Gestern Abend bin ich in Budapest angekommen, meinem Zwischenstopp auf dem Weg nach Belgrad. Gegen elf Uhr abends war ich am Hostel, keine Stunde später war ich auf dem Weg zum Szimpla, meinem Lieblingsruinenpub, um noch ein Bierchen zu trinken. Ich drehte so meine Runden, mit einem großen Bier in der Hand und überlegte schon irgendwelche Leute anzusprechen, oder mich an die Bar zu hocken und ansprechen zu lassen. So hatte das meine Rumänien-Zimmergenossin immer gemacht und war damit sehr erfolgreich gewesen. Mein Bier neigte sich aber auch schon dem Ende und ich überlegte, ob ich nicht einfach weiterziehen sollte und woanders noch ein letztes Bier trinken und dann ins Bett fallen. Mein Plan war, später als meine Zimmergenossen im 6-er Schlafsaal zu kommen, damit ich nicht von ihnen gewckt würde, wenn sie hereinstolperten.
Was dann passierte, war der Wahnsinn. Jemand tippte mich an. Ich dachte mir, da muss mich jemand verwechseln oder vielleicht will mich jemand mit Anmachsprüchen zutexten. Ich dreh mich rum, und da steht eine Kommilitonin aus Regensburg, die gerade an der Central European University in Budapest studiert. Wir freuen uns beide wie verrückt. Sie hat noch ein paar Finninnen im Schlepptau, und gemeinsam gehen wir an die Bar, um einen Palinka (ungarischer Obstschnaps) zu trinken. Der Studienalltag ist sehr stressig, wie ich höre, und so verabschieden sich die Mädels früh. Ich drehe noch eine Runde um den Block und gehe schließlich zurück ins Hostel.
Geschlafen habe ich mittelmäßig, ich hatte schlimmeres erwartet bei dem wackligen Hochbett, morgens bin ich natürlich wachgeworden, als alle aufstanden (und sich zwei der Typen im Zimmer auch noch recht laut unterhielten), aber dann konnte ich doch noch mal eine Stunde schlafen. Um zwölf checkte ich aus und begab ich mich auf die Suche nach einem veganen Restaurant, dass ich im Internet gefunden hatte. Ich fand es, musste dann aber noch nach einem Bankomaten suchen, dann endlich konnte ich mich niederlassen und leckere Sachen bestellen und davon viel. Das Essen war fantastisch, aber danach war ich ganz kurz vorm Platzen.
Ich begab mich dann schnellen Schrittes zum Treffpunkt für den "Free City Walk on Communism", musste aber leider nach zehn Minuten wieder gehen, weil mir das alles viel zu einseitig war. Das sollte sich kein Historiker jemals antun. Ich meine, ich habe sicher noch Wissenslücken und es wäre cool gewesen, die jeweiligen Orte in der Stadt zu sehen, die in dem Kontext relevant waren, aber es war mir einfach zu krass antikommunistisch und oberflächlich. Kurz gefasst: Die Russen kamen, haben das Land besetzt, den Kommunismus eingeführt, die Bevölkerung war immer antikommunistisch und hat darunter sehr stark gelitten. Später am Abend habe ich mir die Story auch noch mal kurz im "Haus des Terrors" angeschaut. Interessante Ausstellung, interessant aufgearbeitet, und vollkommene Gehirnwäsche. Ähnlich wie auch im Museum des Warschauer Aufstands in Warschau wird man multimedial von allen Seiten beschallt und dabei durchgeschleust, ohne selbst denken und interpretieren zu müssen. Ganz einfach eben: böse, böse Sowjetunion.
Außerdem bin ich noch ganz viel durch die Gegend gelaufen und habe noch ein paar wenige Fotos gemacht. Am Abend habe ich mir dann bei einem anderen Veganer, einem Rohkostveganer, noch einen Tee und ein Stück fetten Schokokuchen gegönnt. Lecker lecker. Wenn ich in Belgrad auch nur annähernd soviele vegane Optionen finde wie hier, und die auch nur halb so gut sind, sind die nächsten Wochen gerettet.
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