Wenn man in Beograd auf der Festung steht und Richtung Fluss schaut, sieht man Novi Beograd. Die schönste Aussicht der Stadt geht also auf die Neustadt. Die sozialistische Planstadt wurde 1948 begonnen, obwohl schon vor dem Zweiten Weltkrieg Pläne zur Stadterweiterung bestanden, und ist heute nicht nur der Sitz von Banken und Business, Einkaufscentern und Konsum, sondern vor allem der Wohnsitz eines Drittels der Belgrader Einwohner. Die zahlreichen Blocks kann man ästhetisch finden oder nicht, ich finde sie durchaus lebenswert, auch wenn man, wie ich hier hautnah erleben kann, relativ viel von seinen Nachbarn hört. Novi Beograd ist für mich untrennbar verbunden mit meiner ersten eigenen Belgrad-Reise, also die Geschichts-Exkursion der Uni nicht mitgezählt, als ich zum ersten Mal hier couchsurfte, in eben diesem Block.
Ich fand mich bis vor zwei Wochen hier nie zurecht und verirrte mich praktisch auf dem Weg zur Bushaltestelle. Mittlerweile weiß ich jedoch, welcher Eingang, welche Tür, welcher Block, welche Treppen, welcher Bus, welche Straße und welche Richtung ins Zentrum führt. Die Brankuv Most, die Branko-Brücke, die Alt- und Neustadt verbindet, ist für mich nun zum Inbegriff des Nachhausewegs geworden. Ich weiß jetzt, wo der Supermarkt ist und wo die Bushaltestelle, wann die Ampeln zwar auf Rot stehen, aber die Autos auch eine Weile rot haben werden und wie die Gegend im Abendlicht irgendwie seltsam romantisch wirkt. Denn über Novi Beograd geht die Sonne unter. In der Altstadt, Stari Grad, mag sie aufgehen, aber Sonnenuntergänge haben ja auch was.
Ich mag Novi Beograd irgendwie, wahrscheinlich nur, weil meine serbische Lieblingsfamilie hier wohnt. Und ich weiß, dass ich hier immer willkommen bin. Und ich habe keine Ahnung, warum eigentlich. Hier noch ein paar Impressionen...
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