Dienstag, 18. September 2012

Cluj nach Wien - sonnig bis regnerisch

Die vierte Etappe der Rumänien-Reise


In Cluj übernachtete ich bei einer Freundin, die mit mir Erasmus gemacht hatte und noch den Schlüssel zu ihrer alten Wohnung besaß. Dort schliefen wir also und der Plan war, früh aufzustehen und zeitig an der Ausfallstraße Richtung Oradea zu stehen, um loszutrampen. Wir waren zu dritt und wussten, dass das ein wenig schwierig werden würde, aber wir wollten es versuchen. Schließlich schafften wir es irgendwie um 8.15 Uhr in der Nähe einer riesigen Mall zu stehen und hielten Schild und Daumen raus. Jemand hielt an und wir wurden bis Huedin mitgenommen. Der Mann war Ungarn, ich unterhielt mich zunächst auf Rumänisch mit ihm, dann aber musste die Freundin, bei der wir übernachtet hatten, das Gespräch übernehmen. Sie war Wienerin und sprach gut Ungarisch, denn ihr Vater war Ungar. Der Mann erzählte ihr unter anderem, dass Deutsche nicht mochte. Wir fühlten uns gleich besser, als wir das erfuhren... In Huedin ließ er uns raus und wir versuchten es weiter. Ziemlich schnell hielt ein Lieferwagen an, der aber nur Platz für zwei hatte, also blieb ich zurück. Schnell hielt ein weiterer Lieferwagen an, der unterwegs ein paar Sachen ablieferte und mich schließlich bis ins Zentrum von Oradea brachte. Von dort nahm ich nach einem Telefonat mit den anderen die Straßenbahn – in Ermangelung eines Fahrkartenkiosks fuhr ich schwarz – um an der Endhaltestelle meine Kollegen zu treffen. Die Linie endete leider eine Haltestelle zu früh und ich musste noch ein paar Minuten laufen, aber dann waren wir wiedervereint. Wir standen nur kurz an der Straße Richtung ungarischer Grenze, da hielt ein altes Wohnmobil. Sie hätten eigentlich nicht viel Platz, meinte das ungarische Pärchen, aber nachdem ein paar Sachen zur Seite geräumt waren, konnten wir uns auf der Bank hinten niederlassen – ohne Anschnallgurte und ohne alles. Eigentlich sehr bequem, dennoch ein wenig eingequetscht und deshalb schliefen mir irgendwann die Füße ein und meine Beine schmerzten. Aber das war kein Problem, wir kamen immerhin bis Budapest in einem Zug. Außerdem waren es super interessante Menschen, sie hatten einen Biohof in Westungarn. Die Frau, die fließend Deutsch sprach, erzählte uns von Permakulturen und biodynamischen Anbau und von ihrem Leben im Winter in Höhlen auf La Gomera. Es machte Lust, auch mal ohne Geld und total unabhängig von allem zu leben, es war wirklich eine Quelle der Inspiration, was Leben noch so alles bedeuten kann. In der Stadtmitte wurden wir herausgelassen, suchten noch eine Weile nach der Autobahnauffahrt und fuhren mit der Straßenbahn ein Stück. Es war kein guter Platz zum Trampen. Unterwegs hatte sich sich das Wetter deutlich geändert - von zunächst noch strahlend blauem Himmel in Rumänien über Nieselregen eine Stunde vor Budapest zu beharrlichem Dauerregen in Budapest. Jetzt standen wir also im Regen und warteten. Schließlich hatte unser Freund als erstes Glück – zwei Deutsche wollten ihn bis kurz vor Wien mitnehmen, aber sie hatten eben nur Platz für eine Person. Die Österreicherin und ich blieben stehen und warteten. Unsere Schilder, auf denen Wien / Bécs (der ungarische Name für Wien) oder A und zum Schluss Györ stand, durchweichten immer mehr und auch wir waren triefend nass. Nach bestimmt eineinhalb Stunden gaben wir auf. Wir wollten den Zug nehmen. Wir überlegten noch, dass wir vielleicht mal unseren Freund kontaktieren sollten, als die Wienerin feststellte, dass sein Handy in seiner Jackentasche war – und die Jacke hatte sie sich geliehen, da er ja im trockenen Auto saß und wir noch ein Weilchen im Regen stehen mussten. Wir überlegten, wie wir ihn kontaktieren könnten und kamen darauf, dass wir ihm eine Email schreiben sollten. Wir kauften ein Ticket nach Wien, gingen kurz ins McDonalds am Keleti-Bahnhof, da es dort kostenloses W-Lan gab und stiegen in den Zug. Meiner Freundin fiel noch ein, dass wir ihm vielleicht die Handynummer schicken sollten und sie rief ihren Bruder an, damit der das über Facebook tat. Und tatsächlich, irgendwann klingelte das Telefon und er rief an. Er war ihn Wien, er würde zum Bahnhof kommen. Wir gingen dann gleich zu unserer Freundin nach Hause und schliefen zu dritt in ihrem Bett. Für mich gab es keine Stadttour in Wien, denn am nächsten Morgen wollten wir aufbrechen, um das restliche Stück nach Regensburg zu schaffen.

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