Ich hatte einen Platz bei einer
Exkursion meines Stipendienrprogramms bekommen. Für eine geringe
Eigenbeteiligung konnte ich für vier Tage mit nach Serbien sowie
Bosnien und Herzegowina fahren. Und fahren ist wörtlich zu nehmen –
wir fuhren mit dem Reisebus. Ich fand die Vorstellung ganz
schrecklich, aber schließlich war es gar nicht so schlimm, wie
gedacht. Gemeinsam mit drei anderen Regensburgern machte ich mich auf
den Weg nach München, wo der Bus am Hauptbahnhof abfahren würde. Er
war fast voll und nur ein paar Leute hatten zwei Plätze für sich
allein. Ich gehörte nicht dazu. Ich freute mich also nicht gerade
auf die Fahrt, doch obwohl ich wenig schlief und wir keine
funktionierende Toilette im Bus hatten, war es doch ok.
Ich wachte etwa dreißig Kilometer vor
Belgrad auf und genoss es wahnsinnig, die Stadt wiederzuerkennen, als
ich Novi Beograd sah, als wir die Donau überquerten, als wir
schließlich am Kalemegdan-Park herumkurvten. Genau da war unser
Hostel – direkt an der alten türkischen Festung mit ihrem großen
Park, oder besser gesagt zwischen Festung und Fußgängerzone Knez
Mihailova. Die perfekte Lage. Auch das Achtbettzimmer war zu
verkraften, zumal es sich als eine Art Appartment mit Vierbettzimmer,
Zweibettzimmer, Einbettzimmer und einem Bett auf dem Flur
herausstellte, die sich ein Bad teilten. Leider gab es keine
Toiletten extra, aber auch das funktionierte eigentlich entgegen
schlimmster Befürchtungen. Wir hatten bei dieser Exkursion Treffen
mit EU-Institutionen und Menschenrechtsorganisationen, hörten
Präsentationen der Exkursionsteilnehmer und schauten uns auch ein
paar Sehenswürdigkeiten an. Ich war erstaunt, wie diszipliniert alle
Teilnehmer waren – fast immer waren alle pünktlich da, selbst als
wir morgens um sieben am Bus sein mussten und die meisten hörten
immer zu und es kamen viele interessierte und interessante Fragen.
Das kannte ich von anderen Exkursionen anders. Aber es war ja auch
eine Exkursion von einem Eliteförderprogramm. Das hatte dann leider
auch zur Folge, dass ich zu einigen Leuten überhaupt keinen Draht
hatte. Einige kamen mir sehr oberflächlich und egoistisch vor, wobei
auch einige sehr nette darunter waren.
Am ersten Tag gingen wir abends etwas
trinken und es wurde ein Schnaps nach dem nächsten bestellt. Mir war
das, gerade nach der Nacht ohne Schlaf und der langen Reise doch
etwas zu viel und ich war froh, dass mich am nächsten Morgen kein
allzu schlimmer Kater erwartete. Am zweiten Tag stand die
EU-Delegation und Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Ich klinkte
mich an der Heiligen Sava Kathedrale aus, nachdem ich an einem
Kinderspielplatz mein Referat über Tito gehalten hatte. Tito hätte
es gemocht, bestätigte mir kurz darauf auch mein Lieblingsserbe den
ich kurz darauf in der Innenstadt traf. Ich war vor einem halben Jahr
als Couchsurferin bei ihm gewesen, hatte im Sommer bei meiner
Rundreise noch mal bei ihm übernachtet und war froh, dass er
wenigstens ein wenig Zeit für mich nehmen konnte. Ich höre ihm so
gern zu, wenn er erzählt und er gibt mir jedes Mal eine Menge Tipps,
welche Filme ich sehen und Bücher ich lesen sollte. Mit einem dicken
Grinsen im Gesicht, aber auch einem großen Abschiedweh ging ich
wieder ins Hostel. Ich hätte ihn gern mitgenommen, aber ich war auch
bereits sehr glücklich darüber, nur zwei-drei Stunden mit ihm
verbracht zu haben.
Wir holten uns abends noch Fastfood und
ein Bier und setzten uns an die Festungsmauer, wo wir Donau und Sava
überblickten. Danach noch ein Bier in einer Bar, wo ich auch bereits
mit meinem Couchsurfer mal war und für mich war es das für diesen
Abend. Die Party-Boote, die die anderen noch ansteuerten, sparte ich
mir, denn ich war einfach nur müde. Ich schlief dennoch irgendwie
sehr schlecht und das frühe Aufstehen war eine Strapaze. Um sieben
wollten wir mit dem Bus Richtung Sarajevo aufbrechen.
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