Dienstag, 26. Juni 2012

Istanbul, yeah!

Ich habe es trotz aller widrigen Umstände nach Istanbul geschafft. Die lange Geschichte folgt noch, aber ich habe über Couchsurfing einen großartigen Gastgeber in Varna gefunden - die drei Tage waren unvergleichlich - und bin jetzt mit dem Fräulein, meiner Cluj-Kollegin, in Istanbul.

Istanbul, 7:30 am Morgen, Blick auf den Galata-Turm.

Samstag, 23. Juni 2012

Varna extreme low budget

Ich bin vor ein paar Stunden in Varna angekommen und das erste was mir passiert ist - mir wurde die Geldbörse geklaut. Nach bereits fast 1000 zurückgelegten Kilometern, einem Couchsurfer, der bereit ist, mich zu beherbergen, 45 Euro und einem Reisepass könnte alles schlimmer sein. Aber schön ist auch was anderes. Jetzt hoffe ich, dass das Fräulein mir helfen wird, wenn ich nach Istanbul,komme.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Rückkehr auf Umwegen

Umwege sind das Beste überhaupt. Und diesen Sommer leiste ich es mir noch einmal, einige davon zu machen. Ich will, wie bereits erwähnt, ans Schwarze Meer und nach Istanbul und zurück über Ex-Jugoslawien. So ungefähr könnte das Ganze aussehen:




Fest steht dabei nur, dass ichheute, also am 20. Juni in Cluj starte und nach Constanta fahre. Dort werde ich dann am 21. Juni gegen Mittag ankommen und zwei Tage bleiben. Dann muss ich mich an der Schwarzmeerküste nach Istanbul durchschlagen. Dafür gibt es Busse, ich denke, das wird gar nicht so schwierig. Wahrscheinlich werde ich die Nacht vom 24. zum 25. Juni in Varna verbringen. Außerdem will ich in Vama Veche und Burgas Zwischenstopp machen. In Istanbul will ich am 28., 29., und 30. Juni sein. Am 30. Juni würde ich gern von Istanbul nach Belgrad fahren. Das dauert leider 24 Stunden und ich weiß noch nicht so recht, ob ich die Nerven dafür habe, dass an einem Stück zu machen. Am 4. Juli muss ich jedenfalls um 21.15 in Zagreb am Bahnhof stehen - ich habe ein Ticket für den Nachtzug nach München. Wahrscheinlich wird der Umweg im Umweg - die Tour an der Adria entlang - doch ein wenig zu stressig für drei Tage. Dann bin ich eigentlich nur am Reisen, wobei ich doch eigentlich meine gestressten Füße ins Wasser halten sollte. Also vielleicht doch lieber noch nach Sarajevo und dann nach Zagreb? 

Wie auch immer, jetzt geht es erstmal los. Ohne Laptop, der ist heute Morgen noch kaputt gegangen. Jetzt werde ich mir noch ein Heftchen kaufen, zum Notieren der Reiseerlebnisse. Also, gebloggt wird wohl vorerst nicht, Berichte folgen dann in ein paar Wochen.
 

Samstag, 16. Juni 2012

Zum ersten Mal auf dem Flohmarkt - als Verkäuferin

Ich bin heute mit drei anderen Deutschen kurz nach sieben zum Flohmarkt gestartet, um dort meine Sachen zu verkaufen. Ein großer Spaß, wenn auch verbunden mit immer unerträglich werdender Hitze und Sonnenbrand. Ich habe Domnul Popescu weiterverkauft, wiederum für 100 Lei, wenn ich auch die Pumpe und das Schloss kostenlos dazugegeben habe. Auch meinen Wasserkocher habe ich verkauft, leider muss ich nun die restlichen Tage ohne zurechtkommen. Noch ein paar kleine Sachen gingen weg, aber leider habe ich nicht alles losbekommen. Aber am Wichtigsten war mir sowieso das Fahrrad.

Ein paar Eindrücke...




Freitag, 15. Juni 2012

Reiselust und Glücksgefühle


Diesen Text habe ich schon am Mittwoch, den 13. Juni geschrieben und den Nachtrag dann am Donnerstagmorgen.

