Ich liebe es, nicht direkt von einem
Ort zum nächsten zu Reisen, sondern über Umwege ans Ziel zu
gelangen. Einen Tag hier, eine Nacht dort, das langsame Reisen ist
meine Leidenschaft. Ich weiß nicht, wieviel Zeit meines Lebens ich
nun schon in Zügen und Bussen verbracht habe. Ab Belgrad waren es
jedenfalls:
Angekommen bin ich überpünktlich und recht komfortabel mit dem Niš-Ekspres-Bus. Okay, ich musste nochmal extra fürs Gepäck zahlen. Okay, mein Platz war bereits belegt, am zweiten Platz, wo ich mich setzen wollte, war der Sitz kaputt, aber schließlich war der Bus relativ leer und ich hatte freie Wahl, so dass ich mich ausbreiten konnte. Insgesamt war die Reise schnell und unproblematisch und aufgrund akuter Übermüdung schlief ich auch einige Stunden.
- 8 Stunden im Bus Belgrad-Ljubljana
- 2,5 Stunden im Zug Ljubljana-Rijeka und nochmal
- 2,5 Stunden für den Rückweg
- 6 Stunden im Zug Ljubljana-München
- 5,5 Stunden im Zug München-Leipzig
Das sind über 24 Stunden, also ein Tag
von fünf Reisetagen. Das heißt, von den fünf letzten Tagen meiner
Reise war ich mehr als ein Fünftel der Zeit nur unterwegs.
Ljubljana
Angekommen bin ich überpünktlich und recht komfortabel mit dem Niš-Ekspres-Bus. Okay, ich musste nochmal extra fürs Gepäck zahlen. Okay, mein Platz war bereits belegt, am zweiten Platz, wo ich mich setzen wollte, war der Sitz kaputt, aber schließlich war der Bus relativ leer und ich hatte freie Wahl, so dass ich mich ausbreiten konnte. Insgesamt war die Reise schnell und unproblematisch und aufgrund akuter Übermüdung schlief ich auch einige Stunden.
In Ljubljana holte mich mein
Couchsurfer vom Bahnhof ab. Er hatte mir geschrieben, er wäre um
zehn da, aber dann noch eine SMS, ich sollte mich melden, wenn ich
ankommen würde. Da ich früher da war, beschloss ich, einfach um zehn wieder am Bahnhof zu
sein und ging mitsamt meinem Gepäck einen kleinen Stadtspaziergang
machen. Der große Marktplatz beeindruckte mich sehr – ich liebe
Obst- und Gemüsemärkte. Und ich mag es, eine Stadt unvoreingenommen
und ohne Begleitung zu erkunden – Couchsurfing ist cool und ich mag
es auch, von einem Couchsurfer herumgeführt zu werden, aber allein
durch eine fremde Stadt stromern, bedeutet noch einmal anders und
anderes zu entdecken. Deswegen nahm ich mir wenigstens eine Stunde
allein.
Der Couchsurfer kam schließlich auch
noch zu spät und ich schickte ihm SMS, seine Antwort bekam ich aber
seltsamerweise erst einen Tag später. Wie auch immer, irgendwann war
er da und machte einen kleinen Stadtrundgang mit mir, der schließlich
in einem schicken Café endete. Ich trug dabei die ganze Zeit meinen
mindestens 15kg-Rucksack. Ich bin zäh, was das Tragen von Rucksäcken
angeht und bin immer wieder überrascht, wenn andere Leute meinen
Rucksack für mich tragen und über das Gewicht jammern. Ich jammere
nicht über das Gewicht – schließlich bin ich selbst schuld, dass
ich soviel mitnehme.
Wir gingen dann zu ihm nach Hause, wo
ich erstmal duschte, während er für das Mittagessen einkaufen ging.
Dann begann er zu kochen und ich wurde immer hungriger – abgesehen
von einem Schokocroissant an der Autobahnraststätte hatte ich noch
nichts gegessen. Seine Mutter und sein Bruder kamen schließlich erst
nach vier zum Essen, wobei der Bruder aufgrund eines
Missverständnisses schon gegessen hatte. Sein Pech, denn das Essen
war phänomenal. Es gab grünen Salat mit Ruccolla, Birnenspalten,
Leinsamen und Sonnenblumenkernen – natürlich lecker angemacht. Für
mich gab es zudem gedünstetes Gemüse, für die anderen gebackenen
Fisch auf einem Beet aus Ofenkartoffeln und gedünsteten frischen
Champignons. Die Ofenkartoffeln mit Champignons aß ich auch, es war
einfach zu lecker, als dass ich darauf verzichten wollte, nur weil es
neben dem Fisch gelegen hatte. Inkonsequent? Wie sagte die Veganerin
in Skopje: „Alles ist ok, solange du dich damit wohlfühlst.“
Zurück in Deutschland stelle ich wieder auf vegan um, aber während
der Reise erlag ich einigen Versuchungen und habe deswegen eine Pause
eingelegt.
