennen, als ich Novi Beograd sah, als wir die Donau überquerten, als wir schließlich am Kalemegdan-Park herumkurvten. Genau da war unser Hostel – direkt an der alten türkischen Festung mit ihrem großen Park, oder besser gesagt zwischen Festung und Fußgängerzone Knez Mihailova. Die perfekte Lage. Auch das Achtbettzimmer war zu verkraften, zumal es sich als eine Art Appartment mit Vierbettzimmer, Zweibettzimmer, Einbettzimmer und einem Bett auf dem Flur herausstellte, die sich ein Bad teilten. Leider gab es keine Toiletten extra, aber auch das funktionierte eigentlich entgegen schlimmster Befürchtungen. Wir hatten bei dieser Exkursion Treffen mit EU-Institutionen und Menschenrechtsorganisationen, hörten Präsentationen der Exkursionsteilnehmer und schauten uns auch ein paar Sehenswürdigkeiten an. Ich war erstaunt, wie diszipliniert alle Teilnehmer waren – fast immer waren alle pünktlich da, selbst als wir morgens um sieben am Bus sein mussten und die meisten hörten immer zu und es kamen viele interessierte und interessante Fragen. Das kannte ich von anderen Exkursionen anders. Aber es war ja auch eine Exkursion von einem Eliteförderprogramm. Das hatte dann leider auch zur Folge, dass ich zu einigen Leuten überhaupt keinen Draht hatte. Einige kamen mir sehr oberflächlich und egoistisch vor, wobei auch einige sehr nette darunter waren. 

Am ersten Tag gingen wir abends etwas trinken und es wurde ein Schnaps nach dem nächsten bestellt. Mir war das, gerade nach der Nacht ohne Schlaf und der langen Reise doch etwas zu viel und ich war froh, dass mich am nächsten Morgen kein allzu schlimmer Kater erwartete. Am zweiten Tag stand die EU-Delegation und Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Ich klinkte mich an der Heiligen Sava Kathedrale aus, nachdem ich an einem Kinderspielplatz mein Referat über Tito gehalten hatte. Tito hätte es gemocht, bestätigte mir kurz darauf auch mein Lieblingsserbe den ich kurz darauf in der Innenstadt traf. Ich war vor einem halben Jahr als Couchsurferin bei ihm gewesen, hatte im Sommer bei meiner Rundreise noch mal bei ihm übernachtet und war froh, dass er wenigstens ein wenig Zeit für mich nehmen konnte. Ich höre ihm so gern zu, wenn er erzählt und er gibt mir jedes Mal eine Menge Tipps, welche Filme ich sehen und Bücher ich lesen sollte. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht, aber auch einem großen Abschiedweh ging ich wieder ins Hostel. Ich hätte ihn gern mitgenommen, aber ich war auch bereits sehr glücklich darüber, nur zwei-drei Stunden mit ihm verbracht zu haben.

Wir holten uns abends noch Fastfood und ein Bier und setzten uns an die Festungsmauer, wo wir Donau und Sava überblickten. Danach noch ein Bier in einer Bar, wo ich auch bereits mit meinem Couchsurfer mal war und für mich war es das für diesen Abend. Die Party-Boote, die die anderen noch ansteuerten, sparte ich mir, denn ich war einfach nur müde. Ich schlief dennoch irgendwie sehr schlecht und das frühe Aufstehen war eine Strapaze. Um sieben wollten wir mit dem Bus Richtung Sarajevo aufbrechen.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Rumänien in Freiburg

Um für meine Masterarbeit zu recherchieren musste ich unbedingt ein paar Tage nach Freiburg. Dort befindet sich die Rumänische Bibliothek, die bereits 1949 von Rumänien, die sich in Deutschland im Exil befanden, gegründet wurde. Unter anderem gehören zum Bestand neben zahlreichen Büchern unzählige Zeitungen und Informationsblätter, die von Exilrumänen herausgegeben wurden Ich beschäftige mich in meiner Masterarbeit mit dem rumänischen Exil und so war das also unumgänglich.

In die Bibliothek zu kommen war zunächst nicht so einfach. Ich wollte es eigentlich noch im August erledigen, aber als ich Mitte Juli in der Bibliothek anrief, wusste die Dame am Telefon nicht, ob im August offen wäre. Ich sollte wieder anrufen. Das versuchte ich dann auch und als ich schließlich jemanden erreichte, meinte die gleiche Frau, sie sei nur zufällig da und ja, es wäre geschlossen. Ob denn im September offen sei? Wahrscheinlich in der ersten Septemberwoche noch nicht, aber in der zweiten bestimmt. Ich solle am Besten einfach vorbeikommen. Ich weiß nicht, wie oft ich ihr erklärte, dass es aus Regensburg nicht gerade nah war und ich das schon ein bisschen planen musste. Dann solle ich besser noch mal anrufen. Mein Problem war nur, dass die Bibliothek lediglich montags bis donnerstags von elf bis dreizehn Uhr geöffnet hatte und ich somit nicht erst Montagmorgen anrufen wollte, um zu erfahren, ob vielleicht offen sei, dann in den Zug zu steigen und Dienstag beginnen zu können, zu arbeiten. Ich rief also eine Woche vor meiner Ankunft an. Ja, man habe prinzipiell geöffnet, die Sekretärin sei aber jetzt nicht da, also wenn ich sicher sein wollte... Als ich ihr zum fünften Mal erklärte, dass ich aus Regensburg käme, meinte sie schließlich, dass bestimmt geöffnet sei, aber man habe halt wenig Personal und sie würde der Sekretärin einen Zettel hinlegen, dass ich Montag da wäre. 