Ich sitze, während ich dies hier tippe, im Zug Richtung Budapest. Es ist ein ziemlich leere, komfortabler ICE, ich habe einen Platz mit Tisch. In Linz werde ich in den Railjet umsteigen, erfahrungsgemäß ist es da ein wenig voller, aber immer noch recht bequem.
Ich bin im Moment ziemlich glücklich. Die letzten Tage waren großartig und auch die nächste Zeit verspricht einiges. Ich war mit meinen Freunden in Cluj auf dem Filmfestival und am Mittwoch vor meiner Abreise noch auf einem Konzert. Am Donnerstag habe ich zwölf Stunden gebraucht, um nach Hause zu gelangen. Ich bin von Cluj nach München geflogen, ab München mit dem ICE nach Leipzig gefahren und von Leipzig wurde ich dann von einer Freundin mitgenommen. Das Treffen mit ihr und einer anderen Freundin war sehr schön. In unserem alten Lieblingsclub sprangen wir am Samstagabend zu den Krachern unserer Jugend über die Tanzfläche. Außerdem habe ich die Tage in der Urheimat damit verbracht, Erdbeermarmelade zu kochen. Ich bin dann noch nach Regensburg gefahren und habe auch dort Freunde getroffen. In meiner kleinen Wohnung habe ich mich sofort nach dem Betreten wieder wohl gefühlt – sie ist einfach gemütlich und mein ganz persönliches kleines Reich. Dann an der Uni zu sein, meine Mädels zu sehen, mit ihnen in die Mensa zu gehen und abends ein Helles zu trinken – ich war sehr zufrieden in diesen zwei Tagen in Bayern. Und schließlich unsere Ausstellungseröffnung: Es waren nicht viele Gäste anwesend, aber doch so viele, dass es nicht peinlich leer war. Das Buffet war wie gewohnt sehr gut, die Gesellschaft sogar noch besser.
Heute morgen hat auch alles geklappt, ganz von allein bin ich morgens um sechs wach geworden, habe meine Sachen zusammengepackt und Brötchen für die Fahrt geschmiert. Ich hätte fast meine Kamera vergessen, aber weil ich auch ein Mäppchen vermisst habe, wo unter anderem meine Bahncard drin steckt, bin ich noch einmal zurück zur Wohnung gehastet und habe so auch festgestellt, dass die Kamera dort noch liegt. Das Auto habe ich bei einer Freundin abgestellt, damit sie ab und zu ein Auge darauf haben kann und dann bin ich mit dem Bus zum Bahnhof gefahren. Dort habe ich mir erstmal noch etwas zu trinken für die Fahrt, ein Gebäckstück und einen Cappuccino gekauft. Nachdem die Lebensmittelversorgung gesichert war, wollte ich noch eine Rückfahrkarte von Zagreb nach Regensburg kaufen, am Automaten, da Online-Ticket für diese Strecke nicht funktioniert. Ich habe im Internet den Nachtzug, den es auf der Strecke Zagreb-München gibt, gar nicht gesehen, konnte aber dann am Schalter noch eine SparNight-Fahrkarte bekommen. Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht – welches auch nicht verschwand, als ich meinen Cappuccino ein paar Minuten vor Zugabfahrt noch einmal quer über den Bahnsteig kippte – stieg ich in den Zug. Da sitze ich nun und freue mich auf Budapest. Ich glaube, ich werde von Budapest mit dem Nachtzug nach Alba Iulia fahren und von dort aus weiter nach Cluj. Den Aufenthalt von vier Stunden werde ich nutzen, um eines der Themalbäder zu besuchen. Es wird wohl das Kiraly werden. Ich habe extra Handtücher eingepackt. Alte zerschlissene, die ich dann nicht weiter mit über den Balkan schleppen muss, sondern ohne schlechtes Gewissen entsorgen kann. Morgen früh kann ich mir dann in den ersten Sonnenstrahlen – ich hoffe zumindest, dass in Rumänien die Sonne scheint – Alba Iulia anschauen. Perfekt.

Nachtrag: So perfekt war es dann doch nicht. Der Zug nach Alba Iulia ging zwei Stunden nach Ankunft meines Zuges aus Regensburg. Ich konnte im Zug kaum schlafen, weil ich einen Platz im Großraumabteil hatte. Um vier Uhr nachts war ich dann in Alba Iulia, bin kurz zur Festung hochgedackelt, habe ein paar nächtliche Bilder gemacht und bin wieder zum Bahnhof. Dort ging kurz nach fünf der Zug nach Cluj. In dem habe ich dann ein wenig geschlafen, die Fahrzeit war aber auch nur zwei Stunden. Müde, aber zufrieden, war ich dann morgens kurz nach acht im Wohnheim.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Erdbeerzeit


