Die Tage waren gezählt und von der Urheimat musste ich wieder nach Hause - von Sachsen nach Timisoara. Mit dem guten alten Karlchen "Carol" von Großzschepa, dem alten Clio sollte diese Monstertour bewältigt werden: etwas mehr als tausend Kilometer in zwei Tagen mit nächtlichem Zwischenstopp in Bratislava. Und was bedeutet nach Südosten fahren in Kombination mit der alten Weisheit, dass im Osten die Sonne aufgeht? Richtig, es ging immer der Sonne entgegen!
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I came in like a wrecking ball... |
Los ging es in einem kleinen Dorf in Sachsen gegen halb zehn, die erste größere Pause wurde irgendwo in der Nähe von Prag bei einer Käsepizza gemacht. Dicker Nebel in ganz Tschechien ließ mich von der Idee Abstand nehmen, noch eine Pause bei einer mährischen Schlossanlage zu machen. Man hätte wohl das Schloss vor Augen nicht gesehen. Und so näherten wir uns Bratislava, nachdem die zweite Vignette des Tages auf die Scheibe gepappt war.
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Ausblick vom Hostel-Zimmer - vielleicht schlief ich deshalb so schlecht? | |
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Mithilfe des Navis fanden wir recht schnell das Hostel, wo wir ein Doppelzimmer gebucht hatten. Doch bevor wir dies bezogen, wollten wir noch raus, uns etwas die statt ansehen. Glücklicherweise lag die Altstadt nicht weit vom Hostel und so kraxelten wir sogar zur Burg hoch, wenn auch nicht ganz, denn den Burghof fanden wir schon verschlossen. Es reichte aber auch. Bei mir zeigten sich erste Anzeichen einer unschönen Erkältung. Da war es besser, einen ruhigen Schritt einzulegen. Die nächste Frage war die nach dem Abendessen. Ich hatte vor vier Jahren ganz gut in einer Kneipe in der Nähe des Theaters gegessen und nach ein klein wenig Sucherei fanden wir das Lokal recht schnell.
Ein paar Eindrücke von Bratislava:
Danach wuselten wir nur noch zurück zum Hostel, wo ich über Schmerzen klagte und unruhig schlief - schon allein weil mir vor der Fahrt am nächsten Tag graute. Nocheinmal 500km standen uns bevor und das in meinem Zustand von Grippeanflug mit Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Unwohlsein. Um acht standen wir auf, eine dreiviertel Stunde später hatten wir auch unseren Schlüsselpfand zurück und konnten Karel, unseren treuen Begleiter satteln. Mir war schlecht und ich fühlte mich richtig mies. Nach einem Tee, einem Keks und einem Orangensaft als wir bereits in Ungarn waren, ging es ein wenig besser. Beim nächsten Tankstopp hatte ich schon Appetit auf einen Müsliriegel und für vielleicht hundert Kilometer konnte ich wieder einigermaßen klar denken.
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Zum Glück hat Karl "Károly" den ungarischen Autobahnparkplatz unbeschadet überlebt. |
Irgendwann kamen wir dann an einen Grenzübergang, der definitiv schon bessere Tage gesehen hatte. Bereits an der slowakisch-ungarischen Grenze war es seltsam gewesen, einfach so durchzufahren, durch die Grenzstation, die aussah, wie eine alte Filmkulisse für ein Roadmovie, die nun seit Jahrzehnten nicht mehr gebraucht wurde und dem Verfall überlassen. Auch an der ungarisch-rumänischen Grenze erschien der Grenzposten wieder überdimensioniert für diese inzwischen kaum noch benötigte Grenze. Ein Europa - was das bedeutet, wird spätestens klar, wenn man an zwei Tagen in fünf Ländern ist und von zwei davon nur die Autobahn und deren Raststätten sieht. Keine Grenzkontrollen und überhaupt die Natürlichkeit, mit der sich österreichische, slowakische, deutsche und rumänische Kennzeichen auf ungarischen Autobahnen mischen. So viele Probleme auch mit Europa und dem Euro verbunden werden - es ging uns nie besser und es war nie friedlicher in unserem Europa.
Kurz vor der rumänischen Grenze hörte die Autobahn auf. In Rumänien gibt es sowieso bloß ein paar Kilometer Autobahn hier und da und der Westen gehört nicht zum Hauptverbreitungsgebiet zweispuriger Schnellstraßen. Dennoch kamen wir schnell voran, meist in Kolonne und einzelnen Fußgängern am Fahrbahnrand ausweichend. Jetzt muss ich sogar schmunzeln bei dem Gedanken an die Fußgänger und Fahrradfahrer, die wie Selbstmordkommandos an den Hauptstraßen entlangwuselten. Willkommen zu Hause.