Mittwoch, 31. Juli 2013

Timisoara, angekommen...

Nach einer über 24 Stunden dauernden Odyssee über Budapest inklusive biblischem Unwetter am Dresdner Hauptbahnhof bei gleichzeitiger Suche nach dem falsch angekündigten Schienenersatzverkehr bin ich nun da, in der Stadt, die für das nächste Jahr meine Homebase wird. Und es fühlt sich richtig gut an und ist wunderschön hier. Meine Projektkollegen bei dem Jugend-Geschichte-Film-Projekt, bei dem ich erst seit einigen Wochen dazugestoßen bin, sind richtig klasse und die Stadt ist so schön grün und zu Fuß erkundbar. An schönen Cafés scheint es auch nicht zu mangeln und es sind swohl die Vorzüge des transilvanisch-ungarisch-angehauchten Fastfoods (Langos und Kürtöszkolacs) als auch des balkanischen Fettgebäcks (Burek und andere Formen gefüllter Teigtaschen) vertreten. Und natürlich riesige Obst- und Gemüsemärkte. Ich werde es hier mögen, denke ich.



Heute war ich schon das erste Mal im Sender und fürs Projekt im Archiv. Im Archiv fühl ich mich immernoch sehr wohl - mein Studium war in der Hinsicht echt das Richtige - und im Sender werde ich mich auch reinfitzen, denn die netten Kollegen, mit denen ich mich gleich duze, werden mir sicher den Einstieg leicht machen.

Jetzt heißt es aber, um zwölf Uhr nachts, dann doch langsam "Noapta buna", auch wenn ich vor dem Schlafen noch ein wenig Projektvorbereitung eingeplant habe. Aber nach einem halben Radler und einer halben Pizza auf einer Dachterrasse eines Klosters, dass eher an ein Jugendbegegnungsheim erinnert, bin ich gestärkt und bereit, noch kurz zu arbeiten.

Sonntag, 21. Juli 2013

Erste Ernte


Oh, dieser Garten! Ich werde ihn vermissen! Ich liebe meine Gladiolen, die ich mit Eifer jedes Jahr stecke und wieder ausbuddele. Und dieses Jahr gibt es erstmals eigenen Bio-Zucchini - ungespritzt und ohne Chemie. Wie schon bei meiner Großmutter immer, werden es riesige Keulen und nicht diese Winz-Zucchini wie man sie aus der Gemüseabteilung im Supermarkt gewohnt ist. Seit einer Woche gibt es deswegen auch jeden Tag Zucchini: Mit Reis, in Tomatensauce, mit Tofu, Linsen oder Curry-Sahnesauce, und schon zweimal, weil so lecker, als Suppe.


Sonntag, 14. Juli 2013

Geisteswissenschaftler, die Tomaten pflanzen

Dieser Text ist schon vor ein paar Monaten entstanden und jetzt hole ich ihn mal aus der Schublade. Ich versuche mal wieder etwas Neues in meinen Blog zu bringen und tagge es mit dem Anglizismus "Essays". Plural, weil in den Schubladen meines Geistes noch ein paar auf ihre Veröffentlichung warten. 

 
Das man als Geisteswissenschaftler keine Zukunft hat, als Taxifahrer oder Hartz-4-Empfänger endet, sind altbekannte Klischees. Deswegen macht sich Angst breit, auch unter der sogenannten Elite. Und so kommt es zu skurrilen Szenen...

Treffen sich zwei Historiker. Er hat vor kurzer Zeit seine Doktorarbeit beendet und verteidigt, sie gerade ihre Masterarbeit abgegeben. Die Verteidigung steht noch aus und sie hat etwas Angst davor, da sie nicht einschätzen kann, was ihre Arbeit wert ist. Aber prinzipiell steht beiden eine glänzende Zukunft offen, da sie sicher nicht zu den Schlechtesten ihres Fachs zählen und innovative Forschungsfragen untersucht haben in ihren Abschlussarbeiten. Was wollen sie also machen aus ihrem Leben? Sie unterhalten sich bei einigen Bieren.