Also auf nach Freiburg. Sonntagabend fuhr ich mit einer Mitfahrgelegenheit hin, traf den Couchsurfer, der mich beherbergen würde und ging mit diesem und seinem Bruder noch einen Cocktail trinken. Am nächsten Morgen klappte alles sehr gut. Ich fand die Bibliothek, auch mithilfe meines Navi-Handys, sofort, kaufte mir vorher noch ein Frühstück beim Bäcker und war dann ein paar Minuten zu früh in der Straße unterwegs. Ich sah jemanden zum Eingang der Bibliothek gehen, aber als mir auf mein erstes überpünktliches Klingeln niemand öffnete, drückte ich mich noch ein bisschen herum und aß den Rest von meinem Bäckerfrühstück, dann versuchte ich es noch einmal und die schwere Pforte des Altbaus öffnete sich mit einem Summen. Eine alte Dame stand in der Tür der Wohnung, die die Bibliothek beherbergte. Mit Strickjacke und Schal, sowie einem hölzernen Gehstock lehnte sie halb im Türrahmen. Ich folgte ihr in die Bibliothek, die so war, wie man sich eine alte Bibliothek ausmalt – Regale bis zur Decke, dunkel, kühl und ein wenig unordentlich. Ich sollte die Jacke besser anbehalten, meinte die Frau und damit hatte sie sogar recht, es war ziemlich kühl. Doch ich war im Regen ein wenig nass geworden und so zog ich sie doch lieber aus. Die Dame zeigte mir den Raum mit den Exilzeitungen und -zeitschrifen – wiederum bis an die Decke hoch Regale mit Pappordnern, in denen Titel wie „Exilul Romînesc“ oder „Patria“ steckten. Genau das, was ich suchte. Ich begann mir die erste vorzunehmen, während mit die Dame, die offenbar die Bibliothek leitete, eine Liste der wichtigsten in Deutschland erschienen Publikationen machte. Ein Traum eines jeden Wissenschaftlers. Mir wurde ein Nebenraum angewiesen. Auch er hatte wiederum Regale bis zur Decke, außerdem waren da ein alter Bibliothekskatalog mit Holzschubern sowie ein Tisch, der vollgestellt war mit Büchern. Daneben standen unzählige Bananenkisten mit Büchern, die wohl noch auf ihren Platz im Regal warteten. Auch in diesem Raum war es kühl und dunkel. Die Rollos waren überall leicht heruntergelassen und ich traute mich nicht, etwas zu ändern. Ich hätte womöglich etwas kaputt gemacht oder ein fragiles Gleichgewicht gestört.
Ich ging also meiner Arbeit nach und fotografierte wie wild ganze Jahrgänge, damit ich zu Hause dann damit arbeiten können würde. Das ging vier Tage dann so. Manchmal durfte ich länger bleiben, so lange noch jemand da war, und ab dem zweiten Tag durfte ich auch einen Packen Zeitschriften mitnehmen. Ich las, überflog, fotografierte und in den anderen Räumen waren oft Gespräche, Telefonate oder das beständige Geräusch von Schreibmaschinentastaturen zu hören. Es war sicher keine Computertastatur, eine Schreibmaschine hört sich anders an. Ich fühlte mich etwas zeitlos in dieser Altbauvilla beim Durchsuchen alter Exilblätter. Wie lange mochte die alte Dame sich schon in der kühlen Dunkelheit aufhalten, jeden Tag für ein paar Stunden? War die Bibliothek möglicherweise ihr Lebenswerk?



Meine Freizeit in Freiburg verbrachte ich ein wenig mit herumlaufen und mir etwas zu essen suchen, aber vor allem mit meinem Gastgeber. Er bot mir nicht nur seine super-bequeme Klappcouch sondern auch sein Fahrrad an und an zwei Abenden fuhren wir zu Spieleabenden, wo ich eine Menge neuer Spiele kennenlernte. Er war begeisterter Spielefan und ich fand es schön, mal wieder ein Brettspiel zu spielen. Ab dem zweiten Tag fühlte ich mich schon fast ein wenig wie Inventar in seinem Zimmer, so problemlos war der Aufenthalt da. Schließlich reiste ich mit dem Zug wieder ab, in der Tasche zwei SD-Karten mit Fotos von den Archivdokumenten und der Idee, mir mal wieder ein Brettspiel zu kaufen.

Sonntag, 23. September 2012

Die Welt erklärt für Dummies

Von einer Website, die erklären will, dass nicht alle Muslime den ganzen Tag nur amerikanische und deutsche Botschaften angreifen und niederbrennen (http://www.avaaz.org/de/7_things_you_should_know_global/?bAlUFab&v=18132):

Eine sehr hilfreiche Zusammenfassung, wie ich finde.

Samstag, 22. September 2012

I am in love !?

Gestern Abend war ich mal wieder im Werk 2, nach einer gefühlten Ewigkeiten mal wieder auf einem Konzert in Leipzig. Leider haben wir den Hauptact verpasst - hier scheint es doch tatsächlich pünktlich loszugehen - aber die letzte Band, "I am in love", haben wir noch gesehen, gehört, erlebt.

Vier Personen auf der Bühne, alle seltsam angezogen. Drummer, Bassist, eine gefärbte Blondine am Synthesizer und der Sänger, der zwischen Trommeln, Synthesizer und Micro herumhampelt. Besonders der Junge mit dem Bass und der Frontmann wirken ziemlich ulkig, in hautengen grauen Hosen und Hemd drüber sehen sie einfach urkomisch aus. Wenn sie Mädels wären, würde man sie gern darauf hinweisen, dass zur Leggins ein Rock gehört. Aber eine Stimme hat er, der Frontmann. Und wenn er dann versucht ein paar Brocken Deutsch zu reden und zum dritten Mal darauf hinweist, dass man seinen Merch kaufen soll, vergisst man auch, dass er sich bewegt, wie ein Spastiker auf der Bühne. Das Publikum ist leider etwas dürftig, aber die Band zeigt sich unbeeindruckt, nutzt diese Situation sogar aus. Der Sänger schnappt sich eine Trommel und stellt sie einfach mitten im Publikum auf und drischt drauf ein oder er spaziert mit seiner Wahnsinnsstimme und einem kabellosen Mikro einfach mal quer durchs Publikum. Musik zum Anfassen. Und dann steht er wieder auf der Bühne und meint nur: "Dance." und kracht Lieder heraus wie "I want you" oder der krönende Abschluss (sehr gut mitgedacht, dass bis zum Finale aufzuheben) "Call me an animal". Richtig guter Pop, sehr zu empfehlen die Jungs und Mädels. Und keineswegs nur für Verliebte.

Hier zwei Kostproben.





Freitag, 21. September 2012

Meine Lego-Superhelden und ich

Mein Bruder hat sich heute morgen in einen Kurzurlaub verkümelt, hat mir aber vorher noch ein Geschenk dagelassen. Und so brauche ich in dem großen Haus, wo immer wieder die Heizung ausfällt, keine Angst mehr zu haben, denn jetzt habe ich drei tapfere Helden an meiner Seite.