Die Mutter redete Serbisch mit mir –
die Familie hatte lange Zeit in Serbien gelebt und war erst seit ein
paar Jahren zurück in Ljubljana. Nach dem Essen hingen wir noch ein
Weilchen mit dem Bruder rum und später am Abend gingen wir dann noch
auf ein Bier aus. Zunächst gingen wir aber zu einer Bar, von deren Dachterasse man einen phänomenalen Blick über die Stadt gehabt hätte - hätte es nicht heftig geschneit. Auch so war die Aussicht irgendwie beeindruckend, nur eben anders.
Die erste Kneipe, in der wir uns niederließen, verwirrte mich dann total. Ich sollte sowas vom Balkan wohl gewohnt sein, dennoch sah ich das erste Mal sturzbetrunkene Leute wortwörtlich auf den Tischen tanzen. Der Schuppen war zwar von In-your-pocket-Guides zur coolsten Bar der Stadt gekürt worden, für meinen Geschmack war es aber einfach nur ein billiges Sauflokal. Die Leute sangen die Lieder nicht mit, sie grölten sie, und die Cocktails, die jetzt auch nicht superbillig waren, wurden wie Limo hintergekippt. Zwischen einem Junggesellenabschied und einer Mädelsrunde kam es zur plumpen Kontaktaufnahme, ein Paar im mittleren Alter zog sich an einem der zentralen Tische gegenseitig fast aus, so dass man bei ihm gut die über die Jeans schwappenden Speckröllchen sehen konnte. Mir war das alles zuviel, was wahrscheinlich an meinem niedrigen Alkoholpegel, der auch durch den äußerst schwachen Cocktail nicht signifikant gehoben wurde, und an meiner Übermüdung lag – ich sah darin nur eine Freakshow. Obwohl ich bereits zum Umfallen müde war und meine Schuhe, Socken und Füße sich voll Schneematsch gesogen hatten und stark unterkühlt waren, gingen wir noch in die Metelkova.
Die erste Kneipe, in der wir uns niederließen, verwirrte mich dann total. Ich sollte sowas vom Balkan wohl gewohnt sein, dennoch sah ich das erste Mal sturzbetrunkene Leute wortwörtlich auf den Tischen tanzen. Der Schuppen war zwar von In-your-pocket-Guides zur coolsten Bar der Stadt gekürt worden, für meinen Geschmack war es aber einfach nur ein billiges Sauflokal. Die Leute sangen die Lieder nicht mit, sie grölten sie, und die Cocktails, die jetzt auch nicht superbillig waren, wurden wie Limo hintergekippt. Zwischen einem Junggesellenabschied und einer Mädelsrunde kam es zur plumpen Kontaktaufnahme, ein Paar im mittleren Alter zog sich an einem der zentralen Tische gegenseitig fast aus, so dass man bei ihm gut die über die Jeans schwappenden Speckröllchen sehen konnte. Mir war das alles zuviel, was wahrscheinlich an meinem niedrigen Alkoholpegel, der auch durch den äußerst schwachen Cocktail nicht signifikant gehoben wurde, und an meiner Übermüdung lag – ich sah darin nur eine Freakshow. Obwohl ich bereits zum Umfallen müde war und meine Schuhe, Socken und Füße sich voll Schneematsch gesogen hatten und stark unterkühlt waren, gingen wir noch in die Metelkova.
Es ist ein altes Gefängnisgelände,
auf dem sich diverse Clubs, Kneipen und Bars und ein Hostel befinden,
sehr links, sehr alternativ und sehr entspannt. Wir gingen in einen
Club, in dem Ska, Reggae und Musik a la Manu Chao gespielt wurde,
kauften Dosenbier (wann habe ich das letzte Mal Dosenbier getrunken?
Ah ja richtig, dass muss wohl letztes Jahr in Belgrad gewesen sein, wo wir kein Flaschenbier kaufen konnten) und tanzten ein wenig. Ich war todmüde und kuschelte mich an
den Holzofen, der am Rand der Tanzfläche stand und bat meinen
Gastgeber schließlich, zu gehen. Er brachte mich nach Hause und zog
selbst noch weiter, wobei er dennoch am nächsten Morgen vor mir wach
war und mir ein ausgezeichnetes Vollkornflake-Beeren-Bananen-Müsli
mit Sojamilch servierte. Wir stiegen noch auf die Festung, bevor ich
meinen Zug nach Rijeka nahm.
