Heisasa, das war ja mal eine seltsame Einheitsfeierei. Ich war zum
ersten Mal in meinem Leben bei irgendwelchen Feierlichkeiten anlässlich
des Tags der Deutschen Einheit und dann gleich in Rumänien. Aber von Anfang an... Letzte Woche flatterten in der Redaktion Einladungen zum Empfang des deutschen Konsuls in der Oper herein. Natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen und als dann auch noch ein Kollege fragte, ob wir zusammen hingehen, zögerte ich nicht.
Es gab ungelogen vier verschiedene Personen mit Grußworten. Der Konsul irgendwie ungewollt komisch, wie eine Pappfigur auf die Bühne gestellt, auf die er sichtlich überhaupt nicht passt. Dann eine Deutsche, Abgeordnete des Bundestags - deren krasser Satz (nicht im Wortlaut): "Man muss die Deutschen da mal darauf hinweisen, dass es seit 60 Jahren keinen Krieg in Europa gab." [Was ja nocht nicht mal ganz korrekt ist.] wohl niemanden außer mir so richtig aufgefallen ist. Eine Abgeordnete des Bukarester Parlaments und ehemalige Honorarkonsulin von Indien (wie kommt man zu diesem Titel, kann man sich den kaufen?) ließ sich entschuldigen und ließ einen Vertreter Wirtschaftszahlen vortragen - Deutschland ist Rumäniens wichtigster Handelspartner und Rumänien ja auch in Deutschland immerhin auf Platz 23 bei Ein- und 24 bei Ausfuhr oder umgekehrt. Wow, noch vor Benin und Kambodia. Nachdem schließlich auch noch ein letzter Parlamentarier der rumänischen Hauptstadt die deutsch-rumänische Freundschaft mit viel zu vielen Worten beschwor, ging es endlich weiter im Programm. Ich muss gestehen, ich habe noch nie so sehr auf ein Trachtentanzprogramm gewartet.
Die Jungs und Mädels der Tanzgruppe machten ihre Sache gut und auch wenn zeitweise der Saal in Rentnerklatschen verfiel, kippte die Stimmung nicht ganz in Richtung Herbstfest der Volksmusik. Ich fand es immernoch irgendwie passend, auch wenn die Zusammenstellung schon skurril war. Weiter ging es nämlich mit klassischer Oper - Nabucco. Obwohl ich wirklich kein Opernfan bin, gefiel es mir ganz gut. Es folgten mehrere kurze Stücke aus Opern, Balletten, musikalischen Komödien - eine bunte Revue des gesamten Repertoires des Hauses. Oder aller vier, wie man es nimmt - neben dem rumänischen Staatsschauspiel, ist auch das deutsche und ungarische sowie die Oper in dem Gebäude untergebracht. Wer jetzt konkret beteiligt war, kann ich beim besten Willen nicht sagen.
Bevor es daran ging, das Buffet zu plündern, gab der Starbarriton das Stück "If I were a rich man" auf Rumänisch zum Besten, was sowohl durch seinen schauspielerischen Charme als auch durch die Fröhlichkeit des Lieds an sich für lachende Gesichter sorgte. Noch einige weitere Bespaßungen folgten, darunter der, wie ich mir habe sagen lassen, unvermeidliche Cancan der Tänzerinnen des Hauses. Meines Erachtens driftete die Veranstaltung damit etwas ins Lächerliche ab, aber es ist wohl auch schwer, jedermanns Geschmack zu treffen.
Das Wichtigste am Abend war wohl eh das Gesehenwerden, das Socializing. Für mich unangenehm war nur, dass ich praktisch niemanden außer einer Hand voll Kollegen kannte und mich nicht besonders wohl fühlte in dieser Athmosphäre. Ich habe kein Problem mit Oper und schicker Kleidung, nur dieses Defilieren überfordert mich. Ich weiß nicht, wie ich mich korrekt vorstelle, wem ich die Hand schütteln muss, wem ich meinen Namen nennen muss, wie viele "Freut mich"s ich verstreuen muss. Meine Begleitung war leider auch nicht besonders geübt in offiziellen Anlässen, er kannte nur ein paar mehr Leute. Am Ende redete ich mit ein paar Leuten von der deutschen Sprachabteilung von der deutschen Schule und mit der Praktikantin vom Deutschen Kulturzentrum länger und ließ das Buffet größtenteils links liegen, weil mich Repräsentieren, Schickaussehen und dabei noch möglichst elegant möglichst viel Essen verdrücken eindeutig überforderten.
Der Abend an sich war eine an Absurdität grenzende Mischung der Extreme. Einen Bogen von klassisicher Oper zu Volkstanz der deutschen Minderheit und Musikalischer Komödie zu schlagen, gelang meiner Meinung nach nicht, weil es wohl auch unmöglich ist. Ob dass die Gäste störte, ist die andere Frage, ich glaube, es wird ein buntes Potpourri erwartet und somit auch geboten. Amüsant sind die Gäste in ihren Paradekleidern, die dann mit ihrem Smartphone das Programmheft beleuchten, sobald der letzte Takt des vorhergehenden Stückes verklungen ist und noch zwei Sekunden eher beginnen, miteinander zu tratschen. Die Dame, die Fotos macht, ohne die Tasten- und Auslösetöne ihrer Kamera auszustellen, das Smartphone, das mit einem smartphonetypischen "Klick" ein Bild aufnimmt, nachdem es von seinem Besitzer in die Höhe gereckt wurde. Wirklich keine Opernathmosphäre, aber die soll ja auch gar nicht erreicht werden. Die Leute sollen Spaß haben, netzwerken, sich kennenlernen und möglichst Geld im Land lassen. Denn besonders dafür inszeniert man gerade hier so aufwendig einen deutschen Feiertag - um die deutschen und ihre Investitionen zu verehren.
Die Kritik klingt niederschmetternd und deswegen muss ich noch anfügen, dass es so schlimm nun auch nicht war. Klar gab es Momente, da wäre ich gern unter meinem Stuhl verschwunden, aber insgesamt war es ein witziger Abend. Ein Gläschen Sekt am Eingang hätte mir vielleicht geholfen, mich auf das gebotene Niveau - und damit meine ich nicht das künstlerische, daran finde ich nichts auszusetzen, sondern eher die Zusammenstellung - einzulassen. Aber insgesamt war es, tja, eine Erfahrung. Mal sehen, ob ich nächstes Jahr noch da bin, um diese zu wiederholen. Denn ich habe munkeln hören, das Programm ist seit Jahren ungeändert...
Es gab ungelogen vier verschiedene Personen mit Grußworten. Der Konsul irgendwie ungewollt komisch, wie eine Pappfigur auf die Bühne gestellt, auf die er sichtlich überhaupt nicht passt. Dann eine Deutsche, Abgeordnete des Bundestags - deren krasser Satz (nicht im Wortlaut): "Man muss die Deutschen da mal darauf hinweisen, dass es seit 60 Jahren keinen Krieg in Europa gab." [Was ja nocht nicht mal ganz korrekt ist.] wohl niemanden außer mir so richtig aufgefallen ist. Eine Abgeordnete des Bukarester Parlaments und ehemalige Honorarkonsulin von Indien (wie kommt man zu diesem Titel, kann man sich den kaufen?) ließ sich entschuldigen und ließ einen Vertreter Wirtschaftszahlen vortragen - Deutschland ist Rumäniens wichtigster Handelspartner und Rumänien ja auch in Deutschland immerhin auf Platz 23 bei Ein- und 24 bei Ausfuhr oder umgekehrt. Wow, noch vor Benin und Kambodia. Nachdem schließlich auch noch ein letzter Parlamentarier der rumänischen Hauptstadt die deutsch-rumänische Freundschaft mit viel zu vielen Worten beschwor, ging es endlich weiter im Programm. Ich muss gestehen, ich habe noch nie so sehr auf ein Trachtentanzprogramm gewartet.
Die Jungs und Mädels der Tanzgruppe machten ihre Sache gut und auch wenn zeitweise der Saal in Rentnerklatschen verfiel, kippte die Stimmung nicht ganz in Richtung Herbstfest der Volksmusik. Ich fand es immernoch irgendwie passend, auch wenn die Zusammenstellung schon skurril war. Weiter ging es nämlich mit klassischer Oper - Nabucco. Obwohl ich wirklich kein Opernfan bin, gefiel es mir ganz gut. Es folgten mehrere kurze Stücke aus Opern, Balletten, musikalischen Komödien - eine bunte Revue des gesamten Repertoires des Hauses. Oder aller vier, wie man es nimmt - neben dem rumänischen Staatsschauspiel, ist auch das deutsche und ungarische sowie die Oper in dem Gebäude untergebracht. Wer jetzt konkret beteiligt war, kann ich beim besten Willen nicht sagen.
Bevor es daran ging, das Buffet zu plündern, gab der Starbarriton das Stück "If I were a rich man" auf Rumänisch zum Besten, was sowohl durch seinen schauspielerischen Charme als auch durch die Fröhlichkeit des Lieds an sich für lachende Gesichter sorgte. Noch einige weitere Bespaßungen folgten, darunter der, wie ich mir habe sagen lassen, unvermeidliche Cancan der Tänzerinnen des Hauses. Meines Erachtens driftete die Veranstaltung damit etwas ins Lächerliche ab, aber es ist wohl auch schwer, jedermanns Geschmack zu treffen.
Das Wichtigste am Abend war wohl eh das Gesehenwerden, das Socializing. Für mich unangenehm war nur, dass ich praktisch niemanden außer einer Hand voll Kollegen kannte und mich nicht besonders wohl fühlte in dieser Athmosphäre. Ich habe kein Problem mit Oper und schicker Kleidung, nur dieses Defilieren überfordert mich. Ich weiß nicht, wie ich mich korrekt vorstelle, wem ich die Hand schütteln muss, wem ich meinen Namen nennen muss, wie viele "Freut mich"s ich verstreuen muss. Meine Begleitung war leider auch nicht besonders geübt in offiziellen Anlässen, er kannte nur ein paar mehr Leute. Am Ende redete ich mit ein paar Leuten von der deutschen Sprachabteilung von der deutschen Schule und mit der Praktikantin vom Deutschen Kulturzentrum länger und ließ das Buffet größtenteils links liegen, weil mich Repräsentieren, Schickaussehen und dabei noch möglichst elegant möglichst viel Essen verdrücken eindeutig überforderten.
Der Abend an sich war eine an Absurdität grenzende Mischung der Extreme. Einen Bogen von klassisicher Oper zu Volkstanz der deutschen Minderheit und Musikalischer Komödie zu schlagen, gelang meiner Meinung nach nicht, weil es wohl auch unmöglich ist. Ob dass die Gäste störte, ist die andere Frage, ich glaube, es wird ein buntes Potpourri erwartet und somit auch geboten. Amüsant sind die Gäste in ihren Paradekleidern, die dann mit ihrem Smartphone das Programmheft beleuchten, sobald der letzte Takt des vorhergehenden Stückes verklungen ist und noch zwei Sekunden eher beginnen, miteinander zu tratschen. Die Dame, die Fotos macht, ohne die Tasten- und Auslösetöne ihrer Kamera auszustellen, das Smartphone, das mit einem smartphonetypischen "Klick" ein Bild aufnimmt, nachdem es von seinem Besitzer in die Höhe gereckt wurde. Wirklich keine Opernathmosphäre, aber die soll ja auch gar nicht erreicht werden. Die Leute sollen Spaß haben, netzwerken, sich kennenlernen und möglichst Geld im Land lassen. Denn besonders dafür inszeniert man gerade hier so aufwendig einen deutschen Feiertag - um die deutschen und ihre Investitionen zu verehren.
Die Kritik klingt niederschmetternd und deswegen muss ich noch anfügen, dass es so schlimm nun auch nicht war. Klar gab es Momente, da wäre ich gern unter meinem Stuhl verschwunden, aber insgesamt war es ein witziger Abend. Ein Gläschen Sekt am Eingang hätte mir vielleicht geholfen, mich auf das gebotene Niveau - und damit meine ich nicht das künstlerische, daran finde ich nichts auszusetzen, sondern eher die Zusammenstellung - einzulassen. Aber insgesamt war es, tja, eine Erfahrung. Mal sehen, ob ich nächstes Jahr noch da bin, um diese zu wiederholen. Denn ich habe munkeln hören, das Programm ist seit Jahren ungeändert...
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