Darf ich vorstellen? Herr Haarersatz, Herr Blechdose und Herr Feinsinn. 


Herr Haaransatz ist der tapferste aller drei, er schreitet mutig voran, so dass sein weißer Umhang von seinen schnellen Bewegungen hinter ihm her weht. Er hat einen roten Stern auf dem Helm und so kämpft er, getreu seiner Weisung gegen den Großkapitalismus und für die Weltrevolution. Sein blaues Visier sorgt für den nötigen Durchblick - mit einem speziell entwickelten Röntgenblickmodus kann er alle versteckten Bankerboni aufspüren. Leider hat er ein Problem - er kann sein Toupet nicht unter dem Helm tragen, da es eine teure Spezialanfertigung ist und die Föhnwelle zerstört würde. So muss er stets das fragile Haarteil mit sicher herum tragen, was seine Handlungsfähigkeit als Weltretter etwas einschränkt.

Auch Herr Blechdose kämpft für die Befreiung der Unterdrückten dieser Erde. Mit seinem Laserschwert ist er überall da zur Stelle, wo ein guter Techniker gebraucht wird - ob nun der Bus in Oberisling wegen einer Panne stehen bleibt oder in der Unimensa die Fritteuse streikt. Im Dienste der Bürger, könnte man sagen. Seine schwarze Technikermontur wird ihm aber leider des öfteren zum Verhängnis, da er eher als Gehilfe böser Mächte verkannt wird, statt dass man in ihm den netten jungen von nebenan erkennt. Er hat bereits versucht, durch ein französich anmutendes Barrett im Bohemien-Stil seiner Gestalt etwas mehr Lcokerheit zu verlangen - das Teil hat ihn eine Unsumme gekostet, da es aus feinster nordindischer Alpakawolle von blinden tibetischen Bergmönchen handgefilzt ist und mit der Farbe pazifischer Tintenfische duch Ureinwohner erst kürzlich entdeckter tropischer Inseln eingefärbt und schließlich durch einen namhaften französischen Designer importiert, für die Alltagstauglichkeit umgeschneidert und auf seinen Kopf angepasst wurde. Jedenfalls scheiterte auch dieser Versuch, etwas legerer daher zu kommen, zudem hat er seine unbezahlbare Kopfbedeckung schon mehrfach mit seinem roten Laserstrahl angesengt, als er vergeblich versucht hat, einen Wasserrohrbuch durch ein neu verschweißen der Zuleitungen zu beheben.

Herr Feinsinn will diese Welt mit Pinsel und Farbe retten, er ist der Streetart-Künstler der Superhelden. Er verschönert alles, was nicht verschönert werden muss und bringt überall, wo es Sinn macht oder auch nicht, ein Graffitti an. Dabei ist er darauf bedacht, stets das Schöne eines Ortes, die Einzigartigkeit und Ästhetik herauszukehren. Ein Künstler wie er ist natürlich, auch wenn er gern mehr Fans hätte, ganz darauf angewiesen, in Anonymität zu arbeiten. Das schließt zum einen sehr zu seinem Leidwesen, auch weibliche Fans davon aus, ihm nachzustellen, zum anderen muss er diesen lächerlichen Hut aus Pappmaché tragen, der inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden ist. Welcher schlaue Kopf, welches unsagbare Talent mögen sich unter dem vorgetäuschten Metallantennen verbergen? Die Welt wird es vermutlich nie erfahren.

 

Dienstag, 18. September 2012

Wien nach Regensburg und ein Fazit

Die letzte Etappe der Rumänien-Tour


Wir frühstückten in einem Wiener Kaffeehaus ein traditionelles Wiener Frühstück und brachen dann auf, um zur Autobahn Richtung Linz zu gelangen. Wir standen eine Weile an einer Tankstelle und sprachen wirklich jeden an, der anhielt. Die meisten mussten leider nicht weit oder wollten uns aus anderen Gründen nicht mitnehmen. Immerhin waren wir jetzt nur noch zu zweit, das war einfacher. Eine Dame, die mit ihrem Sohn unterwegs war, antwortete schließlcih: „Ja, mein Sohn hat schon gemeint, ich soll sie mitnehmen.“ Als sie vom Bezahlen wieder herauskam, stiegen wir ein. Sie brachte uns nicht nur nach Linz, sondern bis an eine Raststätte kurz nach Linz. Dort standen wir ziemlich lange. Wir dachten gerade darüber nach, von der Raststätte zur Tankstelle zu wechseln und dort Leute anzusprechen, da hielt jemand an. Mein Erasmus-Kollege ging gleich auf der Auto zu und überrumpelte den Fahrer etwas. Es stellte sich heraus, dass dieser eigentlich nur für eine Telefonkonferenz angehalten hatte. Wie dem auch sei, er räumte uns seine Sitze frei, ließ uns einsteigen und führte seine Konferenz, bevor er losfuhr. Eigentlich musste er nicht wirklich in unsere Richtung, aber schließlich fuhr er uns bis Regensburg und setzte uns nahe der Stadtmitte ab. Wir nahmen einen Bus Richtung meiner Wohnung und waren kurz vor sieben da. Der Tag wurde noch gekrönt von einem Essen im Orkan – immer wieder extrem lecker – und einer kleinen Abschiedsfeier für eine Freundin, die ins Auslandssemester ging. 



