Spontan bin ich für ein Wochenende nach Skopje gefahren. Um drei nachmittags habe ich mein Busticket gekauft, um 17.30 Uhr ging der Bus. Dazwischen habe ich schnell noch ein paar Sachen in eine Tasche geworfen und mich mit einem Falafel-Sandwich versorgt.
Die Busfahrt war eher unspektakulär, zunächst auf der Autobahn, später auf kleineren Straßen, allerdings war wegen der Dunkelheit kaum etwas von der Landschaft zu erahnen. Wir kamen an der Tito-Raststätte vorbei und hielten ab und zu im Nirgendwo, um Mitfahrer einzuladen, aber an sich war das ganze eher unspektakulär. Etwa halb zwölf kamen wir in Skopje am Busbahnhof an. Ich irrte zunächst etwas desorientiert herum und überlegte, noch das Ticket für die Rückfahrt zu reservieren, beschloss dann aber gleich zum Hostel aufzubrechen, es war bereits spät genug. Ich ließ mich von meinem Navi, welches glücklicherweise dank der kürzlich heruntergeladenen Karte für Mazedonien gut funktionierte, zum Hostel leiten und wanderte so etwa eine halbe Stunde durchs nächtliche Skopje, vorbei an Jugendlichen auf dem Weg zum Club, ziemlich aufgestylt, wie überall auf der Welt in eher mittelmäßigen Partylocations, zusammenfallenden Häusern, die vermutlich von Roma oder Albanern bewohnt wurden und einem Einkaufszentrum. Irgendwann war ich dann da und nachdem mich die Wache vor der chinesischen Botschaft noch in die richtige Straße geleitet hatte, fand ich das Hostel auch. Das war sehr ernüchternd, ziemlich dreckig und ziemlich voll und ich war ziemlich fertig. Nach ein paar Stunden Schlaf im wackeligen Doppelstockbett war ich wieder wach, weil irgendjemand im Zimmer es auch war und beschloss aufzustehen und was von der Stadt zu sehen.
Als ich schlaftrunken im Gemeinschaftsraum stand, mir gegenüber ein anderes Mädchen, meinte sie auf einmal "Do we know each other?". Wie sich herausstellte, hatten wir vor drei Jahren gemeinsam eine Sommerschule in Polen besucht. Wir unterhielten uns noch bei einem einfachen Frühstück, dann versuchte jede von uns, wenigstens kurz das einzige und ziemlich schmutzige Bad zu benutzen und zu bezahlen, um auschecken zu können. Der Hostelinhaber ließ sich allerdings zu so früher Stunde nicht sehen und wir mussten noch ein wenig warten. Dann bekam ich auch eine schlechte, kopierte Karte der Stadt, auf der er eine abenteuerliche Route einzeichnete, die mich in die Innenstadt führen würde. Ich überlegte, ob ich nicht zum Berg aufbrechen wollte, wo sich ein Kloster und ein riesige Kreuz, das Milleniums-Kreuz, befinden sollten, entschied mich dann aber doch aufgrund des Nieselregens und des trüben Wetters dagegen - ich hätte wohl kaum etwas von der Stadt gesehen von da oben. Also machte ich mich auf den Weg in die Stadt, die irgendwie doch nicht so einfach zu finden war, und endete schließlich nach einem Platz mit gefühlten 73 Statuen in einer Baustelle, beziehungsweise in einer Serie von ineinander verketteten Baustellen. Diese gehören zum Projekt "Skopje 2014", welches zum Ziel hat, der Stadt bis zum Jahr 2014 ein komplett neues Gesicht zu geben. Ein paar interessante Hintergrundinfos über diese Megalomanie finden sich auf der englischen und deutschen Wikipedia.
Für den Besucher bedeutet es vor allem, dass er sich in Skopje fühlt, als wäre er auf einer Baustelle unterwegs. Überquert man die Steinerne Brücke zum Alten Bazar der Stadt, steht man in Sandhaufen und Drecklöchern und muss seinen Weg durch die Baustellen suchen, denn der Weg geradeaus ist von mehreren Bauzäunen versperrt.
Der alte Bazar ist der schönere Teil der Stadt. Der Stadtteil ist zwar nicht besonders groß und Anfang März sind die Gassen auch nicht besonders belebt, dennoch war es sehr schön, hindurch zu schlendern und ein bisschen verloren zu gehen.