Ich war wieder „zu Hause“ für ein paar Tage, in der von mir so betitelten Urheimat. Ein großes Haus, ein großer Garten, eine Menge zu tun. Langsam habe ich Pläne im Kopf, welcher Raum geweißt werden soll und wo ich meinen Schreibtisch hinstellen könnte. Tatsächlich freue ich mich inzwischen darauf, zu malern und Möbel umzustellen. Und dann ist da der Garten. Der bereitet mir ein wenig mehr Sorgen. Er ist total verwildert, aber inmitten des Gestrüpps stehen mehrere Reihen von Erdbeerpflanzen. Daran hängen die süßen roten reifen Früchte.


Ich pflückte drauf los, nur um dann festzustellen, dass ich keine zwei Kilo Erdbeeren essen kann. Und das war ja erst der Anfang. Insgesamt habe ich – und dabei habe ich längst nicht alle gepflückt – etwa neun Kilogramm Erdbeeren geerntet. Die meisten davon habe ich zu Marmelade verarbeitet. Der Prozess ist zwar aufwendig, aber erstaunlich einfach. Am Ende sind es 14 Gläser geworden. 



Ich hätte gern mehr Zeit, um mich um Haus und Garten zu kümmern. So bin ich immer nur auf dem Sprung und kaum bin ich angekommen, bin ich auch schon fast wieder weg. Und wenn ich mal da bin, dann gibt es immer so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll und meist aus Resignation nur sehr wenig anpacke. Im Sommer werde ich einiges machen, das ist das selbst gesetzte Ziel. Ich hoffe, daraus wird etwas. 


Falls sich im Übrigen jemand fragt, was aus den Gladiolen geworden ist – ein paar davon sind tatsächlich gewachsen. Vielleicht blühen sie ja, wenn ich das nächste Mal komme. Im Moment ist jedoch von Knospen noch überhaupt nichts zu erkennen.


Cineastische Tage in Cluj – das TIFF 2012


Das Transilvanian International Film Festival (kurz TIFF) in Cluj ging dieses Jahr in die 11. Runde. Inzwischen ist es wohl eines der wichtigsten Filmfestivals Rumäniens. Mit 400 Vorführungen, nicht nur in Kinos, sondern zum Beispiel auch einer Großleinwand auf dem Piata Unirii und Vorstellungen im französischen Kulturzentrum, 67.000 Besuchern, 493 Freiwilligen wird Cluj über eine Woche zur Kino-Hauptstadt Rumäniens, wenn nicht sogar des ganzen südosteuropäischen Raums. Durch die Stadt laufen eine Menge Menschen in roten T-Shirts – die Freiwilligen – und mit Festivalausweisen um den Hals – ich nehme an, Leute von der Presse und solche mit Festivalpässen. Die Stadt ist noch quirliger als sonst und an schönen Abenden stehen viele am Piata Unirii und schauen sich den Film an, ohne Eintritt für einen Sitzplatz zu zahlen.

Ich habe insgesamt sechs Filme gesehen, was wohl kein schlechter Durchschnitt ist, bedenkt man, dass ich leider nicht bis zum Ende des Festivals in der Stadt war. 


Die extrem tragische Geschichte von Celal Tan und seiner Familie (Türkei, 2011)


Wie der Titel schon verrät, handelt die Geschichte hauptsächlich von Celal Tan, einem Juraprofessor mittleren Alters, der mit einer jungen schönen Kunststudentin verheiratet ist. Diese bereitet gemeinsam mit seinen bereits erwachsenen Kindern aus erster Ehe eine Überraschungsfeier zum Geburtstag vor. Als Celal nach Hause kommt, erschlägt er seine junge Frau aus Eifersucht und ahnt nicht, dass die Familie im Dunkeln des Wohnzimmers mit dem Festessen auf ihn wartet und alles mitbekommt. Er geht zunächst wieder und die Familie gibt sich alle Mühe, zu verheimlichen, dass sie etwas gesehen hat, er wiederum gibt den Mord auch nicht zu. Als auch noch der blinde Bruder der Toten auftaucht, beginnt eine abenteuerliche Suche nach dem Mörder, den eigentlich alle außer der Polizei kennen.
Ein ziemlich skurriler Film mit seltsamen Humor, dennoch unterhaltsam. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch das eine oder andere Fünkchen Kritik an der modernen – vielleicht etwas scheinheiligen – türkischen Gesellschaft darin steckt, kenne mich aber leider zu wenig aus.