Was ist nun mein Fazit zu der ganzen Autostopgeschichte? Es ist definitiv eine interessante Art zu reisen und ich werde es wohl mal wieder machen. Das wichtigste dabei ist wohl Geduld und zu schüchtern sollte man auch nicht sein. Man muss einfach auf die Leute zugehen und fragen, denn das kostet ja bekanntlich nichts und wenn man den Mund nicht aufkriegt, wird man wohl kaum mitgenommen. Ein relativ gepflegtes Äußeres hilft auch. Wenn man in durchlöcherten Jeans und Bundeswehrparka am Straßenrand steht, sind die Chancen, denke ich, geringer, als wenn man „ordentlich angezogen“ ist und ein Trekkingrucksack mach mehr her als ein zusammengeschnürtes Bündel Habseligkeiten. Einen möglichst seriösen Eindruck zu machen ist wohl einer der wichtigsten Punkte. Man trifft auf ganz unterschiedliche Menschen unterwegs, es ist spannend und zuweilen horizonterweiternd, sich ihre Geschichten anzuhören. Man muss aber auch mit Leuten klarkommen, deren politische Ansichten man vielleicht nicht teilt, aber wenn man in ihrem Auto sitzt, sollte man sich schon größtmöglich in Toleranz üben.
Es ist definitiv eine sehr billige Art zu reisen. In Rumänien gaben wir noch immer einen kleinen Obulus, weil das dort so üblich ist, ab Budapest dann nicht mehr. Natürlich muss man Ausweichmöglichkeiten haben. Wenn es zu nass, zu kalt oder dunkel wird, sollte man überlegen, irgendwo zu übernachten oder einen Zug zu nehmen. Und man muss eben sehr viel Geduld haben und für eine längere Strecke entsprechend Zeit einplanen, da man durch die zuweilen langen Wartezeiten natürlich nicht so schnell vorankommt wir mit dem Bus oder dem Zug.
Ich würde es gern mal wieder machen. Trotzdem, auch wenn ich gesehen habe, dass es relativ ungefährlich ist, würde ich es nicht allein machen. Andererseits, wenn sich mal die Möglichkeit bietet für eine kleiner Strecke – warum auch nicht. Ich würde es wohl von der jeweiligen Situation abhängig machen, einfach davon, ob ich mich selber sicher fühle oder auch nicht.

Cluj nach Wien - sonnig bis regnerisch

Die vierte Etappe der Rumänien-Reise


In Cluj übernachtete ich bei einer Freundin, die mit mir Erasmus gemacht hatte und noch den Schlüssel zu ihrer alten Wohnung besaß. Dort schliefen wir also und der Plan war, früh aufzustehen und zeitig an der Ausfallstraße Richtung Oradea zu stehen, um loszutrampen. Wir waren zu dritt und wussten, dass das ein wenig schwierig werden würde, aber wir wollten es versuchen. Schließlich schafften wir es irgendwie um 8.15 Uhr in der Nähe einer riesigen Mall zu stehen und hielten Schild und Daumen raus. Jemand hielt an und wir wurden bis Huedin mitgenommen. Der Mann war Ungarn, ich unterhielt mich zunächst auf Rumänisch mit ihm, dann aber musste die Freundin, bei der wir übernachtet hatten, das Gespräch übernehmen. Sie war Wienerin und sprach gut Ungarisch, denn ihr Vater war Ungar. Der Mann erzählte ihr unter anderem, dass Deutsche nicht mochte. Wir fühlten uns gleich besser, als wir das erfuhren... In Huedin ließ er uns raus und wir versuchten es weiter. Ziemlich schnell hielt ein Lieferwagen an, der aber nur Platz für zwei hatte, also blieb ich zurück. Schnell hielt ein weiterer Lieferwagen an, der unterwegs ein paar Sachen ablieferte und mich schließlich bis ins Zentrum von Oradea brachte. Von dort nahm ich nach einem Telefonat mit den anderen die Straßenbahn – in Ermangelung eines Fahrkartenkiosks fuhr ich schwarz – um an der Endhaltestelle meine Kollegen zu treffen. Die Linie endete leider eine Haltestelle zu früh und ich musste noch ein paar Minuten laufen, aber dann waren wir wiedervereint. Wir standen nur kurz an der Straße Richtung ungarischer Grenze, da hielt ein altes Wohnmobil. Sie hätten eigentlich nicht viel Platz, meinte das ungarische Pärchen, aber nachdem ein paar Sachen zur Seite geräumt waren, konnten wir uns auf der Bank hinten niederlassen – ohne Anschnallgurte und ohne alles. Eigentlich sehr bequem, dennoch ein wenig eingequetscht und deshalb schliefen mir irgendwann die Füße ein und meine Beine schmerzten. Aber das war kein Problem, wir kamen immerhin bis Budapest in einem Zug. Außerdem waren es super interessante Menschen, sie hatten einen Biohof in Westungarn. Die Frau, die fließend Deutsch sprach, erzählte uns von Permakulturen und biodynamischen Anbau und von ihrem Leben im Winter in Höhlen auf La Gomera. Es machte Lust, auch mal ohne Geld und total unabhängig von allem zu leben, es war wirklich eine Quelle der Inspiration, was Leben noch so alles bedeuten kann. In der Stadtmitte wurden wir herausgelassen, suchten noch eine Weile nach der Autobahnauffahrt und fuhren mit der Straßenbahn ein Stück. Es war kein guter Platz zum Trampen. Unterwegs hatte sich sich das Wetter deutlich geändert - von zunächst noch strahlend blauem Himmel in Rumänien über Nieselregen eine Stunde vor Budapest zu beharrlichem Dauerregen in Budapest. Jetzt standen wir also im Regen und warteten. Schließlich hatte unser Freund als erstes Glück – zwei Deutsche wollten ihn bis kurz vor Wien mitnehmen, aber sie hatten eben nur Platz für eine Person. Die Österreicherin und ich blieben stehen und warteten. Unsere Schilder, auf denen Wien / Bécs (der ungarische Name für Wien) oder A und zum Schluss Györ stand, durchweichten immer mehr und auch wir waren triefend nass. Nach bestimmt eineinhalb Stunden gaben wir auf. Wir wollten den Zug nehmen. Wir überlegten noch, dass wir vielleicht mal unseren Freund kontaktieren sollten, als die Wienerin feststellte, dass sein Handy in seiner Jackentasche war – und die Jacke hatte sie sich geliehen, da er ja im trockenen Auto saß und wir noch ein Weilchen im Regen stehen mussten. Wir überlegten, wie wir ihn kontaktieren könnten und kamen darauf, dass wir ihm eine Email schreiben sollten. Wir kauften ein Ticket nach Wien, gingen kurz ins McDonalds am Keleti-Bahnhof, da es dort kostenloses W-Lan gab und stiegen in den Zug. Meiner Freundin fiel noch ein, dass wir ihm vielleicht die Handynummer schicken sollten und sie rief ihren Bruder an, damit der das über Facebook tat. Und tatsächlich, irgendwann klingelte das Telefon und er rief an. Er war ihn Wien, er würde zum Bahnhof kommen. Wir gingen dann gleich zu unserer Freundin nach Hause und schliefen zu dritt in ihrem Bett. Für mich gab es keine Stadttour in Wien, denn am nächsten Morgen wollten wir aufbrechen, um das restliche Stück nach Regensburg zu schaffen.

