Freitag, 26. April 2013

So sollte das Leben sein

So habe ich mir das Ganze hier vorgestellt:



Perfekt. Leider gehört nur auch dazu, dass ich morgens erst einmal eine Stunde lang den Garten umgegraben habe – und dabei vielleicht so 6 oder 8 Quadratmeter geschafft habe. Dass der Rasen gemäht werden muss und das Unkraut vor der Einfahrt entfernt, das Laub vom letzten Jahr vorm Schuppen endlich mal zusammengekehrt werden sollte und der restliche Teil des Dschungels von Unkraut befreit. Am Morgen, als mir nach einer Stunde Spatenstichen der Schweiß von der Stirn tropfte, dachte ich kurz daran, mir einzugestehen, dass ich es nicht allein schaffe. Ist es Glück oder Pech, dass man solch anstrengende Momente schnell wieder vergisst?

Mittwoch, 24. April 2013

Vergiss Stuttgart, fahr lieber gleich nach Esslingen

Am Montagmorgen habe ich mich früh um sechs aus den Federn gequält, um halb acht in den Zug Richtung Stuttgart zu steigen. Dort hatte ich um 16.00 Uhr ein Bewerbungsgesrpäch und bei einer Entfernung von 500km wollte ich lieber sicher gehen, rechtzeitig zu kommen. Zum Glück hatte ich schon den enormen Vorteil, bei einem Freund übernachten zu können und so schon mal in Leipzig zu sein und nicht mit dem Linienbus erstmal zum Kleinstadtbahnhof fahren zu müssen.


Ich musste in Fulda umsteigen - da kamen gleich mal ein paar Erinnerungen hoch. Ich habe dort meinen Bachelor gemacht und war sehr oft an diesem Bahnhof um nach Hause zu fahren oder herumzureisen. Aber viel Zeit für Nostalgie blieb nicht, ich konnte nichtmal schauen, ob es den Bäcker mit Café und McDonalds im hässlichen Centhof gegenüber vom Bahnhof noch gab. In Stuttgart deponierte ich dann meinen Rucksack in einem Bahnhofsschließfach und machte mich auf, ein bisschen die Innenstadt zu erkunden. Allzu beeindruckt war ich nicht. Ob jetzt die Stadt durch Stuttgart 21 schöner oder hässlicher wird, wage ich auch nicht zu beurteilen, aber gerade der Weg vom Bahnhof zur Königsstraße glänzt jetzt nicht durch besonderen Liebreiz.
Ich fand mich recht schnell am Charlottenplatz wieder, wo das Vorstellungsgespräch denn auch stattfinden sollte. Aber ich hatte noch ewig Zeit und so suchte ich nach Zerstreuung und etwas zu essen. Dönerimbisse sind nicht so breit gesät in Stuttgart, irgend einen interessanten Fast Food Laden mit Sandwiches oder Bagels oder so etwas in der Art sah ich auch nirgends, und so wurde es schließlich ein Falafel bei einem Dönerverkäufer in einer Seitengasse. Naja, ich hätte schon noch ein bisschen suchen sollen, um irgendetwas besseres zu finden. Außerdem bin ich zu der Stadtbahnstation Weinsteige gefahren, um einen kurzen Blick auf die Stadt von oben und die Weingärten zu werfen, wegen des trüben Wetters war das aber auch weit weniger beeindruckend als ich es mir vorgestellt hatte.
Bei dem Gespräch traf ich witzigerweise eine Mitstudentin aus Regensburg. Ich wusste nicht, dass sie auch kommen würde und es war absoluter Zufall. Es war übrigens das gleiche Mädchen, dass ich schon abends in der Kneipe in Budapest getroffen hatte - ebenfalls zufällig. Wir setzten uns nach dem Gespräch noch in ein Café, wo witzigerweise die ganze Belegschaft Rumänen waren - wir hatten uns als Kulturmanager für Rumänien beworben - und sie fuhr dann wieder nach Hause, während ich nach Esslingen fahren wollte, wo ich noch eine Nacht bei einem Couchsurfer schlafen wollte. Da man nie so genau sagen kann, wie lange so ein Gespräch dauert, hatte ich es nicht darauf angelegt, noch am Abend einen Zug zu nehmen. Und es war eine gute Entscheidung. Mein Couchsurfer hatte für mich gekocht, als ich kam, sein Mitbewohner war auch da und aß mit uns und nachher unterhielten wir uns noch lange über Leben in Gemeinschaften und überhaupt Lebensentwürfe an sich. Es war super interessant und ich erhielt eine Menge Input, den ich jetzt erstmal verarbeiten muss. Inspirierend, auf jeden Fall. Ich freue mich schon darauf, ihn vielleicht wiederzutreffen, wenn er im Juni nach Leipzig kommt.