The Bengali Detective (USA, Großbritannien, Indien, 2011)


Da die Polizei in Kalkutta oftmals nicht oder nur stümperhaft ermittelt, brummt Rajeshs Geschäft mit seiner Detektei. Er übernimmt von klassischen Privatdetektivjobs wie untreue Ehemänner beschatten, bis zu Produktpiraterei alles. Im Film werden exemplarisch mehrere Fälle verfolgt, die auch einen Einblick in die Situation in Indien geben. Eine Ehefrau, die auch Opfer häuslicher Gewalt ist, versucht herauszufinden, ob ihr Mann sie betrügt. Eine Kosmetikfirma gibt den Auftrag Personen zu verfolgen, die gefälschte Shampoos verkaufen. Eine Familie ist an der Aufklärung des Mordes ihres Sohnes und seiner Freunde interessiert. Neben abenteuerlichen Fahrten durch Kalkutta, in Lagerhäuser, zu den Familien und ins Gefängnis, verfolgt der Film die Hauptperson auch in sein Privatleben – als Vater eines kleinen Sohnes und Ehemann einer schwerkranken Frau und als passionierter Tänzer, der mit seinen Arbeitskollegen nach Feierabend gern zu Bollywoodklängen die Hüfte schwingt.
Der Film ist herzerwärmend. Er ist stellenweise sehr traurig, stellenweise nachdenklich, stellenweise zum Lachen und an anderen Stellen einfach nur von einer durchdringenden Fröhlichkeit. Es werden so viele Facetten eines einzigen Lebens gezeigt, wie dies im Kino heute nur noch selten passiert. Die Dokumentation lebt davon, dass die Kamera nah dran ist an der Hauptperson, jedoch hat man nicht das Gefühl, dass versucht wird, etwas extra dramatisch oder extra spannend darzustellen. Da geht schon mal gleich zu Anfang ein Polizeieinsatz schief und am Ende wendet sich auch nicht alles zum Guten. Ein ehrlicher Film.


Parada (Serbien, Deutschland, Ungarn, Slowenien, Kroatien, 2011)


Eine Gruppe Schwulesbi-Aktivisten trifft auf einen serbischen Macho und Inhaber einer Sicherheitsfirma (oder auch eines Schlägertrupps, das ist wohl Auslegungssache) und seine blondierte Freundin Pearl. Das ganze beginnt mit dem Plan, in Belgrad eine Pride zu veranstalten, einem angeschossenen Kampfhund und rosaroten Hochzeitsplänen. Bevor allerdings die erste Pride Serbiens stattfindet, kommen berechnende Polizisten und jugendliche Schlägertrupps, ein pinker Jugo, alte Kampfgefährten von den verschiedenen Seiten der jugoslawischen Kriege und eine Menge anderer (ex-)jugoslawischer Absurditäten ins Spiel.
Ein großartiger Film! Meine absolute und uneingeschränkte Empfehlung, sich ihn anzuschauen. Ich denke, der Regisseur hat tatsächlich etwas Großes geleistet, in dem er in einem Land, wo Homosexualität immer noch stark stigmatisiert ist, einen Film dreht, der alles auf den Kopf stellt. Es mit Humor nimmt, aber trotzdem eine Message hat. Großes Kino!


Die Puppe (Deutschland, 1919)


Ein alter deutscher Stummfilm erzählt uns die Geschichte des jungen Lancelot, der Neffe eines alten Königs, der endlich heiraten soll. Lancelot ist verschreckt von den Frauen und fürchtet den Gedanken an eine bevorstehende Hochzeit. Er flieht in ein Kloster und schmiedet dort mit den Mönchen den Plan, eine lebensechte Puppe zu kaufen und diese nur zum Schein zu heiraten, um die Mitgift einzustreichen, der Verpflichtung zu entgehen und ein ruhiges Leben führen zu können. In der Puppenmanufaktur wird derweil die vom Lehrling beschädigte Puppe gegen ihr Vorbild, die Tochter des Puppenmachers getauscht. Weder der Vater noch der Prinz wissen von dem Tausch und das Puppenspiel beginnt...