Mittwoch, 12. September 2012

Angekommen in Cluj

Die dritte Etappe der Rumänien-Reise

Ich bin gestern Nacht mit dem Nachtzug aus Bukarest nach Cluj gefahren. Im Archiv hatte ich schon alles durch und war wenig motiviert, noch viel mehr zu machen - nach sechs Stunden mit rumänischen Texten im kommunistischen Stil war ich einfach zu fertig, um noch irgendwas aufzunehmen. Ich hatte alle bestellten Akten durchgearbeitet und machte Feierabend. Doch was nun? Ich hatte ja einen weiteren Tag fürs Archiv eingeplant und nun war schon fertig, konnte also eigentlich auch nach Cluj fahren, einen Tag eher als gedacht. Dort noch meinen Sprach-Tandem-Partner treffen und ein wenig Rumänisch und Deutsch schwätzen, und natürlich die zwei Erasmus-Studenten, die gerade ebenfalls in der Stadt waren.
Ich hatte noch zwei Stunden, bis der Zug abfahren würde und so beschloss ich, zum Bahnhof zu laufen. Ich hielt noch einmal für ein paar Fotos an und schaute in eine Buchhandlung, dann war ich am Bahnhof und kaufte ein Ticket. Der Zug hatte bereits eine Stunde vor Ankunft eine angezeigte Verspätung von 10min, das weitete sich scheibchenweise bis 50min aus, als er schließlich einfuhr. Ich stand vor der großen Anzeigetafel und wartete, dass das Gleis angezeigt würde und las Anna Gavalda (ich berichtete...). Neben mir hätte Elvis vorbeilaufen können, ich war total gebannt von dem Buch. Und schaute immer mal erschrocken auf, ob auch niemand diesen abwesenden Zustand nutzte und mich beklaute, ich war ja immer noch in Bukarest und nach dem Vorfall in Varna auch etwas vorsichtiger.

Sonnenaufgang in Transilvanien - kurz vor Ankunft des Zuges in Cluj

Ich kam morgens um halb sieben in Cluj an und lief erstmal durch die Stadt. Ich genoss das Schlendern durch die Straßen. Ich liebe den Moment, wenn die Stadt erwacht und genau diesen Moment erlebte ich mal wieder.




Als ich bei meiner Erasmus-Mitstudentin und Freundin vor der Tür stand und sie anrief, um mich hereinzulassen, freuten wir uns beide sehr über das Wiedersehen. Sie hatte erst abends mit mir gerechnet. Schön, wieder in Cluj zu sein!

Montag, 10. September 2012

Vom Allgäu nach Bukarest

Die zweite Etappe der Rumänien-Reise


Ich habe in meinem eigentlich recht schönem Hotelzimmer keinen guten Schlaf gefunden, ich bin ja vor Reisen immer etwas aufgeregt, und noch dazu zu wenig. Es hat aber dann alles geklappt, ich bin früh halb sechs durch die düstere Stadt getappt und war zu früh am Busbahnhof, bin dann zum Flughafen gefahren und war wiedermal viel zu früh da. Eineinhalb Stunden, das ist eigentlich schon ziemlich wenig für meine Verhältnisse, die ich immer extra Zeit einrechne, „falls unterwegs was schief geht“.

Der Flieger über Traumlandschaften und Wattewölkchen, dazu noch die tiefstehende Sonne – Perfektion aus einem 20-mal-30-cm-Guckloch. Dazu Anna Gavalda, die ich mit „Alles Glück kommt nie“ lieben gelernt habe. Jetzt lese ich „Zusammen ist man weniger allein“ und ärgere mich, dass es nicht viel mehr Bücher von ihr gibt. Den Band mit Erzählungen habe ich auch schon durch. Ich versuche mich immer zu stoppen und das Buch immer mal wieder wegzulegen, denn wenn ich es weiter in dem Tempo verschlinge, habe ich es heute Abend durch. Und das wäre schade. Ich möchte es noch herauszögern.



In Bukarest angekommen habe ich erst einmal meinen für teuer Geld bei Wizzair erstandenen Shuttle-Bus in die Stadt verpasst, weil ich an der falschen Stelle stand und habe dann nach einer Ewigkeit warten doch den normalen Linienbus genommen. Dann das Hostel gesucht und gefunden – liegt in einer netten Gegend voll von ehemals schönen Villen und Einfamilienhäusern, die nun zum großen Teil sehr heruntergekommen sind oder gerade super protzig wieder herausgeputzt werden. Ich muss morgen mal das Haus mit den goldenen griechischen Säulen fotografieren. 

Kaum war ich im Hostel bin ich ins Archiv gesprintet und saß eineinhalb Stunden vor einem Mikrofichelesegerät – ganz schön anstrengend. Leider auch nicht ganz das Erhoffte dabei, dennoch immer wieder spannend. Geschichte ist schon irgendwie das richtige für mich. Ich war ein bisschen genervt von den handgeschriebenen Notizen auf schlecht lesbaren Mikroaufnahmen und einem verdreckten Anzeigegerät. Ich hatte gerade eine Akte vor mir, die ein Informant der Staatssicherheit über das rumänische Exil geschrieben hat. An den Rand war handschriftlich folgendes gekritzelt:

Adrese și nume găsim și în materiale publice 
– Așteptam informații secrete!

Adresse und Name finden wir auch in öffentlichen Materialen
 – Wir erwarten Geheiminformationen!

Witzig, dass man das einem Geheimdienstinformanten erst erklären muss...