Außerdem ist an den Bazar angeschlossen ein riesiger überdachter Markt, wo man praktisch alles kaufen kann. Ich erwarb Gewürze und Oliven. Beim Mittagessen hatte ich einen Australier kennen gelernt, mit dem ich dann noch zur alten Moschee ging. Ein netter Albaner erklärte mir auf bruchstückhaftem Serbisch ein paar Sachen zur Moschee - die angeblich größte und älteste auf dem Balkan - und dass die Stadt gemisch muslimisch-christlich wäre, mit einem großen Anteil von Albanern neben der mazedonischen Mehrheitsbevölkerung. Dabei kann man nach dem offiziellen Zensus von 2002 seine Ansicht, dass die Bevölkerung zur Hälfte christlich und zur Hälfte muslimisch, also auch zur Hälfte überwiegend mazedonisch mit anderen Gruppen wie Serben und Bulgaren und zur Hälfte albanisch mit Minderheiten wie Bosniaken und Roma, wäre, anzweifeln. Die Moschee war jedenfalls beeindruckend, auch wenn, als er das Licht einschaltete, leider nicht der Kronleuchter erstrahlte sondern ein paar Neonröhren, die eine Gebetsnische illuminierten.
Die Festung war leider für Besucher geschlossen und so wanderten wir noch ein wenig ziellos durch die Stadt, bevor ich meinen Couchsurfer traf, bei dem ich die zweite Nacht verbringen wollte. Er hatte noch eine weitere Couchsurferin da, eine nette Polin, mit der ich die nächsten Stunden verbrachte, bis er Zeit für uns hatte. Sie kochte uns dann auch eine fantastische vegane Suppe, während mein Host und ich meine Tasche vom Hostel holten. Wir schauten in dieser Nacht dann lange Filme und schliefen sehr spät, dennoch war ich wieder früh wach und stand auch auf, nichtsahnend, dass es erst kurz nach acht war.
Ich schlich mich heraus und begann den Aufstieg auf den Berg mit dem Milleniumskreuz und dem Kloster. Als ich am Kreuz ankam, war ich schon ziemlich kaputt - die Drahtseilbahn funktionierte aus unerfindlichen Gründen nicht - und eigentlich wollte ich noch gern zum Kloster. Nach einigem hin und her Überlegen, einer Stärkung mit Schokoriegel, Chips und Eis, begab ich mich dann doch noch dorthin. Meine Füße schmerzten bereits, und der Abstieg war nahezu unerträglich, aber trotzdem lohnte sich dieser Umweg vollkommen. Vor allem, weil nicht, wie am Kreuz Hunderte von Leuten unterwegs waren sondern nur Dutzende. Als ich zurückging und schließlich auf einer Art Eselspfad in die Stadt zurückkehrte, war ich nahezu alleine.
Ich war total kaputt, als ich wieder bei meinem Host eintraf. Kurze Zeit später kam auch die Polin von ihrem Tagesausflug zurück. Sie war später aufgebrochen und hatte sich zu einem Tal mit See begeben. Wir gingen noch zusammen essen und Bier trinken, so dass ich gut gefüllt, zuversichtlich war, dass ich im Bus gut schlafen würde. Das tat ich dann auch. Auf den Hinweis, man solle seinen Pass herausholen, nahm ich meinen Personalausweis aus dem Portemonnaie, dämmerte allerdings, in in der Hand haltend, wieder weg, so dass mich sowohl der Grenzbeamte, als auch der Mensch, der im Bus vor mir saß, aufforderten, ihn herzugeben, was ich dann auch schleunigst tat.
Alles in allem ein wunderbares Wochenende. Ich hätte mir sicher noch ein paar Museen anschauen können, hätte ich mehr Zeit gehabt, aber auch so passte es eigentlich. Ein Tag Stadt, ein Tag Natur - es war eine gute Mischung. Ich empfehle Skopje auf jeden Fall weiter, auch wenn es auf den ersten Blick nicht besonders einladend wirkt, Informationen oft nur auf kyrillisch zu haben sind (wie an der geschlossenen Touristeninformation, die praktischerweise den Grund auf Mazedonisch verkündete), oder nicht existierten (wie die fehlenden Wegweiser zum Kloster). Dennoch, eine schöne Stadt. Aber Belgrad bleibt mein Favorit...