Ich habe den Film mit der musikalischen Begleitung des Struggle-Orchesters gesehen. Der Film an sich war bereits sehr gut, aber die musikalische Untermalung sorgte dafür, dass die Vorstellung zu einem einmaligen Erlebnis wurde. Am Filmmaterial fand ich besonders die Spezialeffekte interessant, die für die Technik der Zeit recht ausgefeilt waren. Einmal erschien Lancelot sein Puppenmädchen im Traum, einmal flog einer der Darsteller durch die Wolken – heute kein Problem, aber damals hatte man ja keinerlei digitale Technik, um Spezialeffekte zu erreichen.


The best Exotic Marigold Hotel (Großbritannien, 2011)


Eine Gruppe britischer Rentner will, die meisten davon aus finanziellen Gründen, ihren Ruhestand im „Best Exotic Marigold Hotel“ in Indien verbringen. Die ganz unterschiedlichen Charaktere kommen mehr oder weniger gut in der ungewohnten Umgebung klar – sie passen sich an, suchen sich neue Herausforderungen oder haben zum Teil auch erhebliche Schwierigkeiten mit der unbekannten Kultur. Das Hotel an sich wird von einem jungen Inder geführt, der verzweifelt versucht, das Erbe von seinem Vater wieder in neuem Glanz auferstehen zu lassen. Er kämpft mit potenziellen Geldgebern und schließlich auch gegen seine Mutter, die das Hotel schließen und verkaufen möchte und seine moderne, aufgeschlossene Freundin nicht akzeptiert.


Ein turbulenter, bunter, Gute-Laune-Film, der sicher viele Klischees über Indien bedient und vielleicht nicht zu den reflektiertesten Darstellungen des Landes zählt. Dennoch würde ich ihn empfehlen, weil es trotzdem nicht einfach nur um eine lustige Bollywoodgeschichte geht, sondern auch viel um Vorurteile, Umgang mit alten Menschen in westlichen Gesellschaften und um Lebensträume, die man sich erfüllen sollte. Ich mag zudem Filme sehr, die nach dem Abspann ein Lächeln auf dem Gesicht des Zuschauers im Kinosessel zurücklassen.


Iron Sky (Finnland, Deutschland, Österreich, 2012)


Die dunkle Seite des Mondes ist seit dem Zweiten Weltkrieg von einer Kolonie deutscher Nazis bevölkert. Als die amerikanische Regierung einen Astronauten auf den Mond schickt, macht dieser unfreiwillig Bekanntschaft mit den Nazis und wird gefangen genommen. Der machthungrige Adler sieht seine Chance, über ihn Kontakt zur amerikanischen Regierung herzustellen, schließlich die Welt zu erobern und der neue Führer zu werden.


Die Story ist absurd, es sind einige logische Fehler enthalten und der Film strotzt nur so von Spezialeffekten. Ich habe vorher nur eine vierzeilige Einführung gelesen und hatte also nur eine vage Vorstellung, um was es gehen würde. Ich wäre vielleicht, hätte ich die Story gekannt, gar nicht erst in den Film gegangen. Ich hätte jedenfalls nicht erwartet, dass mir der Film tatsächlich gefällt. Aber das tat er. Es waren eine Menge Anspielungen und Referenzen enthalten – offensichtliche, wie auf „Der große Dikator“, weniger offensichtliche, wie auf „Der Untergang“ und sicher noch sehr viele, die ich gar nicht erst mitbekommen habe. Der Film sparte auch nicht mit Verweisen auf die amerikanische Politik, mit der ich leider zu wenig vertraut bin, um alles zu verstehen. Meines Erachtens ein ziemlich intelligenter Film und durchaus sehenswert.



Mein persönlicher Abschluss des Filmfestivals war das Konzert von Laibach im alten, heute leer stehenden Hotel Continental. Die Karten gab es wahlweise in Kombination mit der Filmvorführung von Iron Sky, zu dem Laibach auch den Soundtrack geliefert haben, und so habe ich das Kombipaket genommen. Ich erwartete mir auch vom Konzert nicht viel, aber die Karte war nicht teuer und ich wollte den Abend vor meinem Abflug nach Deutschland noch etwas mit den anderen Erasmus-Studenten unternehmen. Ich war dann sehr positiv überrascht. Das Konzert war gut und der Veranstaltungsort einmalig. Laibach sind eine slowenische Band, deren Stil meines Erachtens etwas schwer zu beschreiben ist. Auf Wikipedia steht, sie wären Rammstein für Erwachsene, was es ein wenig trifft. Allerdings gibt es die Gruppe schon viel länger als Rammstein und sie diente der deutschen Band auch als musikalisches Vorbild. Insgesamt ist die Musik meines Erachtens – ohne Rammstein gut zu kennen – melodischer und vielseitiger. Ich hatte mir vorher Youtube-Videos angeschaut und einen wesentlich härteren Musikstil erwartet. Tatsächlich gab es aber sogar ein paar balladenhafte Lieder der sexy Sängerin. Auch für das Auge wurde also etwas geboten. Dabei war natürlich das Ambiente des alten Hotels interessanter als die Frontfrau in Uniform. Ein rundum gelungener Abend.