Sonntag, 9. September 2012

Sonntag, strahlend blauer Himmel, im Allgäu

Die erste Etappe der Rumänien-Tour


Ich habe einen Wizzairflug gebucht nach Rumänien, weil Bahn zu teuer, zu kompliziert und zu langwierig war und die Lufthansa bei kurzfristigen Flügen immer ziemlich viel Geld will. Der Flug jetzt ist ein Schnäppchen - der Haken an der Sache - ich fliege vom Allgäu-Airport. Und der ist, auch wenn er bei manchen Billigfliegern als München-West bezeichnet wird, leider sehr sehr weit weg von München (so wie "Frankfurt"-Hahn und Frankfurt). Also habe ich mich entschieden, einen Tag eher hinzufahren, ein Hotelzimmer zu buchen und dann von Memmingen aus zum Flughafen zu starten. Da gibt es einen Bus, das ganze dauert angeblich eine Viertelstunde. Ist immer noch weit billiger als Lufthansa.
Deswegen bin ich heute nach kurzem Aufenthalt in meiner Regensburger Wohnung zum Bahnhof geradelt, einen Rucksack mit meinem Reisegepäck auf dem Rücken und bin nach Memmingen gefahren, 3 Stunden und 14 Minuten von Regensburg aus. Da habe ich mich, als ich am Bahnhof ankam, zunächst geärgert, so früh aufgebrochen zu sein, denn ich habe natürlich auch die Hälfte vergessen, und die Stadt machte zunächst keinen guten Eindruck. Dann hat es sich aber doch gelohnt - ein hübsches Städtchen mit ganz vielen ganz alten Gebäuden. Ich hatte sogar mal wieder Lust, ein bisschen zu fotografieren. Die erste Etappe ist also geschafft. Morgen muss ich dann sehr früh raus und 6.08 den Flughafenzubringer erwischen, 8.00 Uhr geht dann mein Flug und gegen Mittag bin ich in Bukarest.

Hier ein paar Bilder:

Kein Wölkchen und ein Wahnsinnsblau

Eine Nervenkeksbäckerei!?

Der Kirchturm der evangelischen Kirche in Memmingen

Ein Stadtheiliger

Eine Figur in der evangelischen Kirche

Freitag, 7. September 2012

Plans, replanned.

Vier Ziele in vier Wochen, mein Leben bleibt rasant. Aber die Zeit, bevor ich am Schreibtisch sitze und jeden Tag höchstwertvolle Gedanken in die Tastatur hacke, will genutzt sein. Deswegen geht es nochmal los, bevor es ernst wird.

 1. Bukarest und zurück 

In drei Tagen sitze ich wieder im Flieger nach Bukarest, diesmal ist er klein und pink und Abflug ist am Allgäu-Airport. Das ist schon abenteurlich genug (ich war noch nie im Allgäu *zwinker* ), aber es kommt noch besser. Wenn alles klappt, treffe ich einen Erasmus-Kollegen und zurück geht es per Autostop. Das war lange geplant, hat erst nicht geklappt und ist nun spruchreif. Ich freue mich wahnsinnig darauf!

 2. Brno und eine kleine Tour de Tchèquie

 Eine liebe Freundin und Mitstudentin aus Regensburg muss ihr Auslandssemester in Brno antreten. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, dieses Land einmal komplett zu durchqueren und sie hinzubringen, wo sie hinmuss. Vielleicht klappt es ja, auf dem Rückweg noch eine andere Freundin vom Seminar in Prag abbzuholen und ins Auto zu packen. Wäre doch großartig, nicht?

Das musste leider ausfallen, aber Tschechien bleibt ja in der Nähe... vielleicht später mal. 

 3. Rumänien in Freiburg

Eine Rumänische Bibliothek gibt es in Deutschland und die befindet sich ausgerechnet am Südwestzipfel. Und wird von älteren Rumänen geführt und hat drei Stunden pro Tag auf. Einen guten Grund hinzufahren gibt es dennoch - ich brauche Quellen für meine Masterarbeit. Also, auf nach Freiburg, soll ja sehr schön sein.

 4. Belgrad und Sarajevo

Abgesehen davon, dass ich mich wie irre auf meinen vierten Aufenthalt in Belgrad freue, sehr hoffe, meinen Couchsurfer wiederzutreffen, und einen Blick von Kalemegdan auf Donau und Sava werfen zu können, habe ich das erste Mal die Gelegenheit nach Sarajevo zu fahren. Ich bin sehr neugierig...


Eine ganz schön enge Planung, vielleicht wird das ein oder andere am Ende nicht klappen, aber im Großen und Ganzen sollte es doch funktionieren. Ein ereignisreicher Herbst liegt vor mir, denn im Oktober muss ich ja auch noch die Masterarbeit anmelden.

Montag, 20. August 2012

In Zagreb einmal um die eigene Achse drehen

Die letzte Station, der letzte Zug nach Hause

Mein Belgrader Gastgeber brachte mich zum Bahnhof, wo wir ein Weilchen hatten, um Abschied zu nehmen. Seltsame Situation, wie wir da so standen und uns anschauten. Der Zugbegleiter, bei dem ich noch den Aufschlag für das Nachtzugticket kaufen musste, war wohl offensichtlich betrunken, wie mich mein Belgrader Freund hinwies und ich sollte vorsichtig sein, was ich bezahlte.
Irgendwann rollte der Zug aus Belgrad heraus, ich trank ein warmes Bier, das ich beim Zugbegleiter noch gekauft hatte und saß auf meiner Liege. Es war ziemlich warm und ich schlief praktisch nicht in dieser Nacht. Nach all den missglückten bzw. nichterfolgten Wecken durch Schaffner, war ich misstrauisch. Ich war allein im Abteil und hätte das eigentlich nutzen können. Naja, das tat ich auch, indem ich eben mehrmals aufstand und aus dem Fenster schaute. Kann man ja auch nicht, mit weiteren fünf Personen und Gepäck und Liegen überall. Folgendes beobachtete ich, keine Ahnung, ob wir da schon in Kroatien oder noch Serbien waren:



Irgendwann furchtbar früh kamen wir in Zagreb am Bahnhof an. Keine Wechselstube offen und ich war ja ohne Geldkarten unterwegs seit Varna. Also latschte ich in die Stadt, mitsamt meinen zwanzig Kilo auf dem Rücken. Irgendwann kam ich an einem schicken Vier-Sterne-Hotel vorbei. Ich stank bestimmt, ich war müde und verschwitzt, aber es war mir egal. Ehe ich weitere siebenhundert Meter oder wie weit es noch war, ins Zentrum lief, wollte ich es versuchen. Sie tauschten mir ausnahmsweise mein Geld, zehn Euro wollte ich ja nur. Ich drehte um, schloss meine Sachen in einem Bahnhofsschließfach ein und kaufte mir etwas beim Bäcker. Dann erneut in die Stadt und jetzt genoss ich es. Eine Stadt, die gerade erwacht, hat immer etwas magisches, finde ich. Noch kein Verkehr, alles noch in einem morgendlichen Licht, noch kurz vor der Hektik des Berufsverkehrs, keine Touristen und das Tagesgeschäft der Anwohner beginnt. Ich lief kreuz und quer umher und genoss es. Ich war ganz schön kaputt vom Schlafmangel und bald auch vom Umherirren und so setzte ich mich denn auch erstmal auf eine Treppe und las. Dann ging es weiter, auch in die Touristinfo.