Sie erzählt von dem Haus, welches sie geerbt hat, dem Dschungel, der sich daran anschließt und mal ein Nutzgarten war. Sie hat den Traum, diesen dieses Jahr herzurichten und Tomaten zu pflanzen. Kürbisse anzubauen, Erdbeeren zu pflücken und daraus Marmelade zu kochen, ein großes offenes Haus für Freunde zu haben, in dem jeder zu jeder Zeit willkommen ist. Natürlich hätte sie auch gern einen guten Job sagt sie. Aber sie möchte eine gutbezahlte Stelle oder wenigstens eine erfüllende Beschäftigung. Und wenn sie diese im Moment nicht findet, will sie sich auf jeden Fall erst einmal um Haus und Garten kümmern. Aussteigen im Kleinen, wenn auch vorerst nur für kurze Zeit.

Er erzählt ebenfalls von einem geerbten Grundstück, in seinem Heimatland. Von einem geplanten Gewächshaus. Von einer Reise, die er machen will, von einem Haus auf einer griechischen Insel, wenn er sich irgendwann zur Ruhe setzt.

Die beiden trennt ein Doktortitel, ein paar Jahre Altersunterschied und über tausend Kilometer Entfernung der Geburtsorte. Auch wenn sie sich ähnlich scheinen im ersten Moment, sie sind es nicht. Was sie eint, ist ihre akademische Ausbildung und ihre Gedankenspielereien mit einem Job an der Uni, wo man vielleicht nicht so viel Geld bekommt, aber der dafür ihren Erwartungen entspricht. Aber wenn es alles nicht so klappt, dann doch lieber Aussteigen aus dem Hamsterrad. Dann doch lieber Balkantour oder Tomaten pflanzen. Die beiden sind nicht die Einzigen. Auch wenn wohl die Mehrheit der Absolventen von einem möglichst gutbezahlten Job träumt und einem geregelten Arbeitsleben nachgehen will, sind da überall welche, die eigentlich lieber einen Ökobauernhof hochziehen würden. Oder eine Rucksackreise machen und so schnell nicht zurückkommen, vielleicht nie. Dabei sind sie auf den ersten Blick ganz normale Studenten, keine die immer „etwas Soziales“ machen wollten, dann den Großteil ihrer Studienzeit in der linken Hochschulgruppe verbracht haben und zwischendurch schon einmal eine längere Zeit von der Bildfläche verschwunden sind, weil sie sich ausprobieren, neu orientieren oder regenerieren mussten.

Jetzt könnte man anfangen und die Weltflucht der jungen Akademiker mit dem Zustand der Sozialsysteme, der Zukunftsängste unserer Zeit und natürlich der sich stetig verschlechternden Arbeitsbedingungen im Mittelbau der Universitäten begründen. Stichworte: Befristete Arbeitsverträge, Bologna-Bachelor-Bulumielernen, Dauerpraktika, halbe, viertel und stundenweise Stellen, Ausbeutung überall. Aber trifft es das wirklich?

Die Lifestylemagazine, die Gartenarbeit als hip, Biobauern als Helden, Veganer als Weltretter und Auszeiten als Grundlage eines nachhaltigen Lebens anpreisen, boomen. Noch ein veganer Blog, noch ein DIY-Tutorial, noch ein Mädchen, dass nach Rumänien gehen will, um sich den Bergbauern anzuschließen und mit ihnen Schnaps und Käse zu teilen. Diese jungen Akademiker, die eigentlich so reflektiert und aufgeschlossen sind, sind diskursgeschädigt. Es ist kein schlechter Diskurs, der Nachhaltigkeit als den einzig richtigen Weg anpreist, denn es ist wohl der einzig mögliche, wenn die Menschen noch eine Weile auf diesem Planeten leben wollen. Aber ein altes Sprichwort sagt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wenn das Geschichtsstudium den beiden halbwegs zugesagt hat, sollten sie vielleicht etwas tun, wofür sie ihre akademische Ausbildung benötigen können. Vielleicht retten sie damit dann nicht die Welt, aber sie können ja nebenbei weiter im Biomarkt einkaufen, Fahrrad fahren und Tomaten pflanzen.

Samstag, 6. Juli 2013

Vom Umherwieseln...

