Am Wochenende war ich mit einigen jungen Leuten vom Forum der deutschen Minderheit hier in Timisoara zum Teambuilding. Ich wusste, dass es in die Berge gehen würde, dass wir wandern würden und dass ich potentiell ziemlich dreckig werden würde. Deshalb habe ich mir noch zwei Tage vor Abfahrt Wanderschuhe zugelegt und mir meine bequeme, aber nicht besonders schöne Hose eingepackt. Soweit alles richtig gemacht. Außerdem rechnete ich damit, dass ich viel Rumänisch sprechen werden müsste, damit lag ich nicht ganz richtig, weil die meisten Teilnehmer echt gut Deutsch konnten.
Blick vom Balkon der Unterkunft. Vor allem eins: Dunkelheit. |
Nachdem wir um acht unser Frühstück eingenommen hatten, wurden wir jeder noch mit drei "Sandwiches" versorgt. In Anführungsstrichen, weil es sechs Scheiben babbeliges Weißbrot waren, wobei zwischen jeweils zwei ein Schnitzel bzw. bei mir glücklicherweise Käse und Gurke geklemmt war. Ich fand das schon ziemlich widerlich, dass bei circa zwanzig Teilnehmern etwa sechzig Schnitzel verteilt wurden an diesem Morgen. Das Schlimmste war allerdings für mich, dass die Kids ständig nicht aufaßen. Lebensmittelverschwendung geht mir so gegen den Strich...
Ausgestattet mit Schnitzel und imaginärem Sauerkraut begaben wir uns auf einen Tagesmarsch. Das heißt, wir waren zwar den ganzen Tag unterwegs, legten aber nur etwas mehr als acht Kilometer zurück. Zwischendurch gab es Spiele, Rätsel und Kniffeleien, die natürlich das Team zusammenschweißen sollten. Los ging es mit einer Runde Ultimate Frisbee, eines der coolsten Mannschaftsspiele, die ich bisher so kennenlernen durfte. Danach folgte noch eine Runde Australischer Football (nicht so brutal wie amerikanischer) und dann ging es nach einem Zahlenrätsel weiter. Zwischendurch mussten wir immer wieder Teile einer Schatzkarte in diversen Gebüschen suchen, knifflige Aufgaben lösen und das Krasseste - durch einen Fluss waten. Bei vielleicht 17 oder 18 Grad Außentemperatur und beträchtlich niedrigerer Wassertemperatur hätte ich nicht gedacht, dass ich mich überwinden kann. Aber wir mussten halt irgendwie rüber. Also hieß es auch für mich, Schuhe aus, Socken aus, Hose aus und im Schlüpper mit Rucksack auf dem Rücken und Wanderstiefeln in der Hand über glitschige Steine ans andere Ufer balancieren. An der tiefsten Stelle reichte das Wasser bis über die Mitte meiner Oberschenkel und ich war sehr sehr froh, nicht auf dem runden Steinen im Flussbett auszurutschen.
Nachdem wir noch weitere Herausforderungen bestanden hatten, wanderten wir schließlich auch einfach mal ein Stück zu einem Aussichtspunkt, bevor wir noch die letzten Aufgaben lösten. Ganz zum Schluss musste noch eine Hängebrücke wie in einem Indiana-Jones-Film überquert werden. Doch damit waren wir auch schon am Ende der Wanderung angelangt. Am Abend gab es weitere Gruppenspiele, allerdings mehr Schlaf für mich, die ich mich dem gemeinsamen Trinken mit den Schülern wieder entzog - da ich zehn Jahre älter war als viele, fand ich, ich hatte das Recht ins Bett zu gehen. Am nächsten Morgen machten wir noch ein paar Spiele mit Seilen und Bindfaden zwischen Bäumen am Flussufer, wobei wir von einer alten Dorfbewohnerin beschimpft und am Ende auch erfolgreich verjagt wurden. Ein Stück weiter spannten wir dann ein Seil, an dem Mutige, wenn sie wollten, den Fluss überqueren konnten. Zwei der Jungs wateten durch den Fluss und banden das eine Ende an einem Baum fest und da sich kein Baum auf der anderen Seite fand, hielten wir zu acht oder neunt das Seil auf der anderen Seite gespannnt. Soweit kein Problem, wenn aber die erste Person am Seil hängt, wird es auch zu acht echt schwierig, das ganze straff zu halten. Und wenn man es nicht straff hält, plumpst der- oder diejenige am Seil eben in den kalten Fluss. Für mich war das vielleicht die teamförderndste Aktivität von allen. Egal wer am Seil war, die Person musste sich darauf verlassen, dass die anderen sie hielten und egal, wer sich versuchte, er wurde durch Schreie und kräftiges Straffziehen von allen unterstützt.
Insgesamt war es ein schöner Ausflug, der vor allem eins auslöste: Lust auf mehr. In Deutschland gehe ich nie wandern oder klettern oder so, aber wenn ich in Rumänien bin, gehört es für mich einfach dazu, raus in die Natur zu gehen. Schade, dass jetzt bald der Herbst kommt, ich will definitiv mehr davon!