Die Busfahrt war eher unspektakulär, zunächst auf der Autobahn, später auf kleineren Straßen, allerdings war wegen der Dunkelheit kaum etwas von der Landschaft zu erahnen. Wir kamen an der Tito-Raststätte vorbei und hielten ab und zu im Nirgendwo, um Mitfahrer einzuladen, aber an sich war das ganze eher unspektakulär. Etwa halb zwölf kamen wir in Skopje am Busbahnhof an. Ich irrte zunächst etwas desorientiert herum und überlegte, noch das Ticket für die Rückfahrt zu reservieren, beschloss dann aber gleich zum Hostel aufzubrechen, es war bereits spät genug. Ich ließ mich von meinem Navi, welches glücklicherweise dank der kürzlich heruntergeladenen Karte für Mazedonien gut funktionierte, zum Hostel leiten und wanderte so etwa eine halbe Stunde durchs nächtliche Skopje, vorbei an Jugendlichen auf dem Weg zum Club, ziemlich aufgestylt, wie überall auf der Welt in eher mittelmäßigen Partylocations, zusammenfallenden Häusern, die vermutlich von Roma oder Albanern bewohnt wurden und einem Einkaufszentrum. Irgendwann war ich dann da und nachdem mich die Wache vor der chinesischen Botschaft noch in die richtige Straße geleitet hatte, fand ich das Hostel auch. Das war sehr ernüchternd, ziemlich dreckig und ziemlich voll und ich war ziemlich fertig. Nach ein paar Stunden Schlaf im wackeligen Doppelstockbett war ich wieder wach, weil irgendjemand im Zimmer es auch war und beschloss aufzustehen und was von der Stadt zu sehen.
Als ich schlaftrunken im Gemeinschaftsraum stand, mir gegenüber ein anderes Mädchen, meinte sie auf einmal "Do we know each other?". Wie sich herausstellte, hatten wir vor drei Jahren gemeinsam eine Sommerschule in Polen besucht. Wir unterhielten uns noch bei einem einfachen Frühstück, dann versuchte jede von uns, wenigstens kurz das einzige und ziemlich schmutzige Bad zu benutzen und zu bezahlen, um auschecken zu können. Der Hostelinhaber ließ sich allerdings zu so früher Stunde nicht sehen und wir mussten noch ein wenig warten. Dann bekam ich auch eine schlechte, kopierte Karte der Stadt, auf der er eine abenteuerliche Route einzeichnete, die mich in die Innenstadt führen würde. Ich überlegte, ob ich nicht zum Berg aufbrechen wollte, wo sich ein Kloster und ein riesige Kreuz, das Milleniums-Kreuz, befinden sollten, entschied mich dann aber doch aufgrund des Nieselregens und des trüben Wetters dagegen - ich hätte wohl kaum etwas von der Stadt gesehen von da oben. Also machte ich mich auf den Weg in die Stadt, die irgendwie doch nicht so einfach zu finden war, und endete schließlich nach einem Platz mit gefühlten 73 Statuen in einer Baustelle, beziehungsweise in einer Serie von ineinander verketteten Baustellen. Diese gehören zum Projekt "Skopje 2014", welches zum Ziel hat, der Stadt bis zum Jahr 2014 ein komplett neues Gesicht zu geben. Ein paar interessante Hintergrundinfos über diese Megalomanie finden sich auf der englischen und deutschen Wikipedia.
Für den Besucher bedeutet es vor allem, dass er sich in Skopje fühlt, als wäre er auf einer Baustelle unterwegs. Überquert man die Steinerne Brücke zum Alten Bazar der Stadt, steht man in Sandhaufen und Drecklöchern und muss seinen Weg durch die Baustellen suchen, denn der Weg geradeaus ist von mehreren Bauzäunen versperrt.
Der alte Bazar ist der schönere Teil der Stadt. Der Stadtteil ist zwar nicht besonders groß und Anfang März sind die Gassen auch nicht besonders belebt, dennoch war es sehr schön, hindurch zu schlendern und ein bisschen verloren zu gehen.