Rijeka
Ich döste im Zug immer wieder kurz
ein, es war trübes Wetter draußen und ich hatte irgendwie nicht
ausgeschlafen. Nachdem ich meine Sandwiches verdrückt hatte –
Vollkornsemmeln mit Erdnussbutter und Marmelade bzw. Honig, war ich
noch schläfriger. Ich verpasste jedoch glücklicherweise den ersten Blick
aufs Meer nicht. Ich weiß nicht, was es an dem Blick aufs Wasser
ist, dass eine solche Faszination auslöst, aber ich erlag dem Zauber
sofort. Ich war begeistert und vollkommen
zufrieden mit meiner Entscheidung einen weiteren Abstecher zu machen.
Wieder holte mich meine Couchsurferin vom Bahnhof ab, wir gingen zu ihr, ich aß noch ein Käsegebäck und wir gingen ein Bier trinken. Sie war noch etwas fertig von ihrem Samstagabend, so dass wir, nachdem wir das End von Star Wars geschaut haben – interessant für mich, da ich keinen einzigen Teil geschaut habe, nun aber das Ende der Gesamtgeschichte kenne – ins Bett gingen. Ich schlief erstaunlich gut auf ihrer grünen Kunstledercouch, die man nicht ausziehen konnte, in dem etwas zu kühlem Raum, eingehüllt in zwei Decken. Irgendwann morgens um sechs oder so hörte ich die Katze neben dem Kopfende des Sofas ihr Trockenfutter schnurpsen und wurde davon wach, aber schlief wieder ein. Halb acht klingelte aus unerfindlichen Gründen mein Wecker – ich schlief wieder ein. Irgendwann ging die Mitbewohnerin zur Uni, ich blieb, wo ich war, Kopf auf der einen Seitenlehne, Füße auf der anderen. Ich schlief bestimmt gute zehn Stunden und es tat mir echt gut.
Wieder holte mich meine Couchsurferin vom Bahnhof ab, wir gingen zu ihr, ich aß noch ein Käsegebäck und wir gingen ein Bier trinken. Sie war noch etwas fertig von ihrem Samstagabend, so dass wir, nachdem wir das End von Star Wars geschaut haben – interessant für mich, da ich keinen einzigen Teil geschaut habe, nun aber das Ende der Gesamtgeschichte kenne – ins Bett gingen. Ich schlief erstaunlich gut auf ihrer grünen Kunstledercouch, die man nicht ausziehen konnte, in dem etwas zu kühlem Raum, eingehüllt in zwei Decken. Irgendwann morgens um sechs oder so hörte ich die Katze neben dem Kopfende des Sofas ihr Trockenfutter schnurpsen und wurde davon wach, aber schlief wieder ein. Halb acht klingelte aus unerfindlichen Gründen mein Wecker – ich schlief wieder ein. Irgendwann ging die Mitbewohnerin zur Uni, ich blieb, wo ich war, Kopf auf der einen Seitenlehne, Füße auf der anderen. Ich schlief bestimmt gute zehn Stunden und es tat mir echt gut.
Meine Couchsurferin musste lernen, so
dass ich alleine die Stadt entdeckte. Es war sehr kalt, so dass ich
nicht wirklich Lust hatte, jeden Winkel der Stadt zu erkunden und
mich damit begnügte, die Burg und das Stadion zu sehen und ein
bisschen umherzuschlendern. Die Burg liegt etwas außerhalb und ich nahm den Bus hinwärts (Nummer 2 von der Station Tržnica bis zur vorletzten Station oder zur letzten und dann ein wenig zurücklaufen), zurück lief ich dann. Das Stadion erreichte ich ebenfalls mit dem Bus (Nummer 1 bis Kantrida). Das Stadion liegt zwischen Meer und Felsen, so dass sich hinter den Zuschauertribünen auf der einen seite karger Fels, auf der anderen Seite Meeresrauschen befinden. Nach etwa fünf Stunden war ich wieder
bei meiner Gastgeberin und sie kochte mir eine leckere
Couscous-Gemüsepfanne.
Rijeka beeindruckte mich sehr. Dafür,
dass es eine Industriestadt ist, ist es einfach wunderschön. Und da
es eine der weniger schönen kroatischen Küstenstädte sein soll,
bin ich echt gespannt auf den Rest. Obwohl das Wetter so ungemütlich
war, fand ich Rijeka bezaubernd. Die Architektur und
das Stadtbild lassen es sehr italienisch wirken, der Hafen und
die Werft geben dem ganzen einen rauen Flair und die Burg und die
Felsen verleihem dem ganzen einen mittelalterlich robusten Charme.
Llubljana II
Ich hatte meinen großen Rucksack bei
meinem Couchsurfer in Ljubljana gelassen und kehrte am Montagabend
dahin zurück, um noch einmal eine Nacht auf seinem Sofa zu
nächtigen, ehe ich den Rückweg antrat. Er holte mich wieder vom
Bahnhof ab, da er mir nicht zutraute, dass ich allein zu ihm finden
würde, und unterhielt sich noch lange mit mir. Er machte mit außerdem
einen super leckeren Obstsalat, bevor wir schlafen gingen. Nach viel
zu wenig Schlaf startete der nächste Tag dann auch wieder
kulinarisch mit Beeren-Hafergrütze und es gab abermals Sandwiches für
die Fahrt. Ich habe noch nie bei einem Couchsurfer übernachtet, wo
ich so viele leckere und vor allem gesunde Sachen gegessen habe. Es
war der Wahnsinn. Vor allem, da ich Essen so mag, waren die
Mahlzeiten in Ljubljana für mich ein absolutes Highlight.
Die Rückreise trat ich dann mit dem
Zug an. Da mein Couchsurfer sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ und betonte, wie wichtig ein entspannter Start in den Tag für ihn ist, entwickelte ich schon leichte Panik, den Zug zu verpassen. Wir
schafften es aber schließlich und der Zug hatte auch noch
Verspätung. Ich fuhr dann einige Stunden durch eine Winterlandschaft
– Slowenien, Österreich, Deutschland – durch niedliche Dörfer,
vorbei an kleinen Burgen, Flüssen und Bächen und sogar einer
befahrenen Skipiste, alles schneebedeckt. In den Alpen ging es auch
durch ein paar Tunnel, aber der Großteil der Reise war
glücklicherweise übertage.
München
Pünktlich trotz Schneefall fuhr der
Zug dann im Münchner Hauptbahnhof ein, wo ich mich vor dem auf
Regensburg-München-Fahrten häufig genutzten Imbiss postierte, um auf eine weitere Abholung am Bahnhof zu warten. Kurz
darauf kam meine nun in München ansässige Studienkollegin. Sie hatte
Geburtstag und deswegen hatte ich beschlossen, zu ihr zu fahren und
bei ihr zu übernachten, so konnten wir abends noch schön essen
gehen. Zunächst fuhren wir aber mit der U-Bahn zu ihr und hingen
noch ein wenig in ihrer neuen und sehr gemütlichen Wohnung rum,
verdrückten dabei unter anderem leckere Schokomuffins. Etwa halb
sieben brachen wir dann zur Pizzeria auf, die wir für die
Abendgestaltung auserkoren hatten. Es war brechend voll, dennoch
erhielten wir noch einen Platz, allerdings nur für eine Stunde, da
später reserviert war. Dennoch war es eine gute Entscheidung, zu
bleiben, denn die Pizza war ausgezeichnet. Aus dem Steinofen, mit
leckeren, frischen Zutaten und dünnem Boden. Obwohl die Pizzen echt
groß war, schaffte ich meine. Nachdem wir zum Gehen aufgefordert
worden, da die Leute, die reserviert hatten, eingetroffen waren,
gingen wir noch in die gegenüberliegende Kneipe, die ein wenig
schicker wirkte und tranken noch ein Bier respektive Aperol Spritz.
Ich schlief ausgezeichnet und ließ mich am nächsten Morgen von
meiner Freundin nicht stören, die auf Arbeit musste. Als sie gerade
ging, stand ich auch auf, denn ich hatte eineinhalb Stunden später
ein Skype-Bewerbungsgespräch.
Danach packte ich meinen Kram zusammen
und ging zum Bahnhof, um die letzte Zugreise anzutreten, die mich
schließlich in die Urheimat führen würde, wo mein Bruder mich am Bahnhof abholte. Das letzte Mal abgeholt werden für diese Reise.
Jeder Stopp war es wert, gemacht zu
werden. Ich habe großartige Menschen kennengelernt, wunderbares
Essen genossen, mehr als genug in Zügen gesessen, aber jetzt bin ich
auch froh, wieder mal anzukommen. Dennoch, der Weg ist das Ziel. Ich
sollte mir zwar generell mehr Zeit fürs Reisen nehmen, aber trotzdem
war es gut. Nun freue ich mich auf ganz viele Wiedersehen zu Ostern
und hoffentlich auch ein bisschen Entspannung. Und die kroatische Küste und Ljubljana sollte ich mir auch im Sommer nochmal anschauen...
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