(Ja, der Titel ist bewusst vom Auslandsblog eines Freundes gemopst.)

Da sitz ich also wieder. Die Meute ist abgereist, nach einem epischen Frühstück, hat mich mit einem vollen Bauch, ein paar Essensresten und einem wohligen Gefühl zurückgelaseen. Und es fühlt sich so gut an, so richtig, hier zu sein, im Garten zu sitzen und Bowle zu trinken (Punch-P. hat uns wieder mit etwas besonders Leckerem versorgt), frisch gebackenes Brot zum Feta-Dip zu mümpeln und leckeren veganen Nudelsalat in Riesenportionen auf den Teller zu laden. Später ums Feuer zu sitzen und zu quatschen, irgendwann die lieben Menschen wieder auf alle verfügbaren Schlafgelegenheiten zu verteilen und am Morgen in einem vollen Haus aufzuwachen.

Es haben sich fantastisch schöne Rituale etabliert mit diesen Besuchen. Doch diesmal hat das Gefühl, dass das alles bald erstmal vorbei sein wird, meine Laune etwas getrübt. Ich freue mich auf Rumänien, überhaupt keine Frage, aber gerade habe ich hier so gut meinen Platz gefunden, dass ich ihn nur ungern verlasse. Andererseits - und das macht meine Gefühlslage etwas ambivalent - ist es eine Flucht nach vorn. Wie auch am Anfang überfordert mich das Haus und meine Lebenssituation immernoch in mancherlei Hinsicht und ich bin froh, das erstmal verlassen zu können,

Meine Erlebnisse beim Arzt oder der Besuch eines Mitglieds des Sportvereins zeigen, dass ich auch hier nicht so richtig hingehöre, auch wenn ich es sicher könnte, wenn ich mir ein bisschen mehr Mühe geben würde - meine Brötchen beim Bäckerauto, welches hier zweimal die Woche hält, holen würde und die Lokalzeitung abonnieren, oder eben für den Sportverein spenden.
Der Typ vom Sportverein kam gestern, ein Mann mittleren Alters in Poloshirt und Shorts, mit einem Aktenordner unterm Arm. Ein geschwätziger Typ, nicht unsympathisch, ein bisschen "flirty", so dass man sich vorstellen kann, wie er die Menschen so umgarnt, dass sie spenden. Nachdem er weg war, hatte ich das Gefühl, der Nachbarschaftsverein könnte ihn geschickt haben, um herauszufinden, wer da jetzt eigentlich in dem Haus wohnt, und was hier vorgeht.

Es klingelt, ich eile zur Tür.
Guten Tag, er wolle nicht stören, nein, sich nur zum Kaffee einladen. Das wäre ein Scherz gewesen.
Ob ich im Gemeindeblatt gelesen hätte, dass sie für den Sportverein sammeln. Nein? Hier sei nochmal der Artikel. Aber den Herrn Fuchs (Name geändert) kenne ich doch vielleicht? Ich bin noch nicht lange hier. Achso.
Man sammle für die Nachwuchsförderung. Er wisse ja nicht, wie das sei mit Kindern im Haus. Nein. Fast hätte er gesagt, was nicht ist, kann ja noch werden, hehe. Tapferes Lächeln. Das Sammeln funktioniere so, man bekomme Prämienpunkte für abgeschlossene Zeitschriftenabonnements und dann gäbe es einen Satz Trikots für die Kindermannschaft. Es tut mir leid, ich bin nicht mehr lange hier. Er gibt sich zufrieden und geht wieder.
Irgendwie hat mir die Absurdität dieses Gesprächs vor Augen geführt, dass ich es wohl nie so richtig schaffen werde, mich hier zu integrieren, immer zwischen Ankunft und Aufbruch schwebend. Das Dorfleben und die ländlichen Geflogenheiten sind mir suspekt, vielleicht hat mich das Stadtleben - und dabei lebte ich ja nie in einer Metropole - verdorben, vielleicht habe ich tatsächlich eine Wessi-Mentalität angenommen, vielleicht rede ich tatsächlich seltsam, nämlich nicht hochdeutsch, sondern irgendwie gestelzt und verwende seltsame Begriffe. Bei einem kurzen Gespräch mit den Nachbarn bekomme ich mit, dass wir in komplett unterschiedlichen Welten leben. Für sie bedeutet ein offenes Hoftor eine immense Gefahr, meine größte Sorge ist, wie ich an gute Biolebensmittel komme. Ich liebe es, Marmelade zu machen und Brot zu backen und warum eigentlich nicht eine Ziege in den Garten stellen? Aber dieses romantische Bild vom Landleben deckt sich nicht mit dem realen Leben hier, wo die Leute eben einmal die Woche zum Großeinkauf mit dem Auto zum Supermarkt fahren und ihre Wägen voll mit industriell produzierten Billig-Lebensmitteln laden.