Nachts um zwei war das Konzert etwa zu Ende, wir gingen dann noch etwas trinken und ich ging etwa um drei zurück ins Wohnheim, von wo aus ich um vier Richtung Flughafen aufbrechen wollte. Um sechs Uhr morgens ging mein Flieger nach Deutschland und ich hatte ohnehin nicht vorgehabt, zu schlafen.
Es ist schade, dass ich nicht mehr vom Filmfestival mitbekommen habe, aber man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist. Der letzte Abend war sicher ein einmaliges Erlebnis und bildete somit einen geeigneten Abschluss.

Sonntag, 3. Juni 2012

Hotel Continental - das schönste Gebäude in Cluj

Das Hotel Continental steht an der Kreuzung Strada Universitatii / Strada Napoca an der Ecke des Piata Unirii im Stadtzentrum von Cluj-Napoca. Es ist für mich das schönste Gebäude der Stadt. Ich würde es am liebsten kaufen und herrichten - klassisch und geschmackvoll, den Glanz alter Zeiten wiederbelebend. So lange mir das nötige Kleingeld fehlt, muss ich mich mit dem Betrachten begnügen.

Von außen gesehen ist das Gebäude eines der markantesten am Platz und beherrscht mit seiner Kuppel die ganze südwestliche Ecke. In den großen Fenstern hängen seit Jahren nur Werbeplakate für Veranstaltungen und man konnte immer nur ahnen, welch ein Glanz sich dahinter verbirgt. Die Bilder entstanden in der letzten Woche. Eine Aufnahme ist vom Stadtfest, die zweite wurde neulich nach einem Kinobesuch gemacht. 



Durch das Stadtfest und das Filmfestival ist das Hotel dieses Jahr für ein paar Tage zugänglich. Es finden Konzerte, Partys, ein Vintage-Markt und Ausstellungen in den Räumen statt. Ungefähr so, wie es aussieht, habe ich es mir auch vorgestellt. Aber seht selbst, hier einige Bilder...





Samstag, 2. Juni 2012

Aufbruchsstimmung

Eigentlich bleibt mir noch ein ganzer Monat in Cluj - und dennoch, Aufbruchsstimmung macht sich breit. Das liegt auch daran, dass ich von diesem Monat wahrscheinlich weniger Zeit in Cluj verbringen als anderswo herumreisen werde. Es gibt ja noch viel zu sehen...

Außerdem möchte ich in zehn Tagen in Regensburg an der Eröffnung der Ausstellung unseres Projektes über Radio Freies Europa teilnehmen. Und vorher fahre ich nochmal nach Hause, besuche die Großeltern, helfe bei einem Umzug nach Leipzig (die Stadt, die neben Regensburg und Cluj den ersten Platz auf meiner "Da würde ich mal gern leben"-Liste belegt) und vielleicht schaffe ich es ja auch mal, in den Steinbruch zu springen. Ich freue mich darauf, dann aber auch wieder nicht, weil ich Cluj und die Leute hier nicht verlassen möchte. Ich habe - und das hätte ich nicht erwartet - Freunde gefunden. Vorgestern Abend haben wir Käsespätzle gegessen und waren in einem Stummfilm mit live Vertonung, gestern habe ich mit den Damen aus dem letzten Zimmer Kaffee getrunken. Ich sollte Hausarbeit schreiben, aber es ist gerade so viel wichtiger, Zeit zusammen zu verbringen, weil ich sie alle doch ziemlich liebgewonnen habe.

Aber ich komme ja wieder nach Cluj Mitte des Monats, um es als Ausgangsstation für meine Reisen zu nutzen. Der Plan: Schwarzmeerküste und Istanbul und zurück durch die Schluchten des Balkan. Am liebsten ganz Ex-Jugoslawien abklappern von Montenegro bis Slowenien. Der Weg ist das Ziel, in diesem Fall noch viel mehr als sonst.


(Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/15/Karl_May_In_den_Schluchten_des_Balkan_001.jpg)