Ich hatte schon auf dem Weg zu ihm gemerkt, dass die Innenstadt von Esslingen sehr schön war und schaute mir das ganze noch einmal am nächsten Morgen an. In Esslingen sind viele gut erhaltene Fachwerkhäuser, ein bisschen mittalterlichen Charme hat die Stadt auch, nicht zuletzt durch die Burg über den Weingärten. Als ich die lange Treppe zur Aussichtsplattform hochstieg, kam ich vorbei an vielen kleinen Gärten mit blühenden Obstbäumen und hoffte sehr darauf, dass die Apfelbäume in meinem Garten auch bald blühen würden.
Ich würde jedem, der Stuttgart besucht, unbedingt einen Abstecher nach Esslingen nahe legen. Die Stadt ist viel besser erhalten und viel schöner als Stuttgart. Klar gibt es kein Schloss und keine monumentalen Plätze, aber dafür hat die Stadt mit ihren winzigen Häuschen und ihren Brücken viel mehr Charme als die Großstadt. Zudem ist Esslingen nur etwa 15min mit dem Zug entfernt. Also, ein Abstecher, der sich vollkommen lohnt.

Ich begab mich dann dennoch wieder nach Stuttgart, weil ich ja noch ein wenig Zeit totzuschlagen hatte, bis mein Zug fuhr und ich mir dachte, dass ich vielleicht ein bisschen durch die Geschäfte schlendern könnte oder so. Und obwohl die Sonne schien an diesem Tag und ich auch den Schlossgarten entdeckte (und die Stuttgart 21 Baustelle), fand ich die Stadt immernoch nicht besonders einladend. Aber das ist natürlich ein persönlicher Eindruck.

Obwohl die Fahrt also anstrengend war und mir zudem mitten in der Prüfungsvorbereitung zwei Tage nahm, war es dennoch eine positive Erfahrung, denn ich habe von dem Couchsurfer in Esslingen mal wieder so viele positive Impulse zum Nachdenken bekommen, dass ich es als Bereicherung empfand, dort zu übernachten. Ich rechne nicht damit, dass ich den Job bekomme, aber das ist auch gar nicht so schlimm - obwohl ich ihn unbedingt haben wollte - denn es gibt noch eine Menge anderer Dinge, die ich tun kann.

Mittwoch, 17. April 2013

Biergartensaison eröffnet ✓

Ich war von Sonntagabend bis Dienstagmittag in Regensburg, da ich am Montag einen Termin mit meinem Professor hatte. Ganz schön kurz, sollte man meinen, und deswegen bestimmt stressig. Umso verwunderlicher, dass es das überhaupt nicht war. Ich habe selten so viel rumgegammelt und trotzdem so viel geschafft.



Am Sonntagabend habe ich den armen Karl, meinen treuen alten Clio mal wieder ein bisschen antreiben müssen, damit ich es noch pünktlich zum Tatort schaffe. Dann stand erstmal gemütlicher Filmabend und Quatschen mit zwei Freundinnen auf dem Programm.
Der nächste Tag begann mit Jogging entlang meiner Lieblingsstrecke, gefolgt von einem gemütlichen Frühstück mit Zeugs aus dem Biomarkt an der Donau. Dann ein Termin mit meinem Professor und damit war der stressigste Teil abgehakt. Eine ausgedehnte Mittagspause mit einer promovierenden Freundin und ihren Kollegen folgte, dann ein wenig Sonne tanken mit anderen Mitstudenten, bevor ich noch ein paar Bücher in der Bibliothek bestellte und einscannte. Abends radelte ich noch schnell zum Biomarkt, um mich mit Lebensmitteln einzudecken, von denen ich vermute, dass ich sie im Provinzsupermarkt nicht bekomme, dann ließ ich den Tag mit einer Freundin im Biergarten ausklingen. Am nächsten Tag kam morgens furchtbar früh der Schronsteinfeger, um meinen Gasofen zu kontrollieren und unverständlich auf Bayrisch vor sich hin zu reden, dann transportierte ich mit einer Freundin meine Kommode zu ihr, da ich ja bald ausziehen würde und diese nicht mehr benötigte. Ich stellte dann fest, wie bescheuert es ist, in Regensburg mit dem Auto unterwegs zu sein, weil ich dreimal im Kreis fuhr, eh ich es schaffte, in die Innenstadt zu gelangen und dann ewig Parkplätze suchte, vor allem an der Uni. Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, meinen Antrag auf Zulassung zur Prüfung pünktlich im Prüfungsamt vorzulegen und danach musste ich nur noch Bücher ausleihen und ansonsten Mittagessen mit den Mitstudentinnen und in der Sonne sitzen mit ebendiesen.

Perfekt. Viel Sonne, ein wenig Stress und viel von meinen Mitstudentinnen, so hatte ich es mir vorgestellt.

Mittwoch, 10. April 2013

Markttag in der Kleinstadt - Frag nicht nach Sonnenschein...

Um eines der Probleme (Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln) in Angriff zu nehmen, bin ich heute "in die Stadt" geradelt - in Anführungszeichen deshalb, weil das Kaff etwas über 10.000 Einwohner hat. Dort habe ich dann auf dem Wochenmarkt den Honigstand gesucht und gefunden, also immerhin schon mal was. Ich versuchte an der Dame vor mir vorbei einen Blick auf die Angebote auf dem Klapptisch zu erhaschen und als sich die Dame mit ihrem "Hackenporsche" (O-Ton besagter Dame), dann rumdrehte, erkannte ich eine entfernte Verwandte. Das Verhältnis ist etwas schwierig, aber wie gehen recht nett miteinander um und so sagte ich hallo und fragte sie, wie es ihr ging. "Nüja, es schleicht so." Aha. Sie gab mir in unserem vielleicht vierminütigen Gespräch zu verstehen, dass alles gerade beschissen sei, aber was will man machen? Ich bohrte nicht weiter nach, obwohl es mich interessierte und ich auch wirklich Anteil nahm, aber ihr standen schon die Tränen fast in den Augen und ich fand es unpassend, sie mitten auf dem Kleinstadt-Marktplatz zum Heulen zu bringen. Auf ihre Frage, wie es bei mir stünde, antwortete ich mit einem breiten Lächeln und so etwas wie "Naja, eigentlich alles soweit in Ordnung." Irgendwas hält einen davon ab, Leuten, denen es schlecht geht, zu sagen, dass es einem ausgzeichnet geht. Mitgefühl oder so. Trotz meines strahlenden Gesichts legte sie fest, dass es auch bei mir nur so schleicht im Moment, das ist wohl ein dehnbarer Begriff. Es schleicht tatsächlich gerade, geschwindigkeitsmäßig zumindest, und ich hatte vielleicht auch schon mal irgendwann in einer goldenen Zeit weniger Sorgen - aber eigentlich geht es mir blendend. Vielleicht bin ich dem Leben ein Stück weit auf die Schliche gekommen, so dass sich meine Probleme davongeschlichen haben, klammheimlich?

Bildquelle: http://www.wurzen.de/typo3temp/pics/593164b1bc.jpg

Sie kaufte noch ein paar ungarische Spezialitäten, zumindest ging sie zu dem Fleischerwagen, auf dem dies stand, ich holte mir vom Bauernhofstand ein paar Äpfel und schlich mich zurück zu meinem Fahrrad. Als ich es gerade abschloss hörte ich ein Gespräch zwischen einer Frau älteren Jahrgangs und einer im mittleren Alter.
Die Jüngere: "Ach, hallo, sieht man Sie auch mal wieder!? Wie geht's?"
Die Ältere antwortet irgendwas.
Die Jüngere: "Aha, also auch nicht so gut."
Da habe ich dann kapiert, dass es wohl in dieser piefigen Kleinstadt zum guten Ton gehört, dass es einem schlecht geht. Man findet sicher was zu klagen. Und wenn man höflich ist und freundlich, bestätigt man sich gegenseitig, wie furchtbar alles ist.

Montag, 8. April 2013

Landleben - Beginn eines Selbstversuchs

Back to the roots - seit ungefähr zehn Tagen bin ich nun hier in meinem Haus, auf dem Dorf irgendwo in der sächsischen Prärie. Ich habe mir romantisch-verklärte Vorstellungen gemacht, wie es werden könnte, aber schon der Anfang ist nicht ganz einfach. Was fehlt?

Ordnung und Einfachheit


Ich hatte übersichtliche 1,5 Zimmer, die vielleicht auch nicht immer ordentlich waren, aber schnell aufzuräumen. Der Weg zum Supermarkt, der Weg zur Uni, alles einfach und vertraut. Und abends mit Freunden treffen bedeutete, sich aufs Rad schwingen und in zehn, vielleicht zwanzig Minuten da sein. So einfach ist es jetzt nicht mehr. Zwanzig Minuten bräuchte ich mit dem Rad zum Bahnhof. Zudem überfordern mich die große Zahl an Zimmer und die große Zahl an Kisten, mit Sachen, die ich sortieren müsste.

Der Biosupermarkt um die Ecke


Ich muss erst herausfinden, wo es gute Lebensmittel gibt, wo ich Sojagurt bekomme oder Honig vom hiesigen Imker, ebenso Äpfel von der lokalen Obstwiese, ungespritzt und von einem alten Bauernehepaar verkauft. Ich hatte einen Natursupermarkt auf dem Uninachhauseweg, einen Drogeriemarkt mit ausgezeichnetem Biosortiment keine zehn Radminuten entfertn... Hier muss ich mich daran gewöhnen, planvoll einzukaufen, weil nichts in der unmittelbaren Nähe ist. Auch kein Bäcker vor der Haustür, wo es frische Brezen gibt. Ob es die hier überhaupt gibt?

Sport


Ich hätte nie nie nie gedacht, dass ich das jemals sage, aber ich vermisse sportliche Betätigung. Es war so schön, aus der Haustür zu treten, fünfzig Meter zu laufen und die beste Joggingstrecke, die ich mir vorstellen konnte, vor der Nase zu haben. Auch für Inlineskates geeignet, im Übrigen. Hier muss ich mir nun neue Beschäftigungen suchen. Irgendwie erscheint mir Fitnesscenter wenig verlockend - zumal ich hier auf dem Land bin, hier sollte das doch noch weniger notwendig sein als in der Stadt? Aber direkt vor der Haustür kann ich eben nicht losjoggen, ich würde mir zu komisch vorkommen in meiner unattraktiven Laufhose durch die Siedlung zu rennen. Heute habe ich erstmal eine vierzig Kilometer Radtour gemacht und es tat gut. Vielleicht schaue ich mir das Fitnesscenter mal an, da wäre ja immerhin dann auch eine Sauna dabei, oder ich mach einfach häufiger einen Rad- oder Skateausflug. Die Schwimmhalle in der Kleinstadt sollte ich auch mal auschecken. Irgendwie ist es mir nur zu paradox, mit dem Auto zum Sport zu fahren. Das möchte ich nicht. Das Auto will ich eh so weit wie möglich vermeiden, dann sollte ich durchs Radfahren auch fit bleiben.