Vielleicht ist es also doch nicht mein Platz hier, obwohl ich es unsäglich genieße, die Gastgeberin mit großem Garten zu sein. Aber egal, wie die Entscheidung ausfällt: Zunächst ist sie vertagt um mindestens ein Jahr.

Mittwoch, 3. Juli 2013

Der Landarzt, Folge 2

Am Montag druckten wir bereits den ersten Teil dieser beliebten Serie ab, hier nun exklusiv die Fortsetzung:

Halb acht schloss ich mein Fahrrad vor der Praxis ab und begab mich zum altbekannten Empfangsschalter. Die Frau aus meinem Heimatdorf war heute mit der Verwaltung der Patienten beschäftigt, wodurch ich gleich mit Vornamen angesprochen und mit dem Hinweis "Geh rein!", ins Wartezimmer verwiesen wurde. Vor mir diesmal drei Menschen, alle eher jüngeren Alters. Ich hatte mir vorsorglich Lesestoff mitgebracht, damit ich mich nicht noch mit irgendeinem Opi ums Provinzwurschtblatt streiten muss, dass den Anspruch erhebt, übers Tagesgeschehen zu informieren.

Ein Patient nach dem anderen ging rein und war ebensoschnell wieder draußen, also war ich kurz nach acht schon dran. Der freundliche Arzt erinnerte sich vage, um was es ging und zeigte mir meine Werte. Ich hatte aber noch ein anderes Anliegen. Ich hatte meinen Impfpass mitgebracht. Ich reichte das Büchlein, schön in knallrotes Leder geschlagen und mit dem Zirkel-und-Hammer-Emblem des Staates, in dem ich geboren wurde, versehen, zum Arzt, der sich erstmal in all den Immunisierungen, Wiegeergebnissen meines ersten Lebensjahres und Kinderkrankheiten zurechtfinden musste. Schließlich diskutierten wir über eine Auffrischung meiens Hepatitis-B-Schutzes. Aus einem unbestimmten Grund, wollte ich irgendwie nicht, aber er überredete mich schließlich mit der Annahme, dass in Rumänien, wo ich das nächste Jahr arbeiten würde, die hygienischen Bedingungen in den Krankenhäusern fraglich sein könnten. Ich zweifelte immernoch, stimmte aber schließlich dem Antikörpertest zu. Bevor ich ging, meinte der Arzt noch: "Rumänien, da gibt es doch auch Vampire?" Er erwartete, dass ich lachte, aber ich bekam nur ein gequältes Lächeln zu stande. Er setzte einen drauf: "Die beißen doch auch, dass ist ja auch gefährlich für die Übertragung [von Hepatitis]! Die putzen sich bestimmt nicht jedesmal die Zähne!"

Er musste sehr über seinen eigenen Witz schmunzeln, ich lächelte tapfer und trat sehr schnell, meinen sozialistischen Impfpass und die Versichertenkarte zusammenraffend, den Rückweg an. Dabei vergaß ich aber den Parcours des Schwesternzimmers, in dem man sich nicht nur aufgrund der Anordnung des Schreibtisches, die ein unauffälliges Durchschlängeln quasi unmöglich macht, etwas länger aufhalten muss, sondern auch, weil man das hier eben so macht. Da muss man noch etwas Tratsch mit den Schwestern austauschen, die wahrscheinlich fast sterben vor Neugier, zu erfahren, warum ich da bin und warum ich überhaupt zurzeit hier zu leben scheine. Ich hoffe, der Arzt befriedigte diese Neugier teilweise, ich machte mich nämlich, schnellstmöglich davon und duckte den Kopf, als ich noch mal am Fensterchen am Empfangsschalter vorbei musste.