Was war das wichtigste, was ich in Zagreb tat? Hm, vielleicht drei Dinge:

Der Mirogoj-Friedhof, beeindruckend, heiß, bedrückend (weil gerade auch eine Beerdigung stattfand und ich mit meiner blöden Kamera Tudmans Grab suchte), wunderschön die Arkadengänge.







Ein Second-Hand-Plattenladen, wo der Verkäufer sich bemühte, mir etwas kroatische Musik herauszusuchen, die ich kaufen würde. Leider nichts, was mich vom Hocker gehauen hat dabei, aber dafür ein wahnsinnig netter Inhaber, wie gesagt, sehr bemüht. Der Laden hieß Dobar Zvuk und ist in einem Hof in der Preradoviceva 24 versteckt.

Das Museum der zerbrochenen Beziehungen, wo Artefakte auseinandergegangener Liebender ausgestellt werden. Aufmunternd? Nun ja, nicht wirklich, auch wenn das eine oder andere Ausstellungsstück ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert. Das Ende einer Reise mit zerbrochenen Beziehungen zu verbinden, warum denn eigentlich nicht?











Das Schild des Museum ist links unten im Bild zu sehen. 




Zwischendurch kaufte ich mir ein Eis in einem Supermarkt und musste dafür siebzig Kunar bezahlen. Ungefähr, genau weiß ich es nicht mehr. Jedenfalls mischte sich unter die Zehner auch ein serbischer Dinar-Schein und ich wurde von der Verkäuferin nur angeblafft: "Euro nehmen wir nicht!". Das war mein amüsantestes Zagreb-Erlebnis.

Irgendwann nahm ich dann den Zug nach Deutschland. Schlief ziemlich schnell, schlief durch, bekam die Zusteigenden nicht mit, schlief bis München. Der Alex-Zug nach Regensburg, den ich wohl auch schlafwandelnd finden würde, vorher eine Stärkung bei Yormas, irgendwie alles bereits sehr "zuhause". Und dann abends meine Mädels, ein paar großartige Kurzfilme, Bier und immer noch ganz viel Müdigkeit. Aber wieder dahoam, wieder in den vertrauten vier Wänden, wieder auf der eigenen Matratze.

Und der Beste der Kurzfilme brachte mich wieder ein Stück nach Rumänien. Und am Ende waren sowohl der Protagonist als auch ich da, wo wir in dem Moment hingehörten:



Trailer "Hunde wie wir" from simon on Vimeo.



Einen schöneren Abschluss für eine großartige Reise kann es kaum geben. Alle Stationen zum Nachlesen gibt es, wenn man rechts unter Lables oder hier auf Balkantrip klickt.

Samstag, 18. August 2012

Nach Belgrad über verschlungene Pfade

Ich brach schweren Herzens aus Istanbul wieder auf, allerdings auch mit dem Ziel, in Belgrad meinen Lieblingscouchsurfer zu treffen, demzufolge freute ich mich auch auf meine nächste Station. Am Bahnhof erfuhr ich, dass es den von bahn.de angezeigten Direktzug nach Belgrad nicht gab. Existierte einfach nicht. Nun gut, also auf einen Anschluss in Sofia warten. Allerdings gab es streng genommen auch keinen Zug nach Sofia. Es gab einen Bus bis zur bulgarischen Grenze und von dort einen Zug nach Sofia. Ich kaufte mir einen Balkan-Flexi-Pass (5 Tage quer durch die Türkei, Griechenland, Rumänien, Serbien, Kroatien, Mazedonien und Montenegro für 50 Euro!) und einen Aufschlag für den Nachtzug, was ich später noch ein wenig bereute. Als der Bus für eine Pause hielt, quatschte ich einen jungen Tschechen mit einem T-Shirt von einem Klagenfurther Ruderwettbewerb an – ich dachte, er wäre Österreicher und ich könnte Deutsch mit ihm reden, ich war nämlich ziemlich müde und da fand ich das einfacher. Er stellte sich also als Tscheche heraus und verriet mir bereits, dass es keinen Anschlusszug in Sofia geben würde. Was ich ihm natürlich zunächst nicht glaubte. Schließlich meinte bahn.de... Aber lassen wir das.

Der Bus hielt schließlich nachts um zwei am Grenzbahnhof, wir stiegen aus und schnappten unser Gepäck und kampierten auf dem Bahnsteig. Denn Der Zug würde erst nach vier Uhr eintreffen. Das ist auch der Grund, warum ich es bereute, mit der Nachtzugkarte. Andererseits, so habe ich wenigstens ein paar Stunden geschlafen. Ich spielte mit dem Tschechen Dame, ich glaube, er schlug mich mehrmals und hing todmüde herum. Noch dazu war es nicht besonders warm, nachts um drei im Niemandsland zwischen der Türkei und Bulgarien und alle waren eigentlich recht leicht bekleidet. Mir ging alles auf die Nerven und so war ich froh, als der Zug einfuhr. Mit mir im Abteil ein paar britische Mädels, die sehr aufgeregt waren – ihre erste Nachtzugreise. Ich war weniger aufgeregt, sondern einfach nur müde und schlief durch. Bis der Schaffner irgendwann hielt und meinte: „Sofia!“. Ich versuchte die allgemeine Panik etwas zu dämpfen, in dem ich darauf hin wies, dass man immer eine halbe Stunde vor Zugeinfahrt geweckt würde. Wurden wir aber nicht. Zum Zeitpunkt, als der Schaffner an die Abteiltür klopfte, standen wir im Hauptbahnhof Sofia. Und er wollte uns nun möglichst schnell aus dem Zug haben. Ich raffte alles zusammen und traf in der Bahnhofshalle wieder den Tschechen und seinen ebenfalls tschechischen Freund. Sie hatten bereits ausgecheckt, dass es keinen Zug nach Belgrad gab, wo sie auch hinwollten. 

