The end has a start
Die erste Etappe meiner Südosteuropa-Reise war am 21. Juni Constanta, die Perle der rumänischen Schwarzmeerküste, wie ich es mir vorstellte. Im Abteil des Nachtzugs war ich am Morgen, genau genommen seit Bukarest, allein. Ich schaute aus dem Zugfenster und wurde so langsam nervös. Das erste Mal an der Schwarzmeerküste und zugleich der Beginn eines großen Abenteuers. Denn so fühlte ich mich tatsächlich: zwei abenteuerliche Wochen lagen vor mir. Es war aber auch das Ende meines Erasmusaufenthalts, ich hatte bereits Cluj hinter mir gelassen und bald würde ich auch Rumänien vorerst verlassen. Ein gelungener Ausstieg aus dem Auslandssemester, der nun beginnen sollte.
Das Casino in Constanta |
In Mangalia dauerte es eine Weile, ehe ich mich orientiert hatte. Ich dachte schon, ich würde keinen Bus nach Vama Veche finden und deshalb eine Nacht bleiben - halb so schlimm, einen Strand und eine Pension gab es hier wohl auch, noch dazu ein archäologisches Museum. Aber schließlich saß ich an der richtigen Stelle auf dem Bordstein und wartete, und schließlich bog der richtige Bus um die Ecke. Ich fuhr bis Vama Veche, wo ich, mit meinem riesigen Trekkingrucksack hin und her wankend, aus dem Minibus stieg.
Eine ältere Frau kam auf mich zu und fragte, ob ich eine Unterkunft bräuchte und ich sagte gleich ja. Zehn Meter von der Bushaltestelle war der riesige Hof mit Weinreben, ein paar niedrigen Gebäuden mit ein paar Zimmern und vielen schattigen Sitzgelegenheiten. Es war Zufall, dass ich da landete, aber ich konnte mich über mein Einzelzimmer für 50 Lei mit Toilette und Dusche auf eben diesem Weinrebenhof nicht beschweren, es war einfach muggelig.
Ich ging sofort zum Strand und verbrachte eigentlich fast den ganzen restlichen Tag da. Irgendwann rief ich noch bei der Busgesellschaft an, die ein Schild an der Bushaltestelle hatte, auf dem Werbung für den Bus nach Varna um 9.00 morgens gemacht wurde. Ich reservierte einen Platz und verbrachte den Abend am Strand, beschallt von schlechter Musik an den Strandbars. Davor hatte ich einen riesigen griechischen Salat mit ganz viel weichem Balkankäse verspeist und einen viel zu starken Cocktail getrunken - ich war also eigentlich vorbereitet für eine lange Nacht.
Der Grund, warum diese dann doch nicht allzulang war, war eben die Musik, die mir in keiner der Clubs am Strand so recht zusagte und dass Publikum, dass von Hippies über Möchtegernhippies bis zu Prollos reichte. Zur Musik: In etwa das gleiche, was man überall hört, wenn man irgendwo zwischen Bukarest und Flensburg das Radio aufdreht oder in eine Mainstream-Disko geht, also aktuelle Charts, aber vor allem das Beste aus den '80ern, '90ern und von heute. Spricht ein breites Publikum an, ist auch mal ganz witzig, war aber an diesem Abend definitiv nicht mein Fall. Zu den Menschen: Ich sah an diesem Tag oft ein paar Menschen, die mir auffielen, wie die junge Frau, die einfach die ganze Zeit, auch abends noch, im Ortszentrum wie am Strand barbusig herumlief. Vama Veche ist ganz nett, das wilde Campen am Strand, was offiziell geduldet ist, sicher auch, aber eins ist es sicher schon seit ein paar Jahren nicht mehr richtig: Hippie. So viele Bars und Shops am Strand, die gleichen modischen pseudo-alternativen Billigsachen wie überall und der gleiche Wunsch wie überall, jung und wild zu sein. Um aber irgendwie noch ein bisschen aus der Masse herauszustechen sieht aber das Mädel zum Beispiel schon gar keine andere Möglichkeit mehr, als ohne Oberteil herumzulaufen, weil ja alle ach so hippie sind. Und die größte rumänische Biermarke - Ursus - wünscht mit Plakaten am Strand eine schöne Übernachtung im Hotel der tausend Sterne. Anti-anti-anticapitalista?
Für mich ging es deshalb ziemlich schnell nach einer Nacht weiter, das hat gereicht. Als ich an der Haltestelle stand und auf den Bus nach Varna wartete, unterhielt ich mich noch mit einem besoffenen Kerl, der ergebnislos versuchte, in Richtung Bulgarien zu trampen, aber eigentlich in Richtung Constanta wollte (dass er sich besser an die andere Seite stellen sollte, glaubte er mir nicht). Dass so kurz vor der Grenze niemand anhielt, um einen saudreckigen Menschen, ohne Schuhe, Pass und Geld, dafür aber mit einer Menge Restalkohol im Blut, mitzunehmen, war ja klar. Ich bot ihm an, ihm 5 Lei für den Bus zu geben, das wollte er aber nicht. Als irgendwann mein Bus kam, enterte er diesen ebenfalls, wobei ich zu diesem Zeitpunkt dann schon eher den Gesichtsausdruck "nein, der gehört NICHT zu mir" versuchte, konnte dann aber vom Busfahrer überzeugt werden, dass es die falsche Richtung für ihn sei, weil wir nach Bulgarien fuhren. Wir erreichten die bulgarische Grenze nach kurzer Zeit. Hier würde ich nichts mehr vestehen, hier würde das Abenteuer erst anfangen, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...
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