Bei einer Triologie wird jede der Folgen immer ein stückweit schlechter (Herr der Ringe bildet hier eine Ausnahme), deswegen hoffen wir mal, dass meine Antikörper zahlreich sind und sich bereitwillig messen lassen, so dass mir ein dritter Besuch in der Dorfarztpraxis vorerst erspart bleibt.

Montag, 1. Juli 2013

Der Landarzt

Heute morgen hatte ich das Vergnügen, zum ersten Mal beim Arzt hier auf dem Dorf vorbeizuschauen. Mein Anliegen: meine Eisenwerte checken lassen. Munter und mit einem breiten Lächeln reichte ich zwanzig vor acht meine Versichertenkarte durch die winzige Öffnung im Glas am Empfang, die stark an osteuropäische Bahnhofsschalter erinnerte - nicht ganz zu Unrecht, wie sich herausstellte. Als ich meinen Wunsch äußerte, mir solle Blut abgenommen werden, wurde ich gleich zurechtgewiesen, dass ich da ja wohl zum Arzt ins Sprechzimmer müsse und ich solle mich doch setzen.

Gesagt getan. Im Wartezimmer, das noch genauso aussieht wie in meiner Kindheit, als eine andere, altersschwache und vermutlich halb-blinde Ärztin in der Praxis residierte, über die diverse Gruselgeschichten kursierten, in diesem Wartezimmer also saßen bereits vier Menschen. Der neue Arzt war schon viele Jahre in der Praxis, ich konnte mich aber nicht erinnern, ob ich jemals bei ihm war - ich glaube nicht. Ich nahm an, dass es recht zügig gehen würde - vier Patienten waren doch schnell abgehandelt? Ein Plakat informierte mich, dass sich die Haus- und Fachärzte um ihre Patienten kümmern und sich Zeit nehmen. Das hätte mir schon zu Denken geben sollen, aber ich habe es noch nicht einmal kapiert, als der kleine Zeiger die neun schon längst überschritten hatte. Nach zwei Stunden war mein Moment gekommen - ich sprintete in das Arztzimmer, vorbei am Parcours des Schwesternzimmers, der immer schon den gleichen kniffligen Aufbau mit dem Schreibtisch als Stopper zwischen Wartezimmertür und Behandlungszimmertür hatte, und nahm beim Arzt Platz. Sagt man eigentlich überall zu den Helferinnen der Ärzte Schwestern? Bei einem meiner Ärzte in Regensburg würde ich wohl das Wort Arzthelferin wählen, aber hier auf dem Dorf sind es eben Schwestern.

Was mir fehlt, natürlich. Aber bevor wir noch so richtig mit der Anamnese starten konnten, fragte der Arzt erstmal, wo ich herkomme. Ich erklärte, aus dem Nachbardorf. Daraufhin er in einer unübertrefflichen Direktheit: "Sie sprechen wie ein Wessi." Immerhin hat er mich trotz meines Sprachfehlers, der darin bestand, mich auf Hochdeutsch auszudrücken, weiterbehandelt. Schließlich wurde ich ins Nebenzimmer geschickt, das gleiche, in dem ich als Kind meine Impfungen bekam, und die Schwester mit dem Namen, der irgendwo zwischen Tupper-Dose und Ikea-Regal liegt, kam hinterher. Und duzte mich. Denn sie arbeitete schon immer in der Praxis und kannte mich ja. Und da ist es einfach mal egal, ob ich jetzt mindestens 11 Jahre älter bin als bei meinem letzten Besuch in der Praxis. Sie schaute sich meine Venen an, machte noch nicht mal einen Versuch dran herumzupieksen und rief den Arzt. Wieder wartete ich ein ganzes Weilchen, bis er endlich kam, meine Armbeugen ebenfalls betastete, und dann endlich am Handgelenk Blut abnahm.

Ich freue mich schon sehr darauf, am Mittwoch die Ergebnisse zu holen, bei Herrm Doktor Ossi und Schwester Ikea-Regal.