Ich hatte bereits in der Nacht mit dem Tschechen beschlossen, gemeinsam durch Sofia zu streifen, wenn dem so wäre, und so taten wir das dann auch. Wir gingen Richtung Innenstadt und hielten unterwegs am Thermalbad, wo wir am Brunnen ein wenig unseren Durst stillten. Das Thermalbad selbst war natürlich geschlossen, aber bei der Hitze kam auch niemand ernsthaft auf die Idee, sich in warmes Heilwasser zu legen. 

Die nächste Station war die Kathedrale, die mich beeindruckte. Eigentlich bin ich es ja leid, immer in irgendwelche Kirchen reinzugehen, die ja doch irgendwie alle gleich aussehen mit geringen Abstufungen und irgendwie zu versuchen, sich anständig zu benehmen, obwohl mir das Ganze rein gar nichts bedeutet. Ich fragte mich also mal wieder, ob ich nicht viel zu leicht bekleidet sei (in Rumänien gäbe es mit freien Schultern und ohne Kopfbedeckung zum Teil schon Ärger mit dem Priester), ging dann aber doch rein, schaute zur Decke und war beeindruckt. Ich machte die letzte Aufnahme, die meine Kamera noch hergab von dem Gemälde in der Kuppel, das einen rauschebärtigen, erleuchteten Gott zeigt, der die Arme weit ausbreitet. Es gefiel mir. Auch wenn ich wie gesagt, keinen Bezug zum Christentum und zu Gott habe, sprach es mich an in dem Moment.

Danach noch zum Stadion, vorbei an einer Art riesigem kommunistischen Paradeplatz mit entsprechenden Denkmal - "Monument der Sovjetischen Armee", wo gerade eine Art – aufgrund der Hitze sehr schlecht besuchte – Rave stattfand. Aus den Boxen schallte ironischerweise in ohrenbetäubender Lautstärke „We are the people – We got the power“. Aha. Zusammen mit den Helden des antifaschistischen Widerstands, die auf dem Denkmal dargestellt waren, gab das einen entzückenden Gesamteindruck.


(Bildquellen: http://bg.wikipedia.org/wiki/%D0%A4%D0%B0%D0%B9%D0%BB:Soviet_army_monument_in_Sofia_%28Bulgaria%29.JPG und http://en.wikipedia.org/wiki/File:Monument_to_the_Soviet_Army,_bas-relief_at_the_column_foot._3.JPG)

Nach einem ausgedehnten Spaziergang bei gefühlten 45°C im Schatten (tatsächlich wohl etwa zehn Grad weniger), begaben wir uns noch auf den Markt und deckten uns mit Obst und Keksen für die Weiterreise ein. Irgendwann ging ich dann noch allein in die Moschee und die zentrale Markthalle. Meine Kamera streikte übrigens in Sofia, der Akku wahr leer und der Ersatzakku in dem Rucksack, den ich bei der Gepäckabgabge im Bahnhof gelassen hatte. Aber soviel war auch nicht zu dokumentieren in Sofia – es war heiß und relativ menschenleer, es war ja auch Sonntag, so weit ich mich erinnere. 


Irgendwann hockten die zwei Tschechen und ich wieder am Bahnhof und wir warteten eigentlich nur noch auf unseren Zug. Ich hatte wieder einen Liegewaagen gebucht, die Männer gönnten sich diesen Luxus nicht. Ich teilte mein Abteil mit einer Japanerin, im Abteil nebenan war eine Belgraderin, mit der ich mich auch kurz unterhielt. Sie kaufte mir in Belgrad schließlich noch eine Fahrkarte für die Straßenbahn (die ich aber auch noch vergaß zu entwerten) und ließ mich von ihrem Handy aus meinen Couchsurfer anrufen. Es war früh um sechs, eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass der Zug früh um vier in Belgrad ankommen würde und das meinem Gastgeber auch so geschrieben per SMS. Er war jedoch sehr verwirrt, als er ans Telefon ging. Er sagte mir, welche Straßenbahn ich nehmen musste und wollte mich an der Haltestelle abholen. Dort stand er dann auch und wir gingen zu ihm, wo wir erst einmal noch ein paar Stunden schliefen.
Die Zeit bei ihm war sehr ruhig, der Ausklang der Reise, wenn man so will. Ich habe im Rückblick das Gefühl, ich wäre die ganze Zeit über sehr stumm gewesen und ich war auch einfach nur fertig nach Zügen über Zügen und immer wieder neuen Orten, Menschen, Reisebekanntschaften. Immer wieder muss man nett sein, etwas von sich erzählen, interessiert wirken und freundlich lächeln. Natürlich sollte man das immer, aber auf Reisen mit diesen Reiseabschnittsbekanntschaften ist es anstrengend, immer wieder seine Geschichte vorzutragen, immer wieder nett zu sein, wenn man doch eigentlich denkt: „Diese verdammten Interailer, fünfzehn Städte zwischen Istanbul und Barcelona in zwei Wochen... Die nerven!“ Und im Endeffekt war ich auch nur mit einer Art Interail-Ticket unterwegs und nur, weil ich bestimmt schon über zehn Nächte in Schlafwaagen verbracht hatte, war ich auch nicht besser als die Leute auf Abifahrt.
Jedenfalls freute ich mich, ein bekanntes Gesicht zu sehen, wieder bei dieser wunderbaren Familie aufgenommen zu werden, wo ich mich einfach nur fallen lassen konnte. Es war immer noch unerträglich heiß und so taten wir nicht viel, außer schlafen, quatschen, drinnen rumhängen. Abends gingen wir etwas trinken und vor meiner Weiterreise gingen wir noch zum See baden.
Leider blieb ich nur zwei Tage. Ich wollte noch einen Zwischenstopp in Zagreb machen, ehe ich komplett nach Hause fuhr. Von dort hatte ich ein weiteres Nachtzugticket nach München. Und das ist dann auch die letzte Geschichte dieser Reise. 

Das einzige Bild, dass ich von Belgrad geschossen habe - der abfahrende Zug, im Hintergrund rechts noch ein bisschen Novi Beograd. Wer Bilder will, schaut sich hier die vom letzten Mal Belgrad an: http://lost-in-cluj.blogspot.de/2012/05/balkan-roadtrip-deluxe.html oder hier von einer Exkursion 2011: http://lost-my-name.blogspot.de/2011/06/belgrad-mai-2011_01.html und http://lost-my-name.blogspot.de/2011/06/belgrad-mai-2011.html.