Die vierte Etappe der Rumänien-Reise
In Cluj übernachtete ich bei einer
Freundin, die mit mir Erasmus gemacht hatte und noch den Schlüssel
zu ihrer alten Wohnung besaß. Dort schliefen wir also und der Plan
war, früh aufzustehen und zeitig an der Ausfallstraße Richtung
Oradea zu stehen, um loszutrampen. Wir waren zu dritt und wussten,
dass das ein wenig schwierig werden würde, aber wir wollten es
versuchen. Schließlich schafften wir es irgendwie um 8.15 Uhr in der
Nähe einer riesigen Mall zu stehen und hielten Schild und Daumen
raus. Jemand hielt an und wir wurden bis Huedin mitgenommen. Der Mann
war Ungarn, ich unterhielt mich zunächst auf Rumänisch mit ihm,
dann aber musste die Freundin, bei der wir übernachtet hatten, das
Gespräch übernehmen. Sie war Wienerin und sprach gut Ungarisch,
denn ihr Vater war Ungar. Der Mann erzählte ihr unter anderem, dass
Deutsche nicht mochte. Wir fühlten uns gleich besser, als wir das
erfuhren... In Huedin ließ er uns raus und wir versuchten es weiter.
Ziemlich schnell hielt ein Lieferwagen an, der aber nur Platz für
zwei hatte, also blieb ich zurück. Schnell hielt ein weiterer
Lieferwagen an, der unterwegs ein paar Sachen ablieferte und mich
schließlich bis ins Zentrum von Oradea brachte. Von dort nahm ich
nach einem Telefonat mit den anderen die Straßenbahn – in
Ermangelung eines Fahrkartenkiosks fuhr ich schwarz – um an der
Endhaltestelle meine Kollegen zu treffen. Die Linie endete leider
eine Haltestelle zu früh und ich musste noch ein paar Minuten
laufen, aber dann waren wir wiedervereint. Wir standen nur kurz an
der Straße Richtung ungarischer Grenze, da hielt ein altes
Wohnmobil. Sie hätten eigentlich nicht viel Platz, meinte das
ungarische Pärchen, aber nachdem ein paar Sachen zur Seite geräumt
waren, konnten wir uns auf der Bank hinten niederlassen – ohne
Anschnallgurte und ohne alles. Eigentlich sehr bequem, dennoch ein
wenig eingequetscht und deshalb schliefen mir irgendwann die Füße
ein und meine Beine schmerzten. Aber das war kein Problem, wir kamen
immerhin bis Budapest in einem Zug. Außerdem waren es super
interessante Menschen, sie hatten einen Biohof in Westungarn. Die
Frau, die fließend Deutsch sprach, erzählte uns von Permakulturen
und biodynamischen Anbau und von ihrem Leben im Winter in Höhlen auf
La Gomera. Es machte Lust, auch mal ohne Geld und total unabhängig
von allem zu leben, es war wirklich eine Quelle der Inspiration, was
Leben noch so alles bedeuten kann. In der Stadtmitte wurden wir
herausgelassen, suchten noch eine Weile nach der Autobahnauffahrt und
fuhren mit der Straßenbahn ein Stück. Es war kein guter Platz zum
Trampen. Unterwegs hatte sich sich das Wetter deutlich geändert - von zunächst noch
strahlend blauem Himmel in Rumänien über Nieselregen eine Stunde vor
Budapest zu beharrlichem Dauerregen in Budapest. Jetzt standen wir also im Regen und warteten. Schließlich hatte unser
Freund als erstes Glück – zwei Deutsche wollten ihn bis kurz vor
Wien mitnehmen, aber sie hatten eben nur Platz für eine Person. Die
Österreicherin und ich blieben stehen und warteten. Unsere Schilder,
auf denen Wien / Bécs (der ungarische Name für Wien) oder A und zum
Schluss Györ stand, durchweichten immer mehr und auch wir waren
triefend nass. Nach bestimmt eineinhalb Stunden gaben wir auf. Wir
wollten den Zug nehmen. Wir überlegten noch, dass wir vielleicht mal
unseren Freund kontaktieren sollten, als die Wienerin feststellte,
dass sein Handy in seiner Jackentasche war – und die Jacke hatte
sie sich geliehen, da er ja im trockenen Auto saß und wir noch ein
Weilchen im Regen stehen mussten. Wir überlegten, wie wir ihn
kontaktieren könnten und kamen darauf, dass wir ihm eine Email
schreiben sollten. Wir kauften ein Ticket nach Wien, gingen kurz ins
McDonalds am Keleti-Bahnhof, da es dort kostenloses W-Lan gab und
stiegen in den Zug. Meiner Freundin fiel noch ein, dass wir ihm
vielleicht die Handynummer schicken sollten und sie rief ihren Bruder
an, damit der das über Facebook tat. Und tatsächlich, irgendwann
klingelte das Telefon und er rief an. Er war ihn Wien, er würde zum
Bahnhof kommen. Wir gingen dann gleich zu unserer Freundin nach Hause
und schliefen zu dritt in ihrem Bett. Für mich gab es keine
Stadttour in Wien, denn am nächsten Morgen wollten wir aufbrechen,
um das restliche Stück nach Regensburg zu schaffen.
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