Außerdem ist an den Bazar angeschlossen ein riesiger überdachter Markt, wo man praktisch alles kaufen kann. Ich erwarb Gewürze und Oliven. Beim Mittagessen hatte ich einen Australier kennen gelernt, mit dem ich dann noch zur alten Moschee ging. Ein netter Albaner erklärte mir auf bruchstückhaftem Serbisch ein paar Sachen zur Moschee - die angeblich größte und älteste auf dem Balkan - und dass die Stadt gemisch muslimisch-christlich wäre, mit einem großen Anteil von Albanern neben der mazedonischen Mehrheitsbevölkerung. Dabei kann man nach dem offiziellen Zensus von 2002 seine Ansicht, dass die Bevölkerung zur Hälfte christlich und zur Hälfte muslimisch, also auch zur Hälfte überwiegend mazedonisch mit anderen Gruppen wie Serben und Bulgaren und zur Hälfte albanisch mit Minderheiten wie Bosniaken und Roma, wäre, anzweifeln. Die Moschee war jedenfalls beeindruckend, auch wenn, als er das Licht einschaltete, leider nicht der Kronleuchter erstrahlte sondern ein paar Neonröhren, die eine Gebetsnische illuminierten.
Die Festung war leider für Besucher geschlossen und so wanderten wir noch ein wenig ziellos durch die Stadt, bevor ich meinen Couchsurfer traf, bei dem ich die zweite Nacht verbringen wollte. Er hatte noch eine weitere Couchsurferin da, eine nette Polin, mit der ich die nächsten Stunden verbrachte, bis er Zeit für uns hatte. Sie kochte uns dann auch eine fantastische vegane Suppe, während mein Host und ich meine Tasche vom Hostel holten. Wir schauten in dieser Nacht dann lange Filme und schliefen sehr spät, dennoch war ich wieder früh wach und stand auch auf, nichtsahnend, dass es erst kurz nach acht war.
Ich schlich mich heraus und begann den Aufstieg auf den Berg mit dem Milleniumskreuz und dem Kloster. Als ich am Kreuz ankam, war ich schon ziemlich kaputt - die Drahtseilbahn funktionierte aus unerfindlichen Gründen nicht - und eigentlich wollte ich noch gern zum Kloster. Nach einigem hin und her Überlegen, einer Stärkung mit Schokoriegel, Chips und Eis, begab ich mich dann doch noch dorthin. Meine Füße schmerzten bereits, und der Abstieg war nahezu unerträglich, aber trotzdem lohnte sich dieser Umweg vollkommen. Vor allem, weil nicht, wie am Kreuz Hunderte von Leuten unterwegs waren sondern nur Dutzende. Als ich zurückging und schließlich auf einer Art Eselspfad in die Stadt zurückkehrte, war ich nahezu alleine.
Ich war total kaputt, als ich wieder bei meinem Host eintraf. Kurze Zeit später kam auch die Polin von ihrem Tagesausflug zurück. Sie war später aufgebrochen und hatte sich zu einem Tal mit See begeben. Wir gingen noch zusammen essen und Bier trinken, so dass ich gut gefüllt, zuversichtlich war, dass ich im Bus gut schlafen würde. Das tat ich dann auch. Auf den Hinweis, man solle seinen Pass herausholen, nahm ich meinen Personalausweis aus dem Portemonnaie, dämmerte allerdings, in in der Hand haltend, wieder weg, so dass mich sowohl der Grenzbeamte, als auch der Mensch, der im Bus vor mir saß, aufforderten, ihn herzugeben, was ich dann auch schleunigst tat.
Alles in allem ein wunderbares Wochenende. Ich hätte mir sicher noch ein paar Museen anschauen können, hätte ich mehr Zeit gehabt, aber auch so passte es eigentlich. Ein Tag Stadt, ein Tag Natur - es war eine gute Mischung. Ich empfehle Skopje auf jeden Fall weiter, auch wenn es auf den ersten Blick nicht besonders einladend wirkt, Informationen oft nur auf kyrillisch zu haben sind (wie an der geschlossenen Touristeninformation, die praktischerweise den Grund auf Mazedonisch verkündete), oder nicht existierten (wie die fehlenden Wegweiser zum Kloster). Dennoch, eine schöne Stadt. Aber Belgrad bleibt mein Favorit...
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