Die zweite Etappe der Rumänien-Reise
Ich habe in meinem eigentlich recht
schönem Hotelzimmer keinen guten Schlaf gefunden, ich bin ja vor
Reisen immer etwas aufgeregt, und noch dazu zu wenig. Es hat aber
dann alles geklappt, ich bin früh halb sechs durch die düstere
Stadt getappt und war zu früh am Busbahnhof, bin dann zum Flughafen
gefahren und war wiedermal viel zu früh da. Eineinhalb Stunden, das
ist eigentlich schon ziemlich wenig für meine Verhältnisse, die ich
immer extra Zeit einrechne, „falls unterwegs was schief geht“.
Der Flieger über Traumlandschaften und
Wattewölkchen, dazu noch die tiefstehende Sonne – Perfektion aus
einem 20-mal-30-cm-Guckloch. Dazu Anna Gavalda, die ich mit „Alles
Glück kommt nie“ lieben gelernt habe. Jetzt lese ich „Zusammen
ist man weniger allein“ und ärgere mich, dass es nicht viel mehr
Bücher von ihr gibt. Den Band mit Erzählungen habe ich auch schon
durch. Ich versuche mich immer zu stoppen und das Buch immer mal
wieder wegzulegen, denn wenn ich es weiter in dem Tempo verschlinge,
habe ich es heute Abend durch. Und das wäre schade. Ich möchte es
noch herauszögern.
In Bukarest angekommen habe ich erst
einmal meinen für teuer Geld bei Wizzair erstandenen Shuttle-Bus in
die Stadt verpasst, weil ich an der falschen Stelle stand und habe
dann nach einer Ewigkeit warten doch den normalen Linienbus genommen.
Dann das Hostel gesucht und gefunden – liegt in einer netten Gegend
voll von ehemals schönen Villen und Einfamilienhäusern, die nun zum
großen Teil sehr heruntergekommen sind oder gerade super protzig
wieder herausgeputzt werden. Ich muss morgen mal das Haus mit den
goldenen griechischen Säulen fotografieren.
Kaum war ich im Hostel bin ich ins
Archiv gesprintet und saß eineinhalb Stunden vor einem
Mikrofichelesegerät – ganz schön anstrengend. Leider auch nicht
ganz das Erhoffte dabei, dennoch immer wieder spannend. Geschichte
ist schon irgendwie das richtige für mich. Ich war ein bisschen
genervt von den handgeschriebenen Notizen auf schlecht lesbaren
Mikroaufnahmen und einem verdreckten Anzeigegerät. Ich hatte gerade
eine Akte vor mir, die ein Informant der Staatssicherheit über das
rumänische Exil geschrieben hat. An den Rand war handschriftlich
folgendes gekritzelt:
Adrese și nume
găsim și în materiale publice
– Așteptam informații secrete!
Adresse und Name finden
wir auch in öffentlichen Materialen
– Wir erwarten
Geheiminformationen!
Witzig, dass man das einem
Geheimdienstinformanten erst erklären muss...
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