Zusammen mit zwei anderen deutschen Studenten und einem polnischen Studenten habe ich ein Auto gemietet, um eine Tour nach Belgrad zu unternehmen, mit Zwischenstopp in Temeschwar / Timiosara auf der Hinfahrt und Eisernem Tor auf der Rückfahrt. Vollkommen unerwartet kam dann auch noch eine abenteuerliche Fahrt durch das Jiu-Tal hinzu, was als i-Tüpfelchen einer ohnehin wunderbaren Reise gesehen werden kann. Meine Reisegefährten waren durchweg männlich und studierten „was mit Wirtschaft“. Wenn ich jetzt schreibe, wir kamen dennoch großartig miteinander aus, sagt das etwas über meine Vorurteile. Wie dem auch sei, wir kamen – dennoch oder nicht – super miteinander klar.
Wir starteten früh um neun am
Wohnheim, um das Auto abzuholen. Es gibt nur eine Autovermietung in
Cluj, die es erlaubt, das Auto im Ausland zu nutzen und an diese
hatten wir uns am Abend vorher um 21 Uhr bereits etwas verzweifelt gewandt, als wir auf
Nachfrage erfuhren, dass das eigentlich schon reservierte Auto eben in
Serbien nicht versichert wäre. Es gab glücklicherweise noch Autos
und wir erhielten sogar ein kostenloses Upgrade auf einen Opel Astra
Kombi. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass wir vier Leute mit
Gepäck und Schlafsäcken waren. Das Auto stellte sich dann auch auf der
ganzen Fahrt als tatsächlich sehr komfortabel heraus. Nachdem wir beim Aufbruch
feststellen mussten, dass unser polnischer Teilnehmer noch schlief,
holten wir zunächst das Auto und dann etwas später ihn vom Wohnheim
ab – die Abfahrt verzögerte sich also. Wir fuhren Richtung
Timisoara los und gurkten wie überall in Rumänien über die Dörfer,
kamen aber eigentlich recht gut klar. Wir aßen in Salonta, einer
Stadt auf dem Weg, etwas zu Mittag und ich wunderte mich schon, dass
es Kofola und scheinbar tschechisches (aber wahrscheinlich dann doch
eher slowakisches) Bier zu trinken gab. Beim Rückweg zum Auto
stellten wir fest, dass es auch ein slowakisches Konsulat gab.
Wahrscheinlich gibt es also in Salonta eine slowakische Minderheit. Wikipedia meint, in Salonta leben 62 Slowaken. Das ist vermutlich nicht die bedeutendste Ansammlung von Slowaken außerhalb Bratislavas, aber vielleicht die bedeutendste Ansammlung in Rumänien - na gut, das wohl auch nur, wenn man davon ausgeht, dass die restlichen 17164 Slowaken eher verstreut leben (Daten vom Zensus 2002). Kurz gesagt, ich habe keine Ahnung, warum es dort Kofola und ein Konsulat gibt.
Wir fuhren auch noch durch Arad und
dass wir mitten durch die Stadt mussten war zwar etwas anstrengend,
aber das Zentrum war wirklich sehr schön. Angehalten haben wir nicht,
wir wollten ja nach Timisoara. Dort ließen wir uns vom Navi in die
Stadt leiten und fanden auch prompt das Hostel, wo wir eine Nacht im
Schlafsaal übernachteten. Nettes Hostel, freundlicher Typ, eine
Wii-Konsole zur freien Verfügung der Gäste (was die Jungs auch
kräftig nutzten) und eine gut ausgestattete Küche, aber leider nur
ein nicht besonders sauberes Bad für die zwei Schlafsääle (6 und 8
Betten). Es war nicht so viel los, neben uns waren nur ein paar
andere Gäste da, von daher gab es damit keine Probleme, aber wenn
das Hostel voll ist, ist es sicher problematisch.
Timisoara – Povestea merge mai departe.
Die Geschichte geht weiter.
In Timisoara machten wir zunächst
einen Stadtspaziergang auf der Suche nach etwas zu essen und
erkundeten ein wenig das Zentrum. Wir fanden den empfohlenen
Döner-Imbiss und gingen schließlich noch zum Fabirkviertel und im
Restaurant der Bierfabrik etwas trinken. Unterwegs kamen wir an der
sehr schönen Synagoge vorbei. Die Bierfabrik an sich ist die älteste
Rumäniens und hier wird Timisoarana gebraucht. Die Marke gehört
allerdings ebenfalls zur Ursus (dem ursprünglich Clujer Bier, dass
nun aber bei Bukarest hergestellt wird und nur noch in geringen
Mengen für die Brauereigaststätten in Cluj) gehört, was wiederum
zu SAB Miller gehört, denen wiederum auch Pilsner Urquell gehört.
Wir brachen bereits nach einem Bier
wieder auf und wurden fast von einem herabfallenden Stück Fassade
erschlagen, dass zwanzig Meter vor uns niederging. Das und der Fakt,
dass nicht wir sondern der Rumäne, der im gleichen Tempo auf der
Autobahn die ganze Zeit viel zu schnell knapp vor uns fuhr,
allerdings durchweg auf der linken Spur, von der Polizei herausgezogen worden war,
überzeugte uns davon, dass wir ziemliches Glück hatten mit unserer
Reise. Wir gingen noch in eine Bar, wo sich scheinbar die Kunstszene
und / oder alternative Menschen trafen und auf dem Heimweg in einer
ganz normale Bar, die auf dem Weg lag. In ersterer genehmigte ich mir
eine Flasche Augustiner Edelstoff. Ein Eichhofener Helles werde ich
wohl nirgends auftreiben können, aber so ein Augustiner hat schon
das Regensburg-Heimweh ein wenig befriedigt. Der Fakt, dass es aus
München ist, stört dabei ausnahmsweise nicht, denn es schmeckt
einfach. Zwei von uns gingen noch in eine Rockkneipe, ich ging jedoch zurück ins Hostel und dort schon
mal ins Bad und dann ins Bett, während im Gemeinschaftsraum des
Hostels noch Wii gezockt wurde. Obwohl ich nach nicht allzu viel Schlaf
früh aufgestanden war, schlief ich nicht besonders gut. Dann hatte
ich mich auch noch bereit erklärt, als erste ins Bad zu gehen, ich
schlief also insgesamt recht wenig. Wir starteten zu dritt zu einer
kleinen Stadttour, während unser Fahrer ausschlief, kauften Kaffee und ich kaufte mir in der Bäckerei
etwas zum Frühstück, dann liefen wir noch durch die Stadt, die auch
bei Licht betrachtet nicht besonders schön war. Cluj gefiel uns
allen jedenfalls besser. Und Cluj hat eine sehr schöne Uni, also
auch einfach schön vom Gebäude, Timisoara hat als Uni eine Menge
Plattenbauten. Die große Kirche war ganz schön, aber alles in allem
hinterließ die Stadt keinen guten Eindruck. Das lag aber zum Teil
sicher auch am trüben Wetter. Dennoch, die Gebäude waren
heruntergekommener, die kleine Grünanlage auf dem Hauptplatz
ungepflegt. Wir brachen, nachdem wir uns noch etwas zu essen
organisiert hatten, nach Belgrad auf. Mit klopfendem Herzen, wegen
der Grenzüberquerung mit einem fremden Auto und ganz gespannt, wie
es sein würde.
Serbien mit dem Auto
Ich hatte schon ein paar Kilometer
hinter Timisoara das Steuer übernommen, ich sollte nach Möglichkeit
über die Grenze fahren, da der Vertrag für das Auto auf mich lief und die Grenzer vielleicht danach fragen würden. Das war dann
aber im Endeffekt egal. Dennoch, obwohl ich ein bisschen Respekt
hatte, genoss ich es auch mal, ein großes Auto mit einigen PS mehr,
als ich es gewohnt bin, zu fahren. Die Grenzkontrolle ging schnell
und ohne Probleme, wenn man davon absieht, dass die Ampeln, die
anzeigten, welches Kontrollhäuschen besetzt war nicht funktionierten
und wir uns auf der falschen Spur einordneten.
Wir fuhren nach Serbien hinein,
landeten gleich in einer Stadt und mussten erstmal schauen, wie wir
uns da durchwursteln konnten. Aber eigentlich war es alles kein
Problem bis Belgrad, weil das gut ausgeschildert war. Nur einmal in
der Stadt angekommen wurde ich zum einen sehr nervös – ich bekomme
bei Stadtverkehr immer ein wenig Panik, zum anderen war auch nicht
mehr viel ausgeschildert. Das Navi funktionierte nicht, denn obwohl
ich extra die Karte für Serbien heruntergeladen und installiert
hatte, schien mein Handy nur die Autobahn und die größeren
Bundesstraßen zu kennen. Unser polnischer Mitfahrer stellte sich als
echter Orientierungskünstler heraus. Ich war ziemlich beeindruckt, wie er uns nach einem Blick in die Karte, die nur einen kleinen Ausschnitt der Innenstadt zeigte, durch die Stadt lotste.
Nach dem dringend notwendigen Fahrerwechsel, einer kurzen Etappe auf
der Straßenbahnspur und einer Exkursion auf einen Klinikparkplatz
fuhren wir endlich über die Savebrücke und fanden recht schnell
auch die Arena, wo wir uns mit unserem Couchsurfing-Gastgeber treffen
wollten. Nur mit dem Parkplatz war es etwas schwieriger, denn in der
Arena fand eine Wahlkampfveranstaltung statt und so waren auch die
Wohngebiete drumherum wild zugeparkt. Schließlich war auch das
geschafft und wir gingen mit unserem Gastgeber nach Hause. Nach
einigen Muffins zur Stärkung brachen wir wieder in die Stadt auf.
Wir waren in Novi Beograd, wie sich herausstellte brauchte man aber
zu Fuß nur etwa eine halbe Stunde in die Innenstadt. Das Auto blieb
erstmal für über einen Tag stehen.
Belgrad zu Fuß
Wir liefen zur Festung Kalemegdan und
genossen den Blick über die Stadt. Unser Belgrader zeigte uns auch
noch den Ausblick über den Zoo, dort wurden wir aber recht schnell
von einem Sicherheitsmann weggescheucht. Der Zoo ist nämlich zum
Teil in die alte Festung hinein gebaut und man kann praktisch von der
Festungsmauer ins Bärengehege springen. Das hat wohl auch ein
alkoholisierter Mensch mal getan, aber der Bär hatte keine
Gelegenheit mehr, mit ihm zu spielen, denn unten angekommen starb er
bereits an den Folgen des Sturzes. Der Bär hat es demzufolge auch
überlebt, man tötete ihn nicht, um den Mann zu retten.
Danach gab es Fladenbrot mit Cevapi, Sauerrahm und Zwiebeln, bzw. Fladenbrot mit einer Art Käsequark und Zwiebeln für mich. Das Lokal war winzig, es schmeckte gut und wir waren gestärkt fürs Nachtleben. Wir gingen zunächst ins Boheme-Viertel. Ich weiß nicht so richtig, denke aber, dass Boheme sich in dem Fall eher auf Freigeist und Künstler bezieht als auf Böhmen. Die Gasse war links und rechts gesäumt von Kneipen mit Freisitzen, wir wählten schließlich eine verstecktere und setzten uns rein. Unser Gastgeber erzählte witzige Reise- und Hitchhikinggeschichten und machte uns auf diesem Weg durch seine Hauptfiguren auch gleich noch mit Vorurteilen gegenüber Roma und Albanern vertraut. Die Missverständnisse in den Erzählungen gingen gut aus, und so konnten wir darüber herzlich lachen. Danach wollten wir noch in ein Jazzlokal, wo aber für einen privaten Geburtstag eine Gypsyband spielte. Das störte uns nicht, wir nahmen Bier und Rakija und fühlten uns sehr wohl. Einer von uns Deutschen spielte schließlich ein wenig Gitarre, die er von dem einen Musiker erbeten hatte und der Nebentisch sang „Knocking on Heaven's Door“ mit. Es war ein großartiger Abend und als wir nach Hause gingen, hatten wir noch eine ganze Menge zu lachen. Wir saßen noch im Zimmer unseres Gastgebers herum, aber nach und nach schlief einfach jeder ein. Ich hatte das Sofabett bekommen, die Jungs schliefen auf einem Deckenlager, so dass der komplette Boden bedeckt war. Unsere Taschen blockierten die Schränke. Kurz gesagt: Wir nahmen den ganzen Raum ein.
Unser Gastgeber schlief - gewzungenermaßen - woanders und kam am nächsten Morgen wieder herein, um Sachen zu suchen, was auch schon nicht ganz einfach war. Während wir langsam aufstanden, ging er zur Uni und wir mit seiner Schwester in die Stadt. Vorher machte uns die Mutter, die ziemlich gut Englisch und ein bisschen Deutsch sprach aber noch Tee und bot uns noch mehr Muffins an. Sie war großartig. Ich traf dann später einen serbischen Studenten, den ich auf einer Exkursion vor einem Jahr kennengelernt hatte und später trafen wir uns alle wieder. Die Schwester unseres Gastgebers war eigentlich seine Cousine, aber die beiden verstanden sich so gut, dass sie wie Bruder und Schwester waren. Sie begleitete uns, obwohl sie eigentlich in der Schule sein musste, den ganzen Tag. Es war sehr schönes Wetter und so gingen wir in den Zoo. Das war aber keine so gute Idee. Die Tiere hatten viel zu wenig Platz, wirkten falsch ernährt und falsch untergebracht. Sie vegetierten zum Großteil vor sich hin und hockten teilnahmslos da, es war ein deprimierendes Bild. Der Elefant wurde von den jungen Zoobesuchern mit Chips gefüttert, ohne, dass jemand eingriff (dass der Elefant überhaupt an die Hände der Besucher herankam, war ja schon so ein Unding). Die Wölfe und Raubkatzen hatten große Fleischstücke in ihren Käfigen liegen und langweilten sich zu Tode, hin und wieder knabberten sie daran herum. Das Krokodil hatte eine kleine blaue Wanne, in der es sich wahrscheinlich noch nicht einmal herumdrehen konnte und bewegte sich nicht. Ob es noch lebte wurde, glaubt man unserem Gastgeber, bereits seit Jahren bezweifelt.
Danach suchten wir ein Restaurant mit
Freisitz, was zu einigen Wortwechseln und ein wenig Stress führte,
da es nicht einfach war, alle unter einen Hut zu bringen. Am Ende
fanden wir eine schöne Pizzeria, mit überdachter Terrasse auf die
Straße hinaus.
So gestärkt wollten wir noch ein paar
Bier kaufen und uns auf die Festung hocken, um den Ausblick auf Sava
und Donau nun auch noch einmal bei Nacht zu genießen. Ich wollte
gern Flaschenbier, weil ich diese blöden Bierdosen nicht wirklich
mag und ich finde, es schmeckt irgendwie besser aus der Flasche. Zu
meiner Überraschung wurde mir aber keins verkauft, weil ich keine
Pfandflaschen abzugeben hatte. Volle Flaschen gab es nur gegen leere.
Wir rätselten, wie man jeweils in den Besitz seiner ersten
Bierflasche kommen würde und wie viele Kriege schon wegen
Flaschendelikten ausgebrochen waren. Wir setzten uns also mit
Dosenbier an die Brüstung von Kalemegdan und diskutierten über
Griechenlandhilfe und Finanzkrise.
Interessanterweise vertraten meine Wirtschaftsstudentenfreunde keine allzu neoliberalen Sichtweisen, so dass es auch nicht zum Eklat kam und niemand die Stadt vorzeitig verließ.
Unser Gastgeber wartete sicher auf uns, deswegen wollten wir nicht allzu spät kommen, aber schließlich mussten wir doch noch ein paar Umwege machen und brauchten bestimmt zwei Stunden zwischen Festung und Wohnung. Wir sollten nämlich für Pfannkuchen, die seine Mutter gemacht hatte, Nutella mitbringen, was sich zu dieser späten Stunde als deutlich schwieriger als zum Beispiel in Cluj herausstellte. Wir nahmen einen kleinen Umweg, fanden aber trotzdem keinen 24-Stunden-Lebensmittelladen. An der Tankstelle, wo wir vorbei kamen, gab es keine Nutella und wo ein weiterer Supermarkt war, wussten wir nicht. Wir nahmen schließlich eine Abkürzung durch das Wohnviertel und standen prompt vor einem Supermarkt. Dieser hatte aber scheinbar gerade in der Minute, als wir auftauchten, seine Pforten geschlossen und würde erst in 15, 20 Minuten wieder öffnen. Auch ein 24-Stunden-Supermarkt braucht mal eine Pause, beziehungsweise das Wachpersonal braucht diese, um davor auf der Bank zu sitzen und zu rauchen. Wir gingen folglich in eine der zwei Bars in der Nähe und wurden gebeten wieder zu gehen – Privatparty. Bei der anderen hatten wir schließlich Glück und so gab es für alle außer mich (ich hatte keine Lust auf Bier mehr) noch ein Bier in der Wartezeit. Ich ging dann schon mal Nutella kaufen, wir kauften für die Mutter unseres Gastgebers noch Pralinen und machten uns langsam auf den Heimweg. Dort saß unser Gastgeber noch vor dem Rechner und lud uns ein, mit ihm auf eine Party zu kommen. Wir waren alle sehr müde und fertig vom durch die Stadt laufen, wollten das aber nicht ausschlagen, auch wenn wir wohl keine besonders unterhaltsame Gesellschaft mehr sein würden. Die Party war im sechsten Stock eines Bürogebäudes und der Club – Laika – war von daher schon interessant. Mit uns war aber nichts mehr anzufangen. Unser Gastgeber fuhr uns zurück und zog vermutlich noch weiter, wir gingen schlafen, wir wollten ja früh aufstehen am nächsten Morgen, um zum Eisernen Tor zu fahren.
Interessanterweise vertraten meine Wirtschaftsstudentenfreunde keine allzu neoliberalen Sichtweisen, so dass es auch nicht zum Eklat kam und niemand die Stadt vorzeitig verließ.
Unser Gastgeber wartete sicher auf uns, deswegen wollten wir nicht allzu spät kommen, aber schließlich mussten wir doch noch ein paar Umwege machen und brauchten bestimmt zwei Stunden zwischen Festung und Wohnung. Wir sollten nämlich für Pfannkuchen, die seine Mutter gemacht hatte, Nutella mitbringen, was sich zu dieser späten Stunde als deutlich schwieriger als zum Beispiel in Cluj herausstellte. Wir nahmen einen kleinen Umweg, fanden aber trotzdem keinen 24-Stunden-Lebensmittelladen. An der Tankstelle, wo wir vorbei kamen, gab es keine Nutella und wo ein weiterer Supermarkt war, wussten wir nicht. Wir nahmen schließlich eine Abkürzung durch das Wohnviertel und standen prompt vor einem Supermarkt. Dieser hatte aber scheinbar gerade in der Minute, als wir auftauchten, seine Pforten geschlossen und würde erst in 15, 20 Minuten wieder öffnen. Auch ein 24-Stunden-Supermarkt braucht mal eine Pause, beziehungsweise das Wachpersonal braucht diese, um davor auf der Bank zu sitzen und zu rauchen. Wir gingen folglich in eine der zwei Bars in der Nähe und wurden gebeten wieder zu gehen – Privatparty. Bei der anderen hatten wir schließlich Glück und so gab es für alle außer mich (ich hatte keine Lust auf Bier mehr) noch ein Bier in der Wartezeit. Ich ging dann schon mal Nutella kaufen, wir kauften für die Mutter unseres Gastgebers noch Pralinen und machten uns langsam auf den Heimweg. Dort saß unser Gastgeber noch vor dem Rechner und lud uns ein, mit ihm auf eine Party zu kommen. Wir waren alle sehr müde und fertig vom durch die Stadt laufen, wollten das aber nicht ausschlagen, auch wenn wir wohl keine besonders unterhaltsame Gesellschaft mehr sein würden. Die Party war im sechsten Stock eines Bürogebäudes und der Club – Laika – war von daher schon interessant. Mit uns war aber nichts mehr anzufangen. Unser Gastgeber fuhr uns zurück und zog vermutlich noch weiter, wir gingen schlafen, wir wollten ja früh aufstehen am nächsten Morgen, um zum Eisernen Tor zu fahren.
Daraus wurde nicht so recht etwas. Ich
quälte mich zwar kurz nach acht aus dem Bett, aber bis wirklich alle
wach waren, dauerte es noch ein bisschen. Mehr Zeit nahm allerdings
das Frühstück – besagte Pfannkuchen und Tee und natürlich wieder
eine Menge lustiger und interessanter Gespräche – in Anspruch.
Keiner von uns wollte so richtig abreisen, die Familie war einfach
großartig gewesen, die zwei kurzen Tage in Belgrad voll von
unvergesslichen Ereignissen.
Der Rückweg auf kurvigen Pfaden
Wir schafften es dennoch irgendwann
abzufahren und schlugen die Richtung zur rumänischen Grenze ein,
allerdings nicht direkt, sondern mit dem Umweg über den
Djerdap-Nationalpark an der Donau. Die Donau bildet ja die südliche
Grenze Rumäniens, sowohl mit Serbien als auch in weiten Teilen mit Bulgarien. Dort war die
Donau jahrhundertelang nahezu unpassierbar gewesen, da links und
rechts gefährliche Felsen aufragten, die für Strudel und
Stromschnellen sorgten. Dies ist heute, aufgrund eines
Wasserkraftwerks mit großer Staumauer nicht mehr der Fall, aber die
Felsen und der nun ziemlich breite Fluss sind dennoch ein
beeindruckender Anblick. Wir fuhren immer auf der serbischen Seite
(vermutlich die schönere) entlang. Zunächst, als wir an der Donau
ankamen, bot sich uns der atemberaubende Anblick einer alten Festung,
die in die Felsen gebaut war. Wir kamen für Stunden aus dem Staunen
nicht mehr heraus. Der Weg war wunderschön und wir hielten oft, um zu
schauen und Fotos zu machen. So auch beim in Stein gehauenen
Dakerkönig, der am anderen Ufer, auf der rumänischen Seite zu sehen
war. Als wir zum Fluss herunterliefen, waren dort einige Männer, die grillten, zwei Kühe und ein alter Mann, der diese hütete und insgesamt eine einzige Frau und drei Kinder, die von dem Kuhhüter davon abgehalten wurden sich der Kuh allzu sehr zu nähern, aber keine natürliche Angst vor dem Riesentier hatten.
Es waren nur noch ein paar Kilometer zur Grenze und so suchten wir noch eine Tankstelle auf der serbischen Seite. Wir füllten mit unseren letzten Dinar den Tank, soweit das Geld reichter und überquerten den Fluss und damit die Grenze. Auch diesmal gab es keinerlei Probleme und so waren wir wieder in Rumänien. Was erstaunt ist, dass das serbische Durchschnittseinkommen deutlich unter dem rumänischen liegt – auf mich machte allerdings Serbien den entwickelteren Eindruck als Rumänien. Das zeigt sich an kleinen Dingen wie relativ guten Straßen, gepflegten Häusern in den Dörfern und fehlenden Straßenhunden. Natürlich, wir waren nur in Nordserbien und zum Süden gibt es ja angeblich ein starkes Gefälle, aber ich würde nicht sagen, dass Rumänien sehr viel weiter als Serbien ist.
Wir verfuhren uns in Turnu Severin
kurz, das heißt, es gab zwei Möglichkeiten nach Cluj zurück zu
kommen und wir nahmen die, die wir eigentlich zunächst nicht hatten
nehmen wollen. Im Endeffekt war das aber ein großes Glück. Wir
fuhren vielleicht 30km durchs enge Jiu-Tal in den Transilvanischen
Alpen, ein Teil der Karpaten was einfach nur unglaublich schön war. Es wurde bereits
dunkel und der Nebel senkte sich über die Berge. Die Strecke war
sicher ganz und gar nicht ungefährlich, aber unser Fahrer (ich fuhr
nicht mehr, nachdem meine Fahrfertigkeiten etwas kritisiert worden
waren) fuhr wirklich sehr sicher und hatte unseren Leih-Opel gut
unter Kontrolle. Wir brauchten dennoch ziemlich lange, aber das lag
eher an den Straßenbedingungen.
Um halb zwei in der Nacht waren wir wieder am
Wohnheim, konnten den Portier nach einer kurzen Diskussion davon
überzeugen, die Schranke auf zu machen und stellten das Auto ab. Wir
tauschten noch kurz Bilder und ich versuchte schlafen zu gehen, was
schwierig war, so aufgewühlt, wie ich war nach all den Erlebnissen.
Aber ich wollte am nächsten Tag morgens um zehn nach Budapest
starten, denn ich wollte ab Montag ins Archiv zum Recherchieren. Ich
schaffte den Zug knapp, aber das ist schon wieder die nächste
Geschichte. Als ich meinen Laptop aufklappte, um dies hier zu
schreiben und auf meinen USB-Stick schaute, was für Musik mir unser
Gastgeber mitgegeben hatte, fand ich vielleicht 20 Alben
Balkan-Musik